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Berühmter Philosoph als Graphic-Novel-Held

Im Interview erzählt Antje Herzog, wie ihre wunderbare und äußerst unterhaltsame Graphic Novel über Kant entstand.

Beeindruckende Bildwelten, die uns zu einer Zeitreise ins 18. Jahrhundert einladen, hat Illustratorin Antje Herzog in ihrer Graphic Novel »Lampe und sein Meister Immanuel Kant«  geschaffen. Vordergründig scheint der große Philosoph  der Aufklärung eigentlich gar nicht die Hauptperson zu sein, aber das ist wohl doch eher ein Kunstgriff der Autorin … Im Interview erfahren Sie mehr.

 

Foto: Stefanie Päffgen

 

Sie haben eine ungewöhnliche Graphic Novel über den berühmten Philosophen Immanuel Kant und seinen Diener Martin Lampe geschrieben. Was hat uns Kant heute noch zu sagen?
Seine Philosophie ist zeitlos geblieben, seine Ideen über den Weltfrieden finden sich immer noch in der Charta der Vereinten Nationen. Und seinen Ausspruch »Sapere aude!«, (»Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen«), möchte ich unter jeden Satz von Trump schreiben …

Sie schreiben aber eher über den Menschen als über den Philosophen.

Es gibt auch viel amüsanten, regelrechten Gossip über ihn, und ich konnte gar nicht glauben, dass so ein Genie menschlich so liebenswürdig dilettantisch sein kann. In Briefen oder Biografien von Zeitgenossen findet man genug Anekdoten, um aus dem Vollen zu schöpfen.

Wie sah Ihre visuelle Recherche aus, etwa für Bilder von Kleidung oder Inneneinrichtung?
Bei Google Books findet man Scans vieler Originale aus dem 18. Jahrhundert. Wichtig war auch www.bildarchiv-ostpreussen.de mit alten Postkarten und Radierungen von Kants Heimatstadt Königsberg. Bei der Kleidung habe ich mich an die vielen Porträts gehalten, die es von Kant gibt. Um den Geist der Zeit wiederzugeben, war es aber auch interessant, Gemälde von Spitzweg oder aus von der Französischen Revolution anzusehen.

Antje Herzog: Lampe und sein Meister Immanuel Kant. Frankfurt am Main (Büchergilde) 2017, 152 Seiten. 26 Euro. 978-3-86406-068-7
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Antje Herzog: Lampe und sein Meister Immanuel Kant. Frankfurt am Main (Büchergilde) 2017, 152 Seiten. 26 Euro. 978-3-86406-068-7
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Sie zeichnen oft in Schwarzweiß, so auch hier. Wie war ihr gestalterisches Konzept?
Von Anfang an war für mich klar, dass ich Kants Worte in der damaligen Handschrift, der Kurrent schreiben würde, aber etwas lesbarer gemacht. Beim Diener Lampe kommt eine handgeletterte Fraktur zum Einsatz, die ein wenig statisch und ruppig wirkt, wie es für einen alten Soldaten passt. Für die wissenschaftlichen Texte habe ich eine Walbaum nachgezeichnet und bei Erklärungen meine eigene Handschrift genommen.
Für meine Schwarzweißbilder benutze ich immer einen Namiki-Füller aus Japan mit UV-beständiger, pigmentierter Tusche aus den USA, die den Füller nicht verstopft. Um all diese Männer in Perücken voneinander zu unterscheiden, habe ich für Kant Gelb eingeführt – für mich die Farbe der Philosophie.

Wie lange dauerte die Arbeit an dem Buch?
Die Idee entstand schon während des Studiums, 2009 habe ich zu recherchieren angefangen. Als ich das Projekt 2015 bei der Büchergilde anklingen ließ, sollte ich ein Exposé vorlegen. Nachdem ich die ersten dreißig Seiten gezeichnet hatte, war mir klar, dass ich auf jeden Fall weitermachen würde, auch wenn die Büchergilde nicht interessiert wäre.

Binden Sie das Thema Philosophie auch ein?
Nein, dass kann ich wohl mir nicht anmaßen. Aber ich lese natürlich seine Philosophie.

Welches würden Sie Einsteigern empfehlen?
Die Schrift »Zum ewigen Frieden«, in der er basierend auf seiner Moralphilosophie eine globale Friedensordnung entwirft. Das ist auch der Text, den die Vereinten Nationen aufgegriffen haben. Kant schreibt dort zum Thema Flüchtlinge übrigens auch, dass man Fremdlingen nicht feindlich begegnen solle. Es war ja die Zeit, als viele Hugenotten aus Frankreich nach Deutschland flüchteten – jeder fünfte Mensch in Berlin war damals Hugenotte, worüber es viele Kontroversen gab. Ich habe zu diesem Thema auch ein großes Schaubild für die Zeitung »der Freitag« gemacht. Kant sah die Erde als eine Kugel, auf der die Menschen sich nicht ins Unendliche zerstreuen können und niemand ein Vorrecht auf einen besonderen Ort hat.

Seinen Diener Lampe hat er nach vierzig Jahren gekündigt. War sein eigenes Verhalten da moralisch?
Man weiss nicht, was der Grund war. Kant war ein äusserst gutmütiger und treuer Mensch. Er hat Lampe lange Zeit trotz dessen Alkoholsucht gehalten. Dann muss etwas vorgefallen sein, über das er nie sprechen konnte, und hat ab da auf jeden Kontakt mit Lampe verzichtet. Es gab sogar einen Notizzettel von ihm, auf dem stand: »Der Name Lampe muss nun völlig vergessen werden.« Aber er hat ihm doch noch eine Rente gegeben, obwohl er dazu nicht verpflichtet war.

 

Antje Herzog: Lampe und sein Meister Immanuel Kant. Frankfurt am Main (Edition Büchergilde) 2017, 152 Seiten. 26 Euro. 978-3-86406-068-7

Hier lässt sich das Buch direkt bestellen, der Versand ist kostenfrei. 

 

 

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