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»Die Qualität unserer Arbeit leidet nicht unter Corona, doch das soziale Umfeld fehlt«

Nach gut einem Jahr Pandemie arbeitet die Hamburger Agentur Mutabor so interdisziplinär wie nie zuvor. Chief Digital Officer Burkhard Müller vermisst aber die sozialen Komponenten, die das Agenturleben ausmachen.

Burkhard Müller
Durch den Shift ins Digitale konnte Mutabor Mitarbeiter halten und Kunden gewinnen

Strategie, Branding, Architektur, Live-Experience, Digital – das sind die Standbeine der Agentur Mutabor in Hamburg. Entsprechend erlebte sie die Pan­de­mie in allen Facetten. In China geplante Messen wurden schon im November 2019 abgesagt, und auch 2020 brachen dort viele Aufträge weg. In den anderen Disziplinen gab es zunächst verhaltene Kunden, die im dritten und vierten Quartal aber ihre Vorsicht ablegten und dafür sorgten, dass das Geschäft sogar wuchs. So vergrößerte sich das Mutabor-Digital­team von 20 auf 30 Personen – fast aus­schließ­lich aus den eigenen Reihen.

»Statt Leute einzustellen, haben wir Mitarbeiter umgeschult und ihnen neue Perspektiven im Digitalteam angeboten«, berichtet Burkhard Müller, Chief Digital Of­ficer bei Mutabor. Dank großer Lernbereitschaft und hoher Motivation funktionierte das gut. »Wir sind nun so interdisziplinär wie nie zu vor, die Arbeitsergebnisse sind im positi­ven Sinne überraschend.« Alle Teams betreuen inzwischen digitale Projekte und nutzen die Vor­teile digitaler Workflows: Das Interfacedesigntool Figma wird nun auch im Branding mit Pair-Designing, bei dem zwei oder mehr Designer in Echtzeit am selben Modul gestalten, genutzt, und die Architek­ten entwickeln virtuelle Räume inklusi­ve aller Inter­aktionen. »Innerhalb von ein paar Mo­naten haben sie sich alle dafür nötigen Skills angeeignet – Wahnsinn, was unter Druck alles möglich ist!« Und doch war es eine harte Zeit. »Wir haben umstrukturiert, was ging. Für viele Kollegen war es natürlich herausfordernd, sich zu verändern. Wir hatten Kurz­arbeit – die zum Glück nun auch in den letzten Bereichen ausläuft«, so Müller.

Transparente Prozesse mit den richtigen Tools

Nach einem Jahr Corona sind digitale Workflows nicht nur für Mitarbeiter, sondern auch für Kunden längst Routine, Kollaborationstools wie Figma oder Miro – aber auch Projektmanagementsoftware wie Jira gehören zum Alltag und machen Prozesse für al­le Beteiligten viel transparenter als vor Corona. Sorgen bereitet Burkhard Müller etwas anderes: »Die Qualität unserer Arbeit leidet nicht unter der Situa­tion, wohl aber die emotionale Bindung. Das so­zia­le Umfeld, das das Agenturleben ausmacht, fehlt.« Da durch die Arbeit im Homeoffice vieles wegfällt, was einen an die Agentur und das Team binde, befürchtet er, Mitarbeiter zu verlieren.

Im Juni vergangenen Jahres hatte sich Burkhard Mül­ler eine bessere Fehlerkultur gewünscht – tatsächlich be­obachtet er eine größere Empathie füreinander. »Wir gehen mit Fehlern ruhiger um. Nicht zu verwechseln mit ›nachlässig‹, wir haben einfach gemerkt: Es darf auch mal richtig schlecht laufen, wir bekommen es trotzdem hin.« Und noch etwas Gutes kann Mül­ler der Krise abgewinnen: »Die Agentur ist deutlich nach­haltiger geworden. Nicht nur durch weniger Reisen und weniger Müll, auch weil wir uns alle viel achtsamer verhalten.«

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