Was tun, wenn der Designauftrag unklar ist? Rebriefing erstellen und Designprozess offen legen, rät Christian Büning …
Dennis, 26: Hallo, ich brauche Hilfe bei einer Auftraggeberin, die mir einfach nicht korrekt sagen kann, was sie will. Es gab jetzt drei Präsentationen und keine war gut genug. Sie konnte aber nie sagen, woran es eigentlich lag oder was falsch war. Ohne ein gutes Briefing kann ich aber nicht loslegen. Wie gehe ich mit diesem Problem um?
Christian Büning:
Lieber Dennis, leider muss ich Sie jetzt der Vorstellung berauben, dass es ein eindeutiges Briefing überhaupt gibt. In stark hierarchischen Strukturen, beispielsweise einem Konzern, werden Informationen von jeder Stufe zur nächsten nicht einfach nur weitergegeben, sondern interpretiert. Jeder passt seine Information ein wenig an, damit der Empfänger sie auch korrekt versteht.
Das heißt, Sie müssen Ihr Briefing nicht wörtlich nehmen, sondern unbedingt deuten.
Manchmal liegt hinter dem genannten Auftrag ein eigentlicher, heimlicher. Diesen müssen Sie freilegen, weil der Auftraggeber ihn manchmal selbst noch nicht kennt.
Lautet der Designauftrag zum Beispiel, eine Broschüre neu zu gestalten, kann es eigentlich darum gehen, sich erst mal Gedanken über eine präzise Nutzenanalyse zu machen. Solange das größere Ziel nicht definiert ist, können Sie das kleinere nur per Zufall treffen – ein undankbares Projekt. Möglicherweise liegt bei Ihrem Fall genau hier der Hase im Pfeffer.
Mein Tipp: Fassen Sie das Briefing in eigenen Worten schriftlich zusammen. Formulieren Sie unbedingt auch das Ziel des Projekts, etwa »Die Broschüre kommuniziert die Vorteile der Dienstleistung für anspruchsvolle Zwischenhändler auf 24 Seiten.« Erst wenn Ihr Rebriefing und das Briefing Ihrer Auftraggeberin übereinstimmen, haben Sie eine brauchbare Arbeitsanweisung.
Zeigen Sie das Briefing und die Zielsetzung bei Ihrer Präsentation – einmal zu Beginn und anschließend zusammen mit Ihrer Lösung. Damit legen Sie Ihren Designprozess offen und vermeiden so manche redundante Diskussion. Sie schaffen damit auch überprüfbare Parameter, die es Ihnen erleichtern, das Projekt zu steuern und Ihren Aufwand zu dokumentieren.
Sprechen Sie mit Ihrer Auftraggeberin über ihre eigentlichen Ziele, dann finden Sie mit Sicherheit den eigentlichen Auftrag und können zusammen ein brauchbares Briefing formulieren.
Viel Erfolg!
Christian Büning
Vizepräsident des Berufsverbandes der Deutschen Kommunikationsdesigner/
PAGE Kolumnist »Business Basics«
Christian Büning ist Inhaber des Büro Büning Informationsgestalter und Gründer des Werkstoff Verlags. Er ist Autor der BDG Gründerfibel und schreibt in der PAGE monatlich für Designunternehmer. Im BDG engagiert er sich für faire Märkte und professionelle Teilnehmer, seit 2011 in der Funktion als Präsident. Er ist leidenschaftlicher Fan von schematischen Zeichnungen und kann sich oft stundenlang nicht zwischen der Unit und der Droid Sans entscheiden. Christian Büning lebt und arbeitet in Münster – mit Fahrrad, natürlich.