Bildwelten – Making-ofs
Ab sofort im Handel: PAGE 08.2010
Editorial: Deep Zoom
Ob das iPad der Magazin- und Werbefotografie zu neuem Glanz verhelfen wird? Größenbeschränkung? So gut wie keine! Darstellungsqualität? Brillant! Selbst mehrere Hundert Megabyte schwere und mehrere Quadratmeter große Fotoarbeiten lassen sich darauf bis ins letzte Detail ergründen. So zum Beispiel auch – vorausgesetzt, sie stünde zur Verfügung – die jüngst bei Sprüth Magers in Berlin ausgestellte Serie „Ocean I–VI“, in der Andreas Gursky hochaufgelöstes Satellitenmaterial mit Bildern aus dem Web zusammengefügt hat. Wir könnten die Küstengebiete noch einmal in aller Ruhe aus nächster Nähe betrachten und in die Tiefen der Weltmeere eintauchen . . .
Großartig! – Die Bildidee verdankt Gursky einem spontanen Seherlebnis. Auf einem Nachtflug von Dubai nach Melbourne, so erzählt er, habe er längere Zeit auf den Flugmonitor gestarrt: das Horn von Afrika weit links, ein Zipfel Australiens weit rechts – und dazwischen die blaue Leere. Und da habe er mit einem Mal die grafische Darstellung als Bild wahrgenommen.
Für viele wäre an diesem Punkt der kreative Prozess bereits beendet gewesen. Fortan wäre es nur noch um die zügige Umsetzung gegangen – kurz in Google Earth reingezoomt, Screenshot, fertig! Dabei fängt die entscheidende Phase jetzt erst an: Denn um Wirkung zu erzielen und zu begeistern, braucht jede Big Idea eine Ausführung auf höchstem Niveau. Darum gestaltet sich auch bei Andreas Gursky der Weg von der Idee bis zu seinen großformatigen C-Prints extrem aufwendig. Ja, Präzision ist seine Stärke. Im ersten Moment ist man von der Monumentalität überwältigt, auf den zweiten Blick von den vielen Details, die er akribisch herausarbeitet.
Und Marcus Gaab, Sarah Illenberger, Jan von Holleben und Co? Wie gelingen ihnen immer wieder aufs Neue faszinierende Visuals? Ab Seite 22 gewähren Fotografen, Artdirektoren und Postproduktioner Einblicke in ihr Schaffen und verraten, wie sie gemeinsam aufmerksamkeitsstarke Ideen entwickeln und – vor allen Dingen – diese dann auch konsequent umsetzen. Und wer weiß, vielleicht sind ihre Meisterwerke ja auch bald schon in voller Größe in einem E-Mag oder einem E-Portfolio zu bewundern.
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher
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