Aus der Kreativschmiede Fabrica: Kenzi Benabdallah über Creative Relationships
Kenzi Benabdallah, zuletzt Sr Art Director für Heimat (TBWA), gehört zu den Glücklichen, die für eine Creative Residency bei Fabrica, dem legendären Benetton Communication Research Center, ausgewählt wurden. Heute berichtet er, was er dort über Creative Relationsships gelernt hat.
Was sind Ideen? Ideen sind doch Gedanken, die man sich zu einem Problem, einer Aufgabenstellung macht. Aber erzählt man Jedem seine Gedanken?
Ideen sind so ziemlich das Privateste was man mit anderen Menschen teilen kann — sie sagen so viel aus: Wie man denkt, welche Meinung man zu einem Thema hat und vor allem, wie man mit Problemen umgehen kann.
Bevor eine Idee refined ist, ist es sehr wichtig, mit Leuten zu arbeiten, die den eigenen Gedanken Verständnis entgegen bringen. Wir Kreativen wollen immer anders sein als andere. Aber auch Verstanden.
Aber bevor das jetzt das neue Intro eines Therapiebuchs wird, erkläre ich lieber kurz worauf ich hinaus will:
Creative Relationships.
Und noch nie habe ich so viel darüber gelernt, wie in meiner Zeit bei FABRICA — dem Communications Research Center von Benetton.
Vor ungefähr vier Monaten habe ich mein Zeug in Berlin gepackt, einen Flug gebucht und bin nach Italien gezogen um für ein Jahr eine Creative Residency anzunehmen.
Ein Jahr, in dem man mit den verschiedensten Disziplinen zusammenarbeitet und alles teilt. Und genau das ist es, was mich zu diesem Thema gebracht hat.
Ich habe in meinen letzten Jobs über die ersten Ideen, die man hat gelernt: Never good. Erst ab Seite 30 im Notizbuch wird es interessant. Doch hier habe ich erfahren, wie andere Disziplinen damit umgehen — und auf Ideen kommen.
In der Talkserie von FABRICA hat vor kurzem Gala Fernández gesprochen. Sie leitete zusammen mit Jaime Hayon von 2002 bis 2004 das Design Department hier.
Sie erzählte, dass sie eigentlich nur mit Menschen arbeiten will, die ihre Freunde sind. Und danach ihr Team aussucht:
»Creative Relationships und die Dynamik zwischen Menschen entscheiden meistens über die Qualität des Projekts. Es birgt Risiken mit Freunden zu arbeiten. Aber es bereichert auch das private Leben.«
Gala sprach davon, dass sie wahrscheinlich mehr als andere ihr Privatleben mit ihrem Beruf verbindet und beides nahtlos ineinander übergeht.
»Es ist einfacher mit Freunden zu arbeiten, weil ich ihnen vertraue und ich genau weiß, was ich von ihnen bekommen. Ich muss keine Angst davor haben, ihnen die Wahrheit zu sagen (…) Ehrlichkeit ist das wichtigste in Projekten. Und in Freundschaften. Ohne Ehrlichkeit gibt es für mich keine Freundschaft.«
Die Teams bei FABRICA entstehen, um je nach Talent und Disziplin eine Aufgabe bestmöglichst zu lösen oder, um das ein Projekt gut umsetzen zu können. Ähnlich wie in einem Collective — anders aber als in Agenturen. Dort sind die Teams fest und damit weniger agil. Aber gerade dadurch entwickelt man seine Stärken und versucht nicht mehr, alles ein bisschen zu machen.
Gala hat erzählt, dass sie bei der Zusammensetzung eines Teams gesagt, darauf achten muss, welche Persönlichkeiten sie aussucht:
»Es ist ein bisschen so wie bei X-Men, verschiedene Superpower und verschiedene Schwächen. Es ist immer eine Frage der Sensibilität und Flexibilität. Aber Erfahrung hilft mit beidem umgehen zu können.«
Doch nicht nur bei FABRICA habe ich gelernt, dass man auf die besten Ideen kommt, wenn man mit Menschen zusammenarbeiten kann, denen man vertraut und zu denen man ein persönliches Verhältnis aufbauen kann. Es geht nunmal nicht um Fakten oder Zahlen, sondern es geht um bestimmte Synergien. Und darum zu wissen, wie weit und wie tief man gehen kann.
Weitere Arbeiten und Bilder der Residency unter @studiokenzi oder www.kenzibenabdallah.com.
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Kreativbranche
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