Laut der neuesten Erhebung des Gesamtverbands der Kommunikationsagenturen kommen seine Mitglieder weiterhin mit einem blauen Auge und nur leichten Umsatzrückgängen durch die Corona-Krise. Die Einzelheiten …
Die GWA-Agenturen, die an der Umfrage im Februar und März teilgenommen haben – insgesamt 84 – haben im Jahr 2020 einen Umsatzrückgang von 1,3 Prozent verzeichnet. »Nur« muss man wohl sagen, denn die Erwartungen waren eher schlechter. GWA-Präsident Benjamin Minack räumt allerdings ein, dass es natürlich zu beiden Seiten Ausreißer gibt: »Eine pauschale Aussage ist so gut wie unmöglich. Es gibt unter den Agenturen Gewinner wie Verlierer – und viele Longtail-Auswirkungen, die wir heute noch nicht abschätzen können.«
Knapp 60 Prozent der Befragten haben 2020 Umsatzrückgänge verbucht, 40 Prozent melden dagegen Zuwächse. Die Renditen stiegen nach vier Jahren erstmals wieder an. Wachstumstreiber war – wenig überraschend – vor allem die Online-Kommunikation. Unter den auftraggebenden Branchen hat vor allem die öffentliche Hand an Bedeutung gewonnen, die derzeit einges zu kommunizieren und großen Transformationsbedarf hat.
Die größten Herausforderungen und Wachstumshemmnisse sehen die Befragten in der schwächelnden Konjunktur und im Fachkräftemangel. Wobei Minack anmerkt, dass Zeiten des mangelnden Wachstums eine gute Chance bieten, um über Agenturstruktur und -angebote zu reflektieren. Über die Teilnahme an Awards wird 2021 laut der Umfrage eher ad hoc entschieden.
Die Gig Economy boomt weiterhin
Interessant ist, dass sich auch im Krisenjar der Trend hin zu einem größeren Freelancing-Markt verstärkt hat, so Minack. Immer weniger Agentur-Personal lasse sich fest anstellen – für Arbeitgebende eine kritische Entwicklung. Zwar hätte ein Teil der Freelancer:innen durchaus Existenzangst gehabt – hauptsächlich solche aus den Bereichen Text, Art und Projektmanagement –, aber die hätte maximal drei Monate angedauert, sagt Minack. Danach habe der Freelancing-Markt schnell wieder zur alten Stärke gefunden, inklusive der Honorare. »Wir sind eindeutig in einem Arbeitnehmermarkt. Darauf müssen sich Agenturen einstellen.«
Remote Work und Homeoffice haben sich bei den befragten Agenturen offenbar bewährt: Die meisten sehen dadurch keine Probleme bei den Arbeitsprozessen, auch nicht in der Kreation.
Um der Krise etwas entgegenzusetzen investieren die GWA-Agenturen in Kostensenkungsprogramme, aber auch in die Verbesserung ihrer Angebote. »Die Agenturbranche ist nicht im Krisenmodus. Das zeigen die aktuellen Zahlen des Monitors wie auch die Diskussionen bei uns im Verband. Auf der Agenda der Agenturen stehen zur Zeit vielmehr zukunftsgerichtete Fragen, beispielsweise zur Agentur-Performance, zu relevanten Kooperationspartnern, zu Geschäftsmodellen und Wertschöpfungsketten«, so GWA Benjamin Minack.
Diversität ist nach wie vor ein wichtiges Thema in der Branche, das ebenfalls in der Umfrage abgefragt wurde. Demnach stellen alle Befragten positive Effekte von Diversität auf die Kreation fest. Dreiviertel sehen sich bereits divers aufgestellt, für mehr als die Hälfte ist Diversität ein wichiger Faktor vei der Besetzung von Stellen. Eine Quote planen aber nur wenige Agenturen. Die angekündigte Studie zum Thema wird derzeit ausgewertet.
Einordnung Designmarkt
Die Mitgliedsstruktur des GWA umfasst größtenteils Werbe-, Kreativ- und Digitalagenturen und spiegelt daher die Lage auf dem Designmarkt, der zudem durch viele Einzelkämpfer und kleinere Studios geprägt ist, nur bedingt wider.
Für diesen Bereich sind entsprechend die Umfragen von Berufsverbänden wie dem BDG oder dem Dachverband Deutscher Designtag ausschlaggebender. Diese zeichneten im August respektive September ein eher düsteres Bild: Die Krise habe gerade erst angefangen. Beim BDG läuft gerade die Auswertung einer neuen Umfrage. Für Selbständige in der Kultur- und Kreativbranche veröffentlichten kürzlich das Netzwerk Promotion Creative Industries (PCI) und der Kreative Deutschland aktuelle Zahlen.