Grafikdesign und Jazz
Spannende Dokumentation über den legendären Grafikdesigner Niklaus Troxler und sein genauso legendäres Jazz-Festival in Willisau.
Spannende Dokumentation über den legendären Grafikdesigner Niklaus Troxler und sein genauso legendäres Jazz-Festival in Willisau.
Es dauert nicht lange bis man ordentlich beeindruckt ist. Da ertönt Jazz im Hintergrund und dazu sieht man eine Reihe von Plakaten, die Nikolaus Troxler für sein Jazz-Festival in Willisau entwarf und in denen er Musik in einzelne Striche umsetzte, in Melodie und Rhythmus.
»Natürlich will ich, dass mein Plakat sich gegen andere durchsetzt, als erstes gesehen wird«, sagt der Schweizer Grafikdesigner – und seine Buchstaben-Kaskaden, Farbfontänen, Schraffuren, Buchstabengewitter und changierenden Typografie-Spielereien sind grafisch so bestechend, dass sie natürlich alle Blicke an sich fesseln.
Der Filmemacher Angelo A. Lüdin begleitete Trox, wie er in Willisau genannt wird, bei den Vorbereitungen zu seinem letzten Jazz-Festival, das er 1975 aus der Taufe hob, über 30 Jahre lang leitete und die Festivalführung mit über 70 Jahren schließlich an seinen Neffen weitergab.
Einst hat Troxler den Jazz in die Provinz gebracht, der dort wie ein Fremdkörper wirkt, hat das Kaff Willisau zu einer Art Wacken des Jazz gemacht – nur, dass die Schweizer den Fremden nicht ganz so aufgeschlossen gegenüber waren. Gesindel ereiferte man sich Anfangs über die langhaarigen Besucher und über das Event, das Keith Jarret das beste Jazzfestival der Welt nannte, das alle Größen zur Gast hat und hatte: Bob Cunningham, die African Jazz Allstars, Dave Holland bis hin zum Vera Kappeller Trio und vielen vielen mehr.
Doch der Film begleite Troxler auch nach Japan, wo er vom TDC Tokyo ausgezeichnet wird, nach Seoul, wo er unterrichtet, nach Hangzhou, wo er mit seinen Töchtern gemeinsam ausstellt und ins Künstlerhaus Bethanien und nach Berlin, wo er künftig mehr Zeit verbringen möchte.
Neben Musik, Soundchecks und Konzertausschnitten gibt »Niklaus Troxler – Jazz in Willisau« Einblicke in Troxlers Skizzenbücher, in die Art wie er Motive entwickelt, Troxler selbst führt durch die von ihm gestalteten Plattencover und erläutert deren Entstehung und die Ideen dahinter, beschreibt, warum er nie Fotos verwendet, sondern immer nur Grafik und Typografie, wie er mit Instrumenten spielt und Porträts einzig durch Schrift entstehen lässt.
Heute ist alles viel zu angepasst, keiner geht mehr Wagnisse ein, bedauert Troxler – und zeigt, was alles möglich ist, wenn man für etwas brennt.
Der Kinofilm ist mittlerweile auf DVD erschienen und bei Pointdevue in Basel erhältlich. Hier kann man die DVD direkt bestellen.
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