Designer und Werber am Ende?
Ab sofort im Handel: PAGE 02.2010
Editorial: Flashback
Schade eigentlich, dass es die gute alte TV-Show „Was bin ich?“ mit Robert Lembke nicht mehr gibt. Zu gerne hätte ich das Rateteam Marianne Koch, Hans Sachs, Annette von Aretin und Guido Baumann noch mit dem Berufsbild des Kommunikationsdesigners von heute konfrontiert gesehen: Der Kreative hätte das Studio betreten, seinen Namen in einem ungelenken Krickelkrackel an die Tafel gemalt, sein Kreuzchen wohl bei „selbstständig“ gesetzt und dann eine typische Hand- beziehungsweise Fingerbewegung gemacht. Und natürlich hätte nur das Publikum seinen Beruf eingeblendet gesehen.
Nach Lembkes Standardfrage „Welches Schweinderl hätten S’ denn gerne?“ hätte unser Kollege wohl auf das weiße gezeigt (ja, hätten wir gedacht, Weiß ist noch immer das neue Schwarz), und dann wäre das heitere Beruferaten auch schon losgegangen: Guido Baumann hätte die klassische Eröffnungsfrage „Sind Sie mit der Herstellung und Verteilung einer Ware beschäftigt?“ gestellt, und der Kandidat hätte mit einem zögerlichen Ja geantwortet. Den Klassikern „Könnte auch ich zu Ihnen kommen?“, „Machen Sie Menschen glücklich?“ wären weitere Ja gefolgt – auch der Frage „Gehen Sie einem kreativen Beruf nach?“. Aber bei „Sind Sie Gestalter bunter Bilder?“ wäre dann ein klares Nein zu hören gewesen respektive das erste 5-Mark-Stück ins Sparschwein gefallen.
Und fortan wäre das Rateteam mit Sicherheit im Dunkeln getappt, denn über unseren Job sind noch nicht einmal mehr wir selbst uns im Klaren: Das Internet sowie dessen soziale und mobile Nutzung stellen die Spielregeln der Kommunikation komplett auf den Kopf. Nein, wir gestalten schon lange nicht mehr nur bunte Bildchen für Print, TV und vielleicht auch fürs Netz. Im Gegenteil, der mediale Umbruch zwingt uns zur Neuorientierung. Womit und wie werden wir in Zukunft Geld verdienen, lautet denn auch unsere Quizfrage ab Seite 20.
Doch zurück zu „Was bin ich?“: Unser Kandidat hätte seine Tätigkeit vielleicht mit dem Begriff Mediator auf den Punkt zu bringen versucht, hätte zur Erklärung der typischen Handbewegung womöglich den Twitter-Account eines Kunden per iPhone geprüft und daraufhin ein erst recht ratloses Frageteam zurückgelassen. Das allerdings – und das sei ihm in diesen Zeiten wahrlich gegönnt – mit einem Schweinderl, bis zum Rand gefüllt.
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher
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Schlagwörter:
Kreativbranche
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