Unmut über unbezahlte Pitches gibt es in der Design- und Kommunikationsbranche schon länger. Damit soll jetzt Schluss sein, fordert die Agenturberatung Cherry Picker und veröffentlicht einen Honorar-Leitfaden für Pitches.
PRO
Demnach ist für kleine Pitchaufgaben eine Entlohnung von 3.000 bis 5.000 Euro angebracht, für mittlere Aufgaben sollten eine Summe von 7.000 bis 8.000 Euro gezahlt werden. Für umfangreiche Pitchaufgaben sollte es 10.000 bis 15.000 Euro geben und für sehr komplexe oder internationale Aufgaben 20.000 bis 30.000 Euro. Alle Angaben verstehen sich inklusive Reisekosten, gelten für alle Disziplinen und basieren auf einer Umfrage, die Cherry Picker unter mehr als 100 Agenturen durchgeführt hat.
Dabei geht es nicht darum, mit Pitches das große Geld zu machen, betonen die Herausgeber des Leitfadens. Vielmehr werden die Briefings immer umfangreicher und zeitintensiver. Dazu kommt, dass immer mehr Wettbewerber daran teilnehmen – die Chance für die einzelne Agentur, einen Auftrag zu generieren sinkt, während das finanzielle Investment steigt. Gerade für kleinere Dienstleister kann das fatal enden.
»Wenn Unternehmen langfristig und fair mit einer Agentur zusammen arbeiten wollen, sollten Honorare als Aufwandsentschädigung selbstverständlich sein«, betont Oliver Klein, Gründer und Inhaber von Cherry Picker. »Mit unserer Empfehlung wollen wir von Anfang an die Weichen für eine respektvolle Partnerschaft zwischen Kunde und Agentur stellen.« Für die Unternehmen indes liege der Vorteil klar darin, dass nur an bezahlten Pitches alle für eine Aufgabe relevanten Agenturen telnehmen könnten.
CONTRA
Einen ganz anderen Standpunkt vertreten dagegen Norbert Lindhof und Andreas Gruhl. Die beiden ehemaligen Agenturmanager, die unter anderem für Ogilvy, Scholz & Friends, Y&R und McCann-Erickson tätig waren, haben gerade ihre neue Agenturberatung ALLER ! BEST gegründet und machen keinen Hehl aus ihrer Meinung. Im Interview mit der Fachzeitung »Horizont« sagte Lindhof: »Wir haben schon als Agenturchefs gesagt, dass bezahlte Pitches nicht zu halten sind.« Zwar werde ALLER ! BEST den Kunden empfehlen, wenigstens die Fremdkosten der Agenturen zu bezahlen. Aufträge abzulehnen, »nur weil die Agenturen kein Pitchhonorar bekommen«, komme aber nicht infrage.
Einen Lagebericht zur aktuellen Pitchkultur lesen Sie in dem Artikel »Jede Menge Herzblut« aus PAGE 01.2010, Seite 52ff.