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Ab sofort im Handel: PAGE 11.2012

Editorial: Verwerfungen

Du willst ein Internet-Milliardär wer­­den? Dann geh nach Afrika!«, schreibt das US-Magazin »Wired«. Eine Milliarde Menschen offline, das sei wie bei uns damals um 1995. Noch 2007 verband ein einziges Glasfaserkabel den Kontinent mit dem Internet, heute sind es bereits neun, im kommenden Jahr sollen es zwölf sein. Auch wenn es mit den Tiefseekabeln allein noch nicht getan ist – terrestrische Kabel müssen die Bandbreite erst noch ins Hinterland tragen –, der britische Premier Cameron führte dennoch schon mal eine Unternehmerdelegation nach Nigeria und Südafrika auf Einkaufstour bei Internet-Start-ups.

Wenden wir den Blick von Afrika nach Südamerika: Seine Integration in den weltweiten Kreativmarkt für stille und bewegte Bilder hat Argentinien und Uruguay bereits einen gewaltigen Aufschwung gebracht. »Beide Länder wiesen nach 2001 ein Handelsbilanzdefizit für die Kulturindustrien auf und haben sich zwischenzeitlich zu star­ken Exporteuren von kreativen Gütern und Dienstleistungen entwickelt«, berichtet der BVPA. In Buenos Aires und Mon­tevideo etwa sei der audiovisuelle Sek­tor zu den erfolgreichsten Branchen in der Kultur- und Kreativwirtschaft herangewachsen. 2009 seien in Argentinien 673 Werbefilme produziert worden, 40 Prozent davon fürs Ausland, Schwerpunkt Europa. Uruguay exportierte sogar 90 Prozent. Beinahe unbemerkt verschieben sich die Märkte.

Auch bei uns. Schauen wir uns nur Barcelona, die gefühlte Trendhauptstadt Europas an: Auch wenn die Kreativmetropole auf den ersten Blick unverändert attraktiv erscheinen mag – während des diesjährigen Festivals für postdigitale Kultur, der OFFF 2012, bevölkerten wieder Scharen von Krea­-
ti­ven die Ramblas –, in Spanien sind derzeit so viele junge Leute arbeitslos wie nir­gend­wo sonst in der Eurozone. Zahlreiche Deutsche kehren wieder in ihre Heimat zurück, drängen in den nächs­ten vermeintlichen Hot Spot oder münzen das brachliegende Kreativpotenzial so­wie die niedrigen Perso­nal­kos­ten und Mieten um in einen Standortvorteil für das einträgliche Auslandsgeschäft. – Der Kreativmarkt ist in Bewegung: Gehälter, Honorare und Tätig­keitsfel­der mit Zukunft, siehe Titel­geschichte ab Seite 22.

Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher

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