Grafikdesign, Kapitalismus und die fatalen Folgen
Ruben Pater nimmt die allzu enge Verbindung von Grafikdesign und exzessiver Konsumwirtschaft kritisch unter die Lupe.
Wie Grafikdesign mit Kapitalismus verbandelt ist und wie wir dem entkommen können – so lautet flapsig übersetzt der Untertitel dieses kleinformatigen, aber mit 456 Seiten umso dickeren Bands, in dem unter vielen anderen auch immer wieder gerne Marx zitiert wird. Autor Ruben Pater, niederländischer Grafikdesigner und bekannt für das 2016 erschienene Buch »The Politics of Design«, unterzieht das Metier einer fundamentalen Kritik, die kaum einen Stein auf dem anderen stehen lässt.
In einem historischen Rückblick zeigt er zunächst auf, wie Design zur tragenden Kraft einer Konsumwirtschaft wurde, die allzu oft auf Ausbeutung, Verschwendung und Umweltzerstörung beruht. Der zweite Teil des Buchs befasst sich mit der nicht selten toxischen Arbeitswelt, die dieses System für Kreative hervorgebracht hat – inklusive Selbstausbeutung. Und der dritte mit Strategien für den Wandel von Vernetzung über Social Design bis Aktivismus.
Das Grunddilemma bleibt: Grafikdesign lebt über weite Strecken von der Marktwirtschaft. Der Autor selbst plädiert dafür, nur für regionale Firmen zu arbeiten. Dazu muss man allerdings sagen, dass er seinen Lebensunterhalt teilweise bestreitet, indem er Grafikdesign an der Kunstakademie in Den Haag lehrt. Ein Job, von dem viele nur träumen können – der Ruben Pater aber auch Gelegenheit gibt, mit einer neuen Generation von Gestalter:innen neue Wege zu erkunden. Und Letztere sind dringend gefordert.
Mehr über den Autor erfährt man unter untold-stories.net.
Ruben Pater: CAPS LOCK. How capitalism took hold of graphic design, and how to escape from it. Valiz, Amsterdam 2021
32 Seiten
22,50 Euro
978-94-92095-81-7
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