Was Journalismus in Comic-Form alles kann und warum er immer erfolgreicher ist
Sind Comicreportagen bloß ein leichtverdauliches Genre für alle, die Texte ohne Bilder nicht mehr lesen können? Im Gegenteil, meint Augusto Paim. Der in Berlin lebende Brasilianer, Comic-Übersetzer und -Veranstalter sieht Comicreportagen als besonders adäquates journalistisches Medium unserer Zeit.
Die Recherche vor Ort (Grundmerkmal von Reportagen) bringt mit dem Zeichenblock oft ein viel intensiveres Eintauchen mit sich als das Fotografieren – also genau, was der Slow Journalism in Abkehr von der aktuell schnelllebigen Berichterstattung fordert. Zudem können Zeichnungen und Panel-Layouts Fakten, subjektive Weltsichten und Gefühle besonders vielschichtig darstellen, Zeitebenen verbinden und so schwierige Inhalte auf engem Raum verdichten.
Eindrucksvoll ist das zum Beispiel in der Arbeit ganz unten zu sehen. Auf einer Reise durch Ruanda erzählte Journalist Patrick de Saint-Exupéry dem Zeichner Hippolyte, was er 1994 in einer Schule in Kibuye gesehen hatte. Gegenwart und Vergangenheit kommen auf visueller Ebene zusammen, wobei Letztere ganz klar aus subjektiver Sicht dargestellt wird.
In einer tiefschürfenden Untersuchung führt Paim in diese und viele andere Aspekte des Comicjournalismus ein – Fachwissen für alle, die zeichnerisch wichtige Themen aufarbeiten wollen. Ein Genre mit Zukunft!
Augusto Paim: Die Comicreportage. Journalistische Erzählung in Comicform. Ch. A. Bachmann Verlag, Berlin 2022 322 Seiten 25 Euro 978-3-96234-067-4 Direkt beim Verlag bestellen
Dieser Beitrag ist erstmals am 26. September 2022 erschienen.