Wir sprachen mit Hochschul-Beraterin Petra Kern darüber, was Employability in Designstudiengängen eigentlich heißt.
Die Forderung der Employability – man kann es grob mit »Beschäftigungsbefähigung« übersetzen – ist Bestandteil der Bologna-Reform und ein umstrittenes Konzept, das bislang nur rudimentär umgesetzt wird. Auch – oder vor allem? – in den Designstudiengängen. Petra Kern, Beraterin für Wissensinstitutionen, widmete sich dem Thema in ihrer Doktorarbeit »Employability. Kriterium der Studienwahl und Profilierungsmerkmal von Hochschulen. Untersuchungen am Beispiel designwissenschaftlicher Studiengänge« (2020, Logos Verlag Berlin). Darin kommt sie zu dem Schluss, dass sich das Studienfach Design zunehmend von der beruflichen Praxis entkoppelt. Was das genau bedeutet und was man gegen diese Entwicklung tun kann, erklärt sie im Interview.
Was bedeutet Employability genau?
Petra Kern: Das Konzept ist Teil der Bologna-Reform, deren Ziel es war, einen europäischen Bildungsraum zu schaffen, der internationale Mobilität durch eine vergleichbare Hochschulbildung ermöglicht. Der Begriff Employability hat anfangs für einige Irritationen gesorgt.
Ganz wichtig: Es handelt sich dabei nicht um ein Diktat des Arbeitsmarkts.
Und es ist nicht die Aufgabe der einzelnen Studierenden, Employability zu erreichen, sondern die der Hochschulen. Damit ist aber nicht gemeint, Studierende auf den Status quo der Praxis vorzubereiten, sondern zu antizipieren, wie sich Märkte und Arbeit verändern werden, und sie darauf vorzubereiten, was kommt.
Sie haben festgestellt, dass es eine Entkopplung gibt zwischen dem Studienfach Design und der beruflichen Praxis. Wie meinen Sie das?
Ich meine damit, dass Designer:innen nicht mehr nur an ihr direktes Berufsfeld gebunden sind, sondern auch an viele andere Segmente. Das zeigt sich an den sogenannten Spill-over-Effekten: Design im engeren Sinne erwirtschaftet 20 Milliarden Euro Umsatz im Jahr – Designer:innen erwirtschaften aber zudem rund 42 Milliarden Euro Umsatz in anderen Branchen. Die Spill-over-Effekte sind also doppelt so hoch! In verschiedensten Feldern, in strategischen und prozessorientierten Bereichen sorgen Designer:innen heute für Mehrwert. Das bedeutet: Das eng gefasste Kompetenzmodell, das dem Berufsfeld an den meisten Hochschulen zugrunde gelegt wird – etwa das individuelle Entwurfstalent –, greift in der Realität nicht mehr. Es braucht offenkundig weitere Kompetenzen.