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Mental Health: »Dienstleistung ist nicht gleichbedeutend mit Sklaverei«

Die Münchner BECC Agency hat sich vom alten Agentursystem abgewendet. Die Chefetage achtet auf das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden und einen offenen Umgang mit ihren Kunden.

Blick in den Aufenthaltsraum der BECC Agency
Foto: BECC Agency

Die BECC Agency in München ist 2006 mit dem Anspruch angetreten, Dinge anders zu machen. Mit­gründerin Sabine Kraus kannte das alte System von ihren Eltern, Mitgründer Leif Geuder hatte selbst ei­nen Burn-out hinter sich. »Wir wollten aus dem Wahn­sinn ausbrechen, der in der Kreativbranche da­mals gelebt wurde. Und es hat geklappt: Wir konn­ten zeigen, dass man an Wochenenden tatsächlich freihaben kann, dass man abends pünktlich nach Hause gehen und neben der Arbeit drei Kinder groß­ziehen kann – und dass man dabei Spaß haben und erfolgreich sein kann«, so Kraus, deren Tochter Katha­rina ebenfalls Teil der BECC-Geschäftsführung ist.

 

Mitarbeitende der BECC Agency beim Rafting
Foto: BECC Agency

Sabine Kraus ist es wichtig, ein gesundes Umfeld für ihre gut fünfzig Mitarbeitenden zu schaffen – sowohl mental als auch physisch. Neben regelmäßigen Pausen gehören dazu Ausflüge in die Natur, sportliche Aktivitäten wie Rafting, ein Agenturfahrrad oder ein gemeinsames, gesundes Frühstück einmal im Monat. »Wir gehen nach dem Trial-and-Error-Prinzip vor«, erklärt Metin Seyrek, Mitglied der Geschäftsführung. »Wir testen Dinge und sprechen offen mit unseren Leuten darüber, ob es funktioniert.« So war es auch beim Thema Arbeits­zeit, die bei BECC flexibel ist und auf Ver­trauen basiert. Überstunden werden festgehalten und mit Frei­zeit abgegolten – Nachtschichten gebe es gar nicht.

Dem Kunden alles rechtmachen und irrationale Timings erfüllen ist laut Seyrek kein Thema in der Agentur: »Wir haben die Erfahrung gemacht, dass offene Kommunikation hilft.

Oft stellt sich heraus, dass es gar nicht so dringend ist – und der Kunde versteht, dass wir mit mehr Zeit bessere Qualität liefern können.

Dienstleis­tung ist nicht gleichbedeutend mit Sklaverei.« Natürlich sei man bereit, dringende Anfragen schnell zu er­ledigen – aber eben nur, wenn das knappe Timing gerechtfertigt ist. Zudem gehe die Agentur proaktiv auf Kunden zu, um kurzfristige Anfragen zu vermeiden. »Weihnachts-Posts für Social Media muss man ja nicht erst im Dezember vorbereiten«, so Kraus.

Prträtbild von Sabine Kraus und Metin Seyrek
Foto: BECC Agency

Alle zwei Wochen gibt es ein agenturweites Stand-up zum allgemeinen Dankesagen, und zwar in alle Rich­tungen. »Das ist nicht nur top-down. Die Kolleg:innen bedanken sich untereinander – und auch mal bei uns«, erklärt Metin Seyrek. Wichtig ist Sabine Kraus außerdem der Blick für das Befinden der Mitarbeitenden: »Ich tausche mich dazu mit unserem Betriebsarzt aus, der mich für bestimmte Anzeichen sensibilisiert hat.« Coachings gibt es sowohl für das ganze Team als auch für Führungskräfte. So fand zuletzt eines zum Thema Persönlichkeitsentwicklung statt, das die Führungsebene laut Seyrek vor allem in zwischenmenschlicher Kommunikation weitergebracht hat. »Das hilft nicht nur im Umgang mit Mitarbeitenden, sondern auch mit unse­ren Kunden. Wir wollen es demnächst für das gesamte Team anbieten.«

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PDF-Download: PAGE 03.2023

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