From Pixel to Surface: Lucas Gutierrez’ stellt seine Top-10-Tools für 3D-Artists und audiovisuelle Performances vor.
Lucas Gutierrez arbeitet als 3D- und Video-Artist in Berlin. Foto: Stephanie Neumann
Der argentinische Industriedesigner und Videokünstler Lucas Gutierrez aus Berlin hat einen unverwechselbaren Stil. In seinen Live-Perfomances und Rauminstallationen treffen Computergrafik, 3D-Design und Echtzeitvisualisierungen in mitreißenden Kompositionen aufeinander. Seit seinem Artikel über die Umsetzung des virtuellen Beethoven-Konzerts für die junge nord-deutsche philharmonie e.V. in Unity (siehe PAGE 08.20,Seite 76 ff.) verfolgen wir seine Arbeit.
Darunter die animierten 3D-Visuals fürs Berliner Ensemble oder die Serie limitierter Wandteppiche mit sanften Farbverläufen. Für PAGE hat Lucas seine Lieblingstools zusammengestellt. https://lucasgutierrez.com
Unity Die Echtzeitverarbeitung von 2D und 3D-Grafiken ist in der künstlerischen Praxis heute präsenter denn je und für die meisten Laptops technisch machbar. Als Künstler arbeite ich in verschiedenen audiovisuellen Projekten in erster Linie mit Unity als Experimentierwerkzeug für dynamische Medien. Ich erschaffe Welten und manipuliere Effekte und 3D-Objekte im laufenden Betrieb, ohne dass ich Videos rendern muss. Ich kann nicht gut programmieren, aber im Laufe des vergangenen Jahres haben Tools wie Unity eine intuitivere Benutzeroberfläche und visuelle Shader-/Nodes-Sprachen entwickelt, sodass es leichter fällt, damit anzufangen. unity.com
Blender Blender ist ein obligatorischer Teil meines 3D-Workflows, und ich verwende es zum Überprüfen, Reparieren und zur Optimierung jedes 3D-Assets. In der Vergangenheit, als ich mich mehr mit Industriedesign beschäftigte, habe ich meine Objekte mit CAD-Software wie SolidWorks und CATIA erstellt. Es war schwer, dieser Welt zu entfliehen und mit etwas anderem zu arbeiten. Blender ist eine kostenlose und quelloffene 3D-Erstellungs-Suite, die fast die gesamte 3D-Pipeline unterstützt. Die Benutzeroberfläche ist speziell, und jedesmal, wenn ich es benutze, liebe und hasse ich die Lernkurve. blender.org
Polycam Die 3D-Scan-App nutze ich, um spontan Objekte für meine eigene Bibliothek zu scannen und weiter mit ihnen zu experimentieren. Ich scanne zum Beispiel die Sandtunnel, die mein Sohn auf dem Spielplatz gebaut hat, und führe Simulationen in Unity durch. In letzter Zeit beschäftige ich mich auch mit Gaussian-Splatting-Funktionen und der Ästhetik von Punktwolken, die man mit Polycam-Scans erhält. Die App ist einfach zu bedienen und bietet mehrere Exportformate für die Weiterverarbeitung in anderen 3D-Programmen. polycam.ai
MadMapper & modul8 Die beiden Softwares sind immer noch meine Lieblings-VJ-Tools. Modul8 war meine erste Echtzeitgrafiksoftware (Mac). Leider stirbt es langsam, weil es keine Updates mehr gibt, aber ich benutze es immer noch zum Skizzieren von Bewegungsideen und zum Mischen von Live-Videos in meinen Shows. madmapper.com / garagecube.com/modul8
TouchOSC & Vezér Diese nutzer:innenfreundlichen Interface-Tools kommen zur Steuerung meiner Echtzeitgrafiken (Unity) über OSC, MIDI und andere Formate zum Einsatz. Wenn ich live auftrete, eine Show programmiere
oder interaktive Installationen entwerfe, sind diese Tools meine erste Wahl, um alles zu automatisieren. Die TouchOSCApp bietet eine modulare Steuerungsoberfläche, die mit Multitouch-Displays funktioniert, von Smartphones bis zu großen Screens. Ich mag sie, weil sie mich an meinen ersten Touchscreen-Controller JazzMutant Lemur erinnert. Vezér ist ein Timeline-basierter Sequenzer, der sich super für die Steuerung und Synchronisierung von Echtzeitvideosoftware und Beleuchtungsanlagen eignet. Man kann es außerdem nutzen, um aufzuzeichnen und später anzupassen. hexler.net/touchosc / imimot.com/vezer
TopazLabs Ich verwende das professionelle Foto-und Videobearbeitungstool mit KI seit seinen frühen Betatagen, meist zum Entrauschen oder fürs Upscaling meiner 3D-Renderings. Mittlerweile ist es in meinem Arbeitsablauf sehr präsent und hilft enorm bei der Restaurierung und Verbesserung meines Archivs. topazlabs.com
ImageOptim & DuME Die gratis erhältliche Open-Source-Software für die Konvertierung von Bild- und Videoformaten ImageOptim beseitigt all den unsichtbaren Müll, zum Beispiel aufgeblähte Metadaten in Bildern. Ich nutze sie vor dem Hochladen von Bildern auf öffentliche Websites. DuME ist eine Anwendung zum Rendern und Transkodieren, die bei mir immer funktioniert hat, mit Formaten und Voreinstellungen für die Umwandlung von fast allem in alles. imageoptim.com / rxlaboratory.org/tools/dume
Draw Things & DiffusionBee Wenn man den aktuellen Wahnsinn der KI-Abonnements hinter sich lassen will, ist dieses Duo großartig. Beide sind KI-unterstützte Bilderzeugungstools, die zu hundert Prozent lokal laufen. Damit lassen sich Bilder mit Objekten und Personen generieren und mit wenigen Klicks benutzerdefinierte Modelle in allen Stilen erstellen. Draw Things läuft ebenfalls lokal auf dem Smartphone, um das letzte bisschen Privatsphäre zu schützen. drawthings.ai / diffusionbee.com
Synplant & Ableton Um Musik für meine AV-Performances und Videoinstallationen zu produzieren, sind diese beiden Tools perfekt. Synplant ist ein Softwaresynthesizer, der eine Art botanische Schnittstelle nutzt, um Musik zu formen. Sie nennen es Genopatch Technology. Hierbei erstellt die Software Synthesizer-Patches aus Audioaufnahmen und nutzt KI, um optimale Einstellungen auf Grundlage der Quelle zu finden. Das fühlt sich fast an wie schwarze Magie. Das weit verbreitete Sequenzerprogramm Ableton ist auch meine bevorzugte Software für die Musikproduktion und -aufführung. soniccharge.com/synplant / ableton.com
Apple Motion Da ich die ganze Adobe-Cloud-Suite nicht mag und After Effects nicht nutze, habe ich mich für die Erstellung meiner 2D-, 3D- und 360-Grad-Kompositionen für die unkomplizierte Motion-Video-App von Apple entschieden. Sie ist Teil der Final-Cut-Pro-Familie und erledigt ihre Aufgabe zu einem sehr fairen Preis. apple.com/final-cut-pro/motion
