
Bilder bei Google jetzt »Lizenzierbar«: Erfolg fürs Bildrecht, aber …
Ab jetzt kann jeder von uns Fotos über die Google-Bildersuche zum Verkauf anbieten. Das bringt Chancen und Probleme.

Will man seine Suche gleich nach bestimmten Nutzungsrechten einengen, bietet Google nun auch bei der Eingabe eines Suchbegriffs unter »Suchfilter« die Optionen »Alle«, »Creative-Commons-Lizenzen« oder »Kommerzielle und andere Lizenzen« an.
Praktisch heisst das für Bildnutzer: Wer fortan das Motiv »Paar bei Sonnenuntergang« für eines seiner Projekte braucht, kann bei Google nach lizenzierbaren Fotos suchen, bekommt eine Auswahl verschiedenster Anbieter angezeigt. Und erfährt mit einem Klick, wo er sein Lieblingsmotiv käuflich erstehen kann.
Selbst Fotos im Netz verkaufen – von der eigenen Website
Vielleicht noch spannender sind die neuen Features für Bildanbieter. Auch sie können ihre Fotos nun mit dem Badge »Lizenzierbar« versehen und einen Link zu diesem Zweck bereitstellen. Nicht umsonst gehörte auch Photoshelter, Anbieter von E-commerce-Lösungen für Fotografen, zu den Firmen, mit denen Google bei der Entwicklung der Neuerungen im Austausch stand.
Grundsätzlich kann jeder Bilderzeuger, ob Fotograf, Illustrator oder 3D-Artist über seine Website Bilder verkaufen – er muss sie nur entsprechend für Google kenntlich machen, damit sie gefunden werden.
Wie macht man Bilder für die Google-Bildersuche fit?
Das kann auf zweierlei Weise geschehen: entweder über die sogenannten strukturierten Daten im Code der Website, die das Bild anzeigt (hier gibt es dazu detailliertere Infos), oder über die IPTC Metadaten, die direkt ins Bild eingebettet werden. Hierfür trägt man ins Feld »Licensor URL« die URL der Site ein, wo sich das Motiv lizenzieren lässt und bei »Web Statement of Rights« den Link zu allgemeinen Infos über die Nutzungsbedingungen.
Letzteres ist meist wohl die praktischere Methode, denn diese Information bleibt ein für alle Mal in der Datei erhalten. Wer ein Bild mehrfach lizenzieren möchte, kann – natürlich in Absprache mit dem Nutzer – über die IPTC-Daten sogar wiederum andere Interessenten zum Kauf animieren, wenn es über die Website des Kunden in der Google-Bildersuche erscheint.
Wenn man den Weg über die strukturierten Daten wählt, müssen diese dagegen bei jeder Bildnutzung wieder eingetragen werden. Andererseits erlauben einfachere Bildbearbeitungsprogramme die Eingabe von IPTC-Daten nicht.
Google als weltgrößter Bildermarkt – geht das gut?
Was den Respekt und die Übersichtlichkeit in Sachen Urheberrechte angeht, sind die Neuerungen sicher zu begrüßen. Bildanbieter können in Zukunft wohl deutlich beruhigter ihre Motive dem Internet anvertrauen. Und wenn Kreative tolle Bilder entdecken, die sie gerne legal nutzen möchten, finden sie gleich den entsprechenden Ansprechpartner dafür.
Trotzdem stellen sich durchaus Fragen. Zum einen funktioniert das System natürlich nur, wenn richtige Angaben gemacht werden. Man sollte also sicher sein, dass man korrekte (und ehrliche) Lizenzinformationen erhalten hat, zum Beispiel auch, was die verschiedenen Varianten der Creative-Commons-Lizenzen bezüglich Credits, Weiterbearbeitung et cetera angeht.
Zum anderen darf man gespannt sein, was das kleine »Lizenzierbar«-Label auf Dauer für den Bildermarkt bedeutet. Sucht man fortan Fotos und Illustrationen nur noch über Google und nicht mehr bei den Bildagenturen direkt? Können die sich – überspitzt gesagt – ihre Websites irgendwann sparen?
Und wie groß sind die Chancen von kleineren Anbietern oder Einzelfotografen tatsächlich, in der Google-Bildersuche auf sich aufmerksam zu machen? Wie neutral bleiben die Algorithmen bei der Auswahl der Motive für die vorderen Plätze? Wie transparent sind diese Algorithmen für Bildanbieter und Bildnutzer?
Und dann ist da ja noch die große Mehrheit von Leuten, die überhaupt nicht an einer Nutzung von Bildern interessiert sind, sondern ganz andere Interessen bei ihrer Suche verfolgen. Finden sie irgendwann nur noch Motive, die zum Kauf angeboten werden?
Fest steht ja, dass die großen Internetfirmen uns schon manche Neuerung brachten, die auf den ersten Blick hilfreich, selbstlos und ermächtigend für alle Beteiligten aussah. Wenn sich nach einer gewissen Zeit die Nutzungsgewohnheiten entsprechend etabliert haben, begannen Google, Facebook und Co. dann doch mächtig Profit aus ihrer Macht zu schlagen.
Bei Apple wird gerade um die 30 Prozent gestritten, die der Konzern von den Erlösen jedes einzelnen Produkts und Nebenprodukts aus dem App-Store einbehält. Mit den neuen Funktionen bei der Bildersuche ist Google nun auch auf dem Weg zu einem globalem Zwischenhändler für Bildanbieter zu werden. Es bleibt zu hoffen, dass alle darüber in fünf Jahren immer noch so begeistert sind wie heute.