Ist das der richtige Weg, um neue Kunden und Aufträge zu gewinnen?
Heiner, 44: Hallo, ich bin schon eine Weile freier Gestalter und wollte mich mal wieder um Akquise kümmern. Ich dachte daran, an Designwettbewerben teilzunehmen, um neue Kunden zu gewinnen und vielleicht auch um an größere Projekte zu kommen. Ist das eine gute Strategie?
Christian Büning:
Lieber Heiner, Wettbewerbe sind in meinen Augen selten der richtige Weg, um an gute neue Projekte zu kommen, da in den meisten Fällen nicht nach Design gesucht wird. Design ist ein Prozess zur Lösung eines Problems, an dessen Ende ein gestaltetes Ergebnis steht. Die wenigsten Designwettbewerbe suchen jedoch einen Partner für die Lösung eines Problems, sondern einen Dekorateur für eine gesetzte Lösung.
Ihre Wettbewerbsentwürfe würden hier eher nicht nach der Problemlösungsqualität bewertet, sondern nach dem Gusto einer mehr oder weniger involvierten Jury. Dazu kommt ein oft wenig charmantes Gebaren bei der Übergabe der Nutzungsrechte.
In vielen Contests geben die Einreichenden alle Rechte bereits im dem Moment der Teilnahme ab.
Die Möglichkeit, auf diese Weise neue Auftraggeber für eine lange Zusammenarbeit zu akquirieren, ist also ungefähr so hoch wie die, am Brandenburger Tor einen gebürtigen Berliner zu erwischen. Mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit geraten Sie durch Wettbewerbe als stummer Diener in die Preisspirale.
Mein Tipp: Investieren Sie Ihre Energie lieber in eine überlegte Akquise als in offene Wettbewerbe. Sprechen Sie gezielt mögliche Auftraggeber an, für die Ihre Fähigkeiten interessant sein können.
Alternativ können Sie auch in faire Wettbewerbe investieren. Das sind Ausschreibungen, in denen keine Serviervorschläge gesucht werden, sondern kompetente Ansprechpartner für ein noch zu lösendes Problem. Ein fairer Contest bietet selbstverständlich ein Entwurfshonorar an und eine separate Nutzungsvergütung für die weitere Verwendung der Entwürfe. Auf diese Weise können Sie langfristig neue Auftraggeber gewinnen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.
Christian Büning
Vizepräsident des Berufsverbandes der Deutschen Kommunikationsdesigner/
PAGE Kolumnist »Business Basics«
Christian Büning ist Inhaber des Büro Büning Informationsgestalter und Gründer des Werkstoff Verlags. Er ist Autor der BDG Gründerfibel und schreibt in der PAGE monatlich für Designunternehmer. Im BDG engagiert er sich für faire Märkte und professionelle Teilnehmer, seit 2011 in der Funktion als Präsident. Er ist leidenschaftlicher Fan von schematischen Zeichnungen und kann sich oft stundenlang nicht zwischen der Unit und der Droid Sans entscheiden. Christian Büning lebt und arbeitet in Münster – mit Fahrrad, natürlich.