Jeder verspürt Neid, aber keiner redet drüber. Farina Lichtenstein trifft mit ihrem Buch »nicht gönnen können« einen Nerv – und wurde dafür mit einem Grand Prix beim ADC Junior Award 2020 belohnt. Wir sprachen mit ihr über ihre Arbeit.
Worum geht es bei dem Buch »nicht gönnen können« genau und in welchem Kurs ist sie entstanden?
Farina Lichtenstein: Bei dem Buch geht es ums Neidisch-Sein, um den Neid Anderer und wie man damit umgehen könnte. Vor einiger Zeit war ich neidisch auf Menschen, die mir sehr nahestehen, obwohl ich mich doch eigentlich mit ihnen für ihren Erfolg freuen wollte. Da habe ich entschieden, mit diesem Gefühl transparent umzugehen und meine Gedanken zu dem Thema aufzuschreiben. Auch andere Personen habe ich anonym zu dem Thema befragt. Letztendlich ist daraus dann ein größeres Unterfangen geworden und ich habe mich entschieden, im Rahmen eines integrativen Projektes innerhalb meines Studiums dieses Buch zu gestalten.
Was war dir bei Konzeption, Gestaltung und Umsetzung besonders wichtig?
Ich habe lange überlegt, wie ich den Neid visualisieren kann. Anfangs wollte ich ein ganz hässliches und abscheuliches Buch machen. Letztendlich habe ich viel mit schwarzer Typo gearbeitet, die von neonfarbenem Neid durchbrochen wird. Auch der ausgesparte Buchdeckel soll visualisieren, wie sich der Neid ins Herz frisst. Der Druck mit dem Risograph sorgt für die nötige Leuchtkraft, gleichzeitig ist dieses Druckverfahren aber auch nicht das Beständigste. Genauso muss auch Neid kein dauerhafter Zustand sein.
Was hast du aus dem Projekt gelernt?
Natürlich konnte ich meine Kenntnisse im Bereich Buchgestaltung und Risographie vertiefen. Aber ich habe auch viel über Andere und mich selbst, über Erfolg und Freundschaft gelernt. Besonders spannend war es zu beobachten, was passiert, wenn man sich öffnet und ein sehr privates Thema behandelt. Das war aufregend und anstrengend, aber es hat sich gelohnt. Gerade im Designbereich steckt oft Herzblut in den Arbeiten, denn für viele ist es eben nicht nur ein Job. Mit dieser Leidenschaft geht Neid automatisch einher, denke ich. Trotzdem ist das ein Thema, über das Niemand sprechen will. Das wollte ich ändern und habe Neid eine Plattform gegeben.
Wie geht es bei dir jetzt weiter?
Aktuell arbeite ich an meiner Masterthesis, zu einem sehr viel langweiligeren Thema. (Es geht buchstäblich um Langeweile und Kreativität.) Wohin es mich in den kommenden Monaten verschlägt, ist noch offen. Demnächst werde ich mich wohl nach einem Job umschauen. Auf jeden Fall möchte ich gerne an spannenden Projekten arbeiten und vor allem im Bereich Editorial noch mehr Erfahrungen sammeln.
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