Sarah Illenberger: »Freud’s Flowers« für den Frühling
Mit gekonnten Farbklecksen hat die Illustratorin zehn Blumen-Faltbilder gestaltet – von Stiefmütterchen bis Schleierkraut. Uns hat sie erzählt, wie diese entstanden sind und was sie am analogen Arbeiten so schätzt.
Die in Berlin lebende 3D-Künstlerin Sarah Illenberger ist mit ihren außergewöhnlich kreativen Arbeiten für Marken wie Hermès oder Mercedes-Benz bekannt geworden und begeistert uns immer wieder mit ihrem humorvollen Blick auf Alltagsgegenstände, die sie in überraschenden Kontexten inszeniert: Sie bastelt Hanteln aus Wassermelonenscheiben, formt Kakteen aus Luftballons oder schnitzt Raketen aus Rettichen.
Eines ihrer aktuellen freien Projekte ist die Blumenserie »Freud’s Flowers«. Die zehn Motive sind Klecksografien, die durch das Falten von mit Acrylfarbe bekleckstem Papier entstanden sind. Das »Freud« tragen sie im Namen, weil Psychoanalytiker solche Klecksbilder nutzen, um Patienten anhand von deren Interpretation der Zufallsformen zu analysieren. Hermann Rorschach, Psychoanalytiker und Freuds Zeitgenosse, experimentierte vor etwa 100 Jahren mit der Methode. Noch heute werden Rorschach-Tests in der Psychodiagnostik eingesetzt.
Natürlich spielt der Zufall bei der Faltbildtechnik immer eine gewisse Rolle, doch Sarah Illenberger hat die Acrylfarbe so gekonnt aufs Papier gekleckst, dass Mohnblume, Vergissmeinnicht und weitere Blumenarten auf den ersten Blick erkennbar sind. »Ich beschäftige mich relativ viel mit Blumen, und als ich über die Symmetrie von Blüten nachdachte, sind mir diese Klatschbilder eingefallen«, erklärt sie. Pro Motiv benötigte sie drei bis vier Versuche. »Es war gar nicht so einfach, weil man nur einen Schuss hat und im Nachhinein nichts mehr ändern kann.«
»Ich mag es, dass beim analogen Arbeiten Unerwartetes passieren kann.«
Doch genau das gefällt ihr am analogen Arbeiten: »Ich mag es, dass dabei Unerwartetes passieren kann. Manchmal geht etwas schief, und das Ergebnis wird viel schöner als erwartet. Bei meinen Arbeiten achte ich immer darauf, dass sie nicht zu perfekt wirken. Sie dürfen ruhig ein bisschen rough sein«, sagt sie. »Mir gefällt es sehr, wenn Dinge zufällig im Raum herumliegen und sich dadurch neue Zusammenhänge und Ideen ergeben – das passiert nur in der realen Welt, nicht in der digitalen.«
Wie viel Zeit die Illustratorin vor dem Bildschirm verbringt? »So wenig wie möglich. Ich hatte mal zwei Computer, jetzt habe ich nur noch einen. Ich hatte mal einen großen, jetzt habe ich nur noch einen kleinen. Das habe ich ganz bewusst reduziert«, erzählt sie. »Wenn man etwas mit den Händen produziert, merkt man, dass die Energie und das Herzblut unmittelbar in das Objekt fließen – das hat eine andere Qualität als hinter Glas.«
Auch den komplett analog entstandenen »Freud’s Flowers« merkt man diese besondere Herzblut-Qualität an. Die Motive sind Sarah Illenberger so gut gelungen, dass sie beschlossen hat, sie im Siebdruckverfahren auf T-Shirts zu drucken. Eine limitierte Stückzahl wird demnächst in ihrem Tictail-Shop erhältlich sein.
Das könnte dich auch interessieren