Kreative & Kunden: Team up & Collaborate!
Ab sofort im Handel: PAGE 11.2014
Editorial: Der Weg ist das Ziel
Wenn unsere Auftraggeber neue Ideen brauchen, laden sie zum Pitch. Doch nur die Hälfte zahlt dafür, und das dann auch noch mehr schlecht als recht. Daher nehmen Agenturen lediglich ein Viertel der Pitcheinladungen an, drei Viertel der Ausschreibungen kassieren eine Absage. Zu diesem Ergebnis kam die jüngste cherrypicker-Erhebung zum landläufigen Pitchgebaren. Angesichts der geringen Wertschätzung verwundert das kaum, aber es wäre zu kurz gefasst, die Pitchmüdigkeit nur auf mangelnden Respekt zurückzuführen. Es gibt weitaus gewichtigere Gründe, Wettbewerbspräsentationen den Rücken zu kehren: Das Silodenken zwischen Agentur und Kunde stößt an seine Grenzen.
Der kreative Prozess läuft nicht mehr linear ab, getreu dem Motto »Briefing, Konzeption, Umsetzung«. Heute passiert alles gleichzeitig: Der Kunde hat ein Problem, die Technik schreitet voran, der Markt gibt Feedback. Früher war das Resultat eines kreativen Prozesses eine mehr oder minder geniale Werbeidee, an der man sich dann abarbeitete. Da es in übersättigten Märkten aber zusehends schwieriger wird, ein Angebot über Werbung zu differenzieren, ist das Ergebnis heute immer häufiger ein Prototyp, sei’s für ein digitales Produkt oder einen Service rund um die Marke. Es geht um das Kreieren von Relevanz, um die intelligentesten und effektivsten Lösungen für ein bestehendes Problem. Und wer sollte das besser angehen als Kreative und Kunden gemeinsam?
Wer der Herausforderung von heute begegnen möchte, muss eine andere Form der Zusammenarbeit begründen – weg von geschlossenen Systemen hin zu offenen, kollaborativen Modellen. Nicht zuletzt deshalb stellen denn auch immer mehr Agenturen die Sinnhaftigkeit des Pitchformats infrage und schlagen alternative Wege ein: Sie entwickeln in Kundenworkshops ein gemeinsames Verständnis für die Problemstellung, das ist meist wirkungsvoller als ein monatelanger, Ressourcen verschwendender Präsentationsmarathon; sie beteiligen sich an Start-ups, denn es hilft bei der Vertrauensbildung, wenn man nicht nur Werber oder Designer, sondern über die Agentur hinaus unternehmerisch tätig ist; sie gründen für Neukunden eigene Agenturen aus, um von vornherein mit überholten Gepflogenheiten zu brechen . . .
Ein Ziel, viele Wege? In PAGE 11.2014 zeigen wir, wie und in welchen Etappen Kreative und Auftraggeber zu wahren Partnern werden, gemeinsam das bestmögliche Ergebnis erreichen – und wann eine Kooperation gar nicht erst erstrebenswert ist. Auf dass auch Sie Ihren Königsweg finden!
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher
Zum Inhaltsverzeichnis
Schlagwörter:
Kreativbranche
Das könnte dich auch interessieren