mmer zum Erscheinen der aktuellen Printausgabe der PAGE: »Die Fundstücke« von Jürgen Siebert. Freuen Sie sich über kühne Kommentare zu Trends, Entwicklungen, Ereignissen und dem ganz normalen Alltagswahnsinn eines Kreativen … Heute: Ohne Facebook läuft gar nichts!
Die Welt der Kommunikation befindet sich im Umbruch. Und wir alle stecken mittendrin. Die Demokratisierung des Publizierens (Facebook, Twitter …) macht die Konsumenten zunehmend unabhängig von Produzenten und Werbung. Bald werden Kunden Marken gestalten. Wenn eingeführte Marken relevant bleiben wollen, müssen sie lernen, den Dialog mit ihren Kunden zu suchen und deren Meinung eine Spielfläche geben.
Die Agenturen stehen am Scheideweg zwischen Erneuerung und Bedeutungsverlust. 2013 könnte das Jahr der Entscheidung werden. Eine abflauende Konjunktur, insolvente Verlage und Gewinneinbußen in der Automobilbranche sind Indizien dafür, dass härtere Zeiten bevorstehen. Höchste Zeit, sich mit neuen Arbeitsweisen, Organisationsstrukturen und Geschäftsmodellen auseinanderzusetzen.
Manche Unternehmen und Marken sind der Auffassung, dass sie keine Agenturen mehr benötigen. Nur weil sie selbst Zugang zu den Kanälen haben, die auch Agenturen nutzen: Banner, Google-Anzeigen, YouTube, Facebook, Twitter und der ganze Social-Media-Zauber. Doch haben wir in den letzten Jahren nicht gelernt, dass ein Tool besitzen noch lange nicht heißt, ein Tool auch benutzen zu können? Wir alle haben grafikfähige Computer auf dem Schreibtisch stehen, raffinierte Spiegelreflexkameras in der Tasche und 10 000 Songs auf dem iPod. Aber macht uns das automatisch zum Designer, zum Fotografen, zum DJ?
Mit der Kommunikation verhält es sich etwas anders. Wir tun es jeden Tag. Mündlich oder schriftlich. Sicher gibt es auch auf diesem Gebiet Könner und Untalentierte. Aber selbst Letztere richten keinen großen Schaden an und werden verstanden. Daher ist die These der »Ich-Sender« – »Ich brauche keine Agentur für mein Marketing.« – durchaus berechtigt.
Noch funktioniert die Zauberformel des Social-Media-Marketings: (viel) Aufmerksamkeit für wenig Geld. Und wer es richtig anstellt, kann sogar die Klammer um das Wörtchen »viel« weglassen. Nachfolgend ein paar Spielregeln für Anfänger und Fortgeschrittene.
Website aktualisieren
1. Den eigenen Auftritt schlank halten (ohne Flash), unbedingt optimiert für gutes Auffinden durch Google und tauglich für Mobilgeräte. Wer sich keinen Webdesigner leisten kann, nutze Fertigseiten wie etwa Tumblr, WordPress oder Posterous.
Werde zum Blogger
2. Wer Talent zum Schreiben hat, sollte Produkte und Ideen über einen Blog veröffentlichen. Verlockt auch dazu, das eigene Tun zu reflektieren . . . Kommentare der Leser geben wichtiges Feedback.
Ohne Facebook läuft gar nichts
3. Immer noch das effizienteste Tool für Selbstpromotion und zur Steigerung der Bekanntheit. Nicht vergessen: Einmal täglich die Fans füttern, denn Facebook ist Geben und Nehmen.
Twittern!
4. Die perfekte Ergänzung zu Facebook, mit wenig Überschneidungen von Fans und Form. Die beste Erfindung seit dem Telefon. Und bald genauso verbreitet.
Augenpulver Pinterest
5. Wer Dienste oder Produkte mit visueller Komponente anbietet, kommt an Pinterest nicht vorbei. Funktioniert so einfach wie Briefmarkensammeln.
E-Mail-Newsletter versenden
6. Einmal im Monat oder alle zwei Monate eine E-Mail an Kunden mit Neuheiten, Nachrichten, Veränderungen. Dabei mithilfe der Statistiken aufmerksam verfolgen, ob das eigene Business noch als interessant wahrgenommen wird.
»Wann soll ich das alles machen?«, höre ich die ersten Leser stöhnen. »Na, zwischen 9 und 18 Uhr«, würde ich sagen. »Ich habe keine Zeit dafür.« Das ist die dümmste Ausrede in Bezug auf Social Media, die ich kenne. Die wahren Zeitfresser sind Telefon, E-Mail und unnötige Meetings. Das Gute an vielen Social-Media-Aktionen ist, dass sie nur wenig Zeit beanspruchen und überall angestoßen werden können. Zum Beispiel beim Warten in der Supermarktkasse oder auf den Bus, in der Mittagspause oder einfach so in der Arbeitszeit, weil es Ihr Job ist. Ja, Marketing ist Arbeit … selbst wenn es Spaß macht.