Seit 20 Jahren ist das RTL-Logo von den drei Kästchen geprägt. Aber das Design hat sich in diesem Jahr enorm verändert.
Der Branchenverband Eyes & Ears of Europe feiert sein 25-jähriges Bestehen und blickt aus diesem Anlass auf die Geschichte seiner Mitglieder zurück. Dazu gehören auch die Logos und Markenauftritte. Nach der Entwicklung des »Bällchensenders« Sat.1 ist nun RTL an der Reihe mit seinen nicht weniger markanten Kästchen.
Seit dem 2. Januar 1984 kann man in Deutschland Radio Television Luxemburg empfangen – genau einen Tag, nach dem Rivale Sat.1 on air gegangen ist. Ab 1988 sendete RTL dann aus Köln, ein Jahr später bekam der Sender seine Markenfarben Rot, Gelb und Blau. 2021 gab sich der Sender das umfangreichste Rebranding seiner Geschichte. Aber der Reihe nach …
RTL: Ein Sender, der auffallen will
Dass der Sender sich von den Öffentlich-Rechtlichen deutlich unterscheiden würde, zeigte schon das cheeky Video, das Direktor Helmut Thoma und Programmdirektor Marc Conrad bei der Geburt des Senders zeigte.
Der Drang aufzufallen war auch dem Logodesign anzumerken: Neben den knalligen Markenfarben wartete das erste neue Logo aus Köln mit Buchstaben auf, die wie ein Buch aufgeblättert waren. »Ein unverwechselbares Logo, das auffiel«, sagt Manfred Becker, ehemaliger Creative Director/Head of Presentation RTL (1987 bis 2002) und Ehrenpräsident von Eyes & Ears of Europe. »Es war nicht glatt und sollte so wirken, als ob man sich tatsächlich daran stoßen könnte.« Verantwortlich zeichnete das Studio Cerise.
Experimentelles Logo-Design
Zwei Jahre später wurde es experimentell – mit einem aufgelösten Logo, das an den Bauhaus-Künstler Kandinsky angelehnt war, mit einer 3D-Animation aus Dreieck, Kreis und Quadrat in den Markenfarben. Anfangs wurde es noch mit der Senderkennung gesendet, später standen die fliegenden Formen für sich selbst.
1992 dann kamen die RTL-Kästchen ins Spiel. »Marc Conrad wollte ein neues Logo«, berichtet Manfred Becker. »Es sollte wie eine Bank sein und eher in Richtung CBS oder ABC aus Amerika gehen. Ein Logo, aus dem man direkt RTL rauslesen kann.« ARD und ZDF, zu denen man bei den Zuschauerzahlen aufgeholt hatte, würde man nur als starke Marke überholen – so die Devise. Verantwortlich für das neue, klare Markendesign war Novocom aus Los Angeles. »Wir wollten ein Bad Boy Image haben. Das sollte richtig knallen und selbstbewusst dastehen«, so Becker.
Konstante Bildmarke: die RTL-Kästchen
In den folgenden Jahren wurde das Logo nur minimal verändert – etwa indem die Kästchen mal weiter, mal näher zusammen rückten. Die Materialität hat sich mit aktuellen Trends verändert, ebenso wie die Skalierung der Boxen. Knapp 20 Jahre sahen RTL-Zuschauer:innen den gleichen Schriftsatz in den gleichen Kästchen in den gleichen Farben – mal glossy, mal verbunden und mal als große farbige Buchstaben.
Auch Audio-technisch sollte der Sender natürlich erkennbar sein. 1997 gab es noch ein geflüstertes »Mein RTL«, an Weihnachten 2002 wurde es von einem Dreiklang abgelöst, seit 2007 erklingt der positivere Vierklang, den wir heute kennen.
1996 führte der Sender die RTL Faces ein, die in kleinen Spots – als Entschuldigung für die Unterbrechung – zur Werbung überleiteten. Diese Gesichter kamen offensichtlich gut an – es erreichten den Sender sogar Liebesbriefe.
Relaunch: RTL wird noch bunter
2021 nun der große Umbruch: Unter dem Motto RTL United öffnet der Sender seine Kästchen für alle Farben. Grund dafür sei eine innere Transformation: »Die Ausgangslage war nicht ein Redesign per se. Kein reines l’art pour l’art. Wir haben also nicht gesagt, ‘So, jetzt endlich mal weg mit Rot, Gelb, Blau’ oder ‘Jetzt mal was Neues‘«, erklärt Frederik Geisler, seit diesem Jahr Kreativdirektor RTL Deutschland. »Ganz im Gegenteil! Auch da waren wir von Anfang an offen. Tatsächlich kam das Redesign aus einer inneren Transformation heraus.«
Denn so wie sich die Welt und die Gesellschaft politisch, ökologisch und geopolitisch verändert hat, habe sich auch RTL gewandelt. »Als Sprachrohr der Menschen soll der Sender auch deren Vielseitigkeit widerspiegeln.« Gleichzeitig war es eine gute Gelegenheit, um das fragmentierte Markenbild mit einem One-Brand-Auftritt zu ersetzen.
Die Kästchen sind geblieben – aus Respekt vor der Markenhistorie. »Diese drei Kästen haben wir bewahrt. Denn dadurch, dass wir sie so konsequent und lange gehalten haben, haben sie ein fast ikonisches Potenzial erreicht. Man könnte, glaube ich, irgendwann in der Zukunft nur noch diese drei Kästen nebeneinander stehen lassen und wüsste trotzdem: Das ist RTL«, so Geisler. Allerdings kommen die Buchstaben darin jetzt wesentlich schlanker daher.
Individuelle Logos dank Generator
Mit welchen Farben die Kästchen befüllt werden, ist seit dem Relaunch immer wieder unterschiedlich – automatisiert durch einen Logogenerator. Frederik Geisler erklärt: »Sobald man hier ein Bild hochlädt, wird es analysiert und der Generator sucht die dominanten Farben aus dem Bild heraus. Da wir die Farben des Logos immer einen Ticken strahlender oder leuchtender haben wollen, wird auch das direkt eingerechnet und er macht einen Vorschlag. Wenn die erste Auswahl nun nicht den Erwartungen entspricht, gibt es die Möglichkeit eine weitere Farbpalette gezeigt zu bekommen, die ebenfalls im Motiv vorkommt und aus der man alternativ auswählen kann.«
Die Mitarbeitenden des Senders können zudem ihre eigenen persönlichen RTL-Logos erstellen, die sie beispielsweise in ihren Signaturen nutzen können.
Die Transformation des Senders soll übrigens nicht bei der Optik haltmachen. Auch die Programme und Programminhalte seien auf den Prüfstand gestellt worden, so Geisler. »Die Marke RTL möchte sich der Verantwortlichkeit stellen, was auch heißt, dass man viele Sachen, bei denen Menschen beispielsweise vorgeführt werden, auch loslassen muss.« Künftig soll ein positiveres Menschenbild die Programminhalte bestimmen.