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Eine Schrift, die Zensur visualisiert

Christine Rudi entwarf in ihrer Masterarbeit einen Font, der die Mechaniken der Zensur verdeutlicht.

Pixel-Schrift Index Mono: Auf einer Folie sind schwarze Pixel zu sehen, die den drunterliegenden Text teilweise verdecken
Die Pixel-Schrift Index Mono verdeutlicht die Mechaniken der Zensur, also das Schwärzen und Verschwinden­lassen von Text und Bild

»Zensur entfremdet uns von der Wirklichkeit, weil durch sie Bindeglieder verschwin­den, die uns helfen, die Welt zu interpretieren«, beschreibt Christine Rudi das Thema ihrer Master­arbeit am Campus Gestaltung der Hochschule Trier. Sie hat sich damit beschäftigt, wie Informationen eingeschränkt, verboten, unkenntlich und unzugäng­lich gemacht werden – so wie aktuell in Russland, das jegliche Berichterstattung über den Ukraine­krieg unterdrückt.

Pixel-Schrift Index Mono: Doppelseite der typographischen Masterarbeit

Um diese Praktiken zu visualisieren, hat sie die Schrift Index Mono entworfen, die die beiden Extreme der Zensur – Schwärzen und Verschwindenlassen – in sich vereint. So kann der Variable Font bis zur Unkenntlichkeit gefettet werden oder nahezu verschwinden. Die Pixel-Schreibmaschinen-Schrift nimmt Bezug auf das Verpixeln im digitalen Raum sowie auf die Schreibmaschine als politisches Instru­ment, mit dem verbotene Literatur produziert wurde. Christine Rudi selbst bezeichnet sie als »schriftgestalterisches Kunstprojekt«, mit dem sie mahnen, nachdenklich machen und zur Auseinandersetzung mit dem Thema Zensur anregen möchte.

Pixel-Schrift Index Mono: Doppelseite mit viel Text und langen geschwärzten Episoden

Zusätzlich hat sie das Buch »Kaleidoskop der Zen­sur – INDEX Mono« gestaltet, das neben der Vorstellung der Schrift das Thema aus vier Perspektiven theoretisch betrachtet: Zensur des Wortes, des Bildes, des Raumes und der Zeit. Das Layout spielt mit dem Verschwindenlassen oder Verdecken von Informa­tionen, den limitierten Möglichkeiten einer Schreib­maschine und den Formen der Index Mono. »Auf das Zensierte kann immer nur durch seinen Kontext, also das, was zurückbleibt, verwiesen werden«, so die Gestalterin. Eine nachdenklich machen­de und sehr zeitgemäße Arbeit, die im Rahmen des Design­preises Rheinland-Pfalz in der Kategorie Talents aus­gezeichnet wurde.

Pixel-Schrift Index Mono: Fließtext auf transparenter Folie

Porträtfoto von Christine RudiAnlässlich des Ukrainekriegs hat sich Christine Rudi mit Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit von Informationen beschäftigt. Derzeit arbeitet sie als Freelancerin von Trier aus und würde ihre Leidenschaft für Editorial Design und Typografie gerne in einer Agentur ausleben, die in den Bereichen Kunst, Kultur und Forschung arbeitet (Porträt: © Lars Müller)

 

 

 

 

Dieser Beitrag ist erstmals online am 29. März 2023 erschienen. 

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