Großartig: Herlinde-Koelbl-Werkschau
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eeindruckender Blick: Herlinde Koelbl im Münchner Stadtmuseum.
Jedesmal wieder ist es überraschend, dass Herlinde Koelbl (*1939) erst mit 37 Jahren anfing, zu fotografieren. Aus Zufall, weil er ein Freund ihr eine Kamera schenkte und sie begann, ihre Kinder zu porträtieren. Und die Menschen sind es bis heute, die Herlinde Koelbl im Blick hat, ihre Persölichkeit und ihr Innerstes nach dessen Spuren sie im Außen sucht.
Das enthüllt sie bei Angela Merkel in “Spuren der Macht” ebenso wie bei Woody Allen oder ihrem wunderbar neckischen Porträt von Louise Bourgoise (Abb. oben »New York, 2001«) und bei Prostituierten in New York oder dem Bauern Johann Baptist auf seinem kargen Hof.
Sie arbeitete für den Stern, die New York Times, die Zeit, dreht Filme, schreibt Texte, führt Interviews – und nimmt sich Zeit. Husch husch geht bei Herlinde Koelbl nichts. Sie studiert ihr Gegenüber genau, arbeitet sich in Themen ein, ersinnt ein Konzept und baut Vertrauen auf. Deshalb kann sie Elfriede Jelinek zeigen, wie man sie zuvor nicht gesehen hat, deshalb strahlt bei ihr Gerhard Schröder auch Mal Traurigkeit aus und hockt eine dicke Frau nackt und völlig entspannt vor ihrem Objektiv.
Die Werkschau im Münchner Stadtmuseum, die noch bis in den April hinein läuft, ist eine Wucht. Sie zeigt über 300 Arbeiten, führt von 1976 bis 2010 und durch Zyklen wie »Spuren der Macht«, »Jüdische Porträts«, »Feine Leute«, »Starke Frauen« oder »Das deutsche Wohnzimmer«. Man kann sich gar nicht satt sehen an den Fotografien, kann ganz intensiv in ihnen forschen, tief hinein blicken und entdeckt immer wieder neue Feinheiten.
Einen Überblick über die Arbeiten zeigt unsere Galerie.
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