Humor-Attacke
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ür die Zeit kurz vor der Bundestagswahl bereitet Thilo Kasper einen Putsch vor. Wir finden das eine gute Idee.
Warum eine Revolte hermuss, formuliert Thilo Kasper ziemlich gnadenlos so: »Politische Karikatur in Deutschland sieht heute so aus wie vor dreißig Jahren. Denn die Macher sind zum Großteil die selben: Ein Dutzend alter Männer.« Karikatur in der aktuellen Presselandschaft sei »meilenweit entfernt vom zeitgenössischen ästhetischen Diskurs in Illustration und Kunst«, sie erscheine heute als »Standard-Füllelement, wie Kreuzworträtsel oder People-News.«
Politische Sprengkraft muss also her, und darum eröffnet Thilo Kasper von 9. bis 29. Oktober in Berlin PUTSCH, einen Projektraum für politische Karikatur. Dort sollen Designstudenten, Journalisten, Illustratoren und Karikaturisten zusammen experimentieren. Ab heute und bis 15. Juli können sich Studenten für die Teilnahme an einem kostenlosen (!) zweiwöchigen Workshop bewerben. Unter anderem soll dort auch nach der amerikanischen Methode gearbeitet werden: nämlich indem mit politischen Journalisten in einer Art »Redaktionskonferenz« aktuelle Themen diskutiert sowie Angriffspunkte und Pointen herausgearbeitet werden. Also nicht bloß im stillen Kämmerlein arbeiten, wie das politische Illustratoren in Deutschland üblicherweise tun. Mitputschisten sind tolle Illustratoren wie Frank Höhne, Silke Werzinger, Ole Häntzschel oder Romy Blümel, die Workshops machen, ihre Arbeit vorstellen oder als Gastkritiker kommen.
Bis es losgeht, stellen die Putschisten auf ihrem Tumblr-Blog Putsch Berlin Inspirationsquellen vor – aktuelles Objekt der fies-witzigen Kritik ist Obama und seine Internet-Ausspähpolitik (siehe auch Bildergalerie unten). Finanzierung wird von PUTSCH Berlin auch noch gebraucht: www.startnext.de/putsch. Großzügige Supporter bekommen eine Karikatur von sich selbst …
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