Vom 16. bis 20. Januar war die Coworking-Szene in Aufruhr und feierte die erste globale Jellyweek. Wir sprachen mit Organisatorin Anni Roolf über die Woche.
Vom 16. bis 20. Januar war die Coworking-Szene in Aufruhr und feierte die erste globale Jellyweek. Wir sprachen mit Organisatorin Anni Roolf über die Woche.
223 Veranstaltungen in über 34 Ländern – das ist die beeindruckende Teilnehmer-Bilanz der Jellyweek 2012. Nach dem Trubel der Woche erzählte uns Anni Roolf – noch ganz beseelt vom Kollaborationsgeist – was sich während der Coworking-Woche so ergeben hat.
PAGE: Wie liefen die einzelnen Veranstaltungen der Jellyweek ab?
Anni Roolf: Die Jellyweek basiert auf einem sehr offenen Konzept. Der Großteil der Veranstaltungen war von Coworking Spaces organisiert, aber auch Business Center und Nachhaltigkeits- oder Stadtentwicklungsinitiativen nahmen teil. Es gab eintägige Aktionen wie Tage der Offenen Tür, aber auch mehrtägige Projektarbeiten. Alle Events sind auf der Jellyweek Map verzeichnet.
Wie stand es mit dem internationalen Austausch?
Der war überwältigend. Es fanden viele Google Hangouts statt, in denen zum Beispiel über die Weiterentwicklung der Jellyweek gebrainstormt wurde. Weitere Kanäle waren Skype, Twitter, Facebook etc. Social Media spielt bei der globalen Vernetzung eine sehr große Rolle. Bei der Jellyweek zählt zum einen der lokale Bezug, der Zusammenhalt der Gemeinschaft vor Ort – und zum anderen der globale Dialog. Er fördert den Austausch und die Weiterentwicklung von Ideen weltweit.
Die Coworking-Bewegung dient also der Globalisierung?
Ja, es ist eine Globalisierung von unten – ohne große Unternehmen oder Organisationen. Dabei haben wir auch Grenzen ausgelotet: Zum Beispiel ist Facebook nicht überall auf der Welt präsent, dort muss man auf andere Netzwerke ausweichen. Es wurde auch darüber diskutiert, ob immer alles nur Englisch sein muss – schließlich gibt es mehrere Weltsprachen. Das sind ganz grundlegende Fragen der Globalisierung. Ich sehe uns als Gegenmodell zur Occupy-Bewegung: Wir protestieren nicht nur, sondern suchen aktiv nach Lösungen, sowohl nach unternehmerischen als auch gemeinwohlorientierten. Ein wichtiges Ziel der Jellyweek ist das Sichtbarmachen der weltweiten, dezentral wachsenden Infrastruktur der Coworking Spaces und Ermunterung anderer Netzwerke, diese zu nutzen – für Kollaboration, Synergien, Empowerment.
Welche konkreten Projekte sind entstanden während der Jellyweek?
Leila País de Miranda aus Brasilien hat zum Beispiel eine Jellyweek Quilt gestartet, die symbolisch für Co-Kreation und die Vernetzung auf lokaler und globaler Ebene steht. Sobald sie fertig gestellt ist, soll sie auf Reisen gehen. In Italien fand ein Logo-Wettbewerb statt, auf dessen Basis jetzt die Corporate Identity der Jellyweek co-kreativ weiterentwickelt wird. Eine andere Idee ist zum Beispiel das »Jelly Money«, eine Parallelwährung für Coworker. Und wir planen einen Hackathon für die Entwicklung von Kollaborations-Tools. Es sind viele Projektideen entstanden, die es jetzt weiterzuentwickeln gilt. Eine Liste aller fertigen und laufenden Projekte gibt es in der Project Overview.
Gibt es nächstes Jahr wieder eine Jellyweek?
Aber natürlich! Sogar das Datum steht schon fest: 14. bis 20. Januar 2013. Die Jellyweek hat neuen Schwung und Energie in bestehende Gemeinschaften und Coworking Spaces gebracht. Viele haben Feuer gefangen und wollen weiter machen. Es gibt sogar die Idee für einen monatlichen Jelly-Tag. Dieses Jahr haben Willi Schroll, Trendforscher in Berlin, und ich die Woche allein organisiert. Das war ziemlich viel Arbeit. Nächstes Mal soll es ein größeres Kernteam geben. Wer dabei sein und die Jellyweek mit weiterentwickeln will, kann gerne Kontakt mit mir aufnehmen (anni.roolf@dezentrale.eu). Wir haben schon ein Sommer-Camp in Südfrankreich geplant. Außerdem wollen wir als nächsten Schritt den physischen Austausch fördern – zum Beispiel mit Busreisen durch die Kontinente.