RT Dromo: Schöner Mix aus Alt und Neu

Zumindest die Älteren unter uns dürfte die Schrift RT Dromo an etwas erinnern: Richtig, Konzertkarten aus den 1980er Jahren. RT Dromo ist nämlich eine typografische Zusammenstellung von Vintage-Konzertkarten-Typografie. Sie greift funktionalistische Formen auf und mischt sie in einer zeitgenössischen digitalen Komposition neu.

In der Edition Patrick Frey war von Lurker Grand bereits 2006 das Buch »Hot Love: Swiss Punk & Wave 1976-1980« und 2012 »Heute und Danach: Die Schweizer Underground-Musikszene der 80er Jahre« erschienen. Die letzte Publikation der Trilogie war »Die Not hat ein Ende: The Swiss Art of Rock« aus dem Jahr 2015. 

Das Studio UFO wurde mit der Gestaltung des dritten Buches beauftragt und trat an Mirco Schiavone mit der Bitte heran, dafür einen Customfont zu entwerfen. Auf der Suche nach einem Ausgangspunkt stieß Mirco Schiavone auf die Typografie alter Konzertkarten und beschloss, diesen Ansatz weiter zu verfolgen. »Unter den zahlreichen Karten, die ich durchgesehen habe, schien ein Design immer wieder aufzutauchen. Die Karten und Hintergründe variierten, aber die Schrift blieb in Stil und Satz gleich (Beispiele siehe oben),« so Mirco Schiavone. »Nach einigem Suchen gelang es mir, zwei Karten zu bestellen, die ich mir genauer ansah (siehe Abbildung unten).«

Aus dem gesammelten Material übernahm er zwei wesentliche Merkmale: Die einheitlichen Proportionen und die geraden Segmente der runden Buchstaben. Aufgrund ihrer Prominenz sind die geraden Segmente auch für den Namen der Schrift verantwortlich. Da das O der Form einer olympischen Rennbahn ähnelt, leitet sich der Name vom griechischen Wort dromos ab.

In diesem Jahr nun überarbeitete und erweiterte der Schweizer Typedesigner seine ursprüngliche Schrift von Grund auf. Dabei stellte er fest, dass es gar nicht so leicht ist, alte Projekte zu überarbeiten. »Es ist eine Gratwanderung zu entscheiden, was man beibehalten und was man ändern will.« Im Fall der RT Dromo hat sich der Aufwand aber gelohnt, die Remastered Edition ist eine vielseitige Grotesk für heutige Anwendungen und nimmt gleichzeitig Bezug auf ihre ursprüngliche Idee.

In Anbetracht der Geschichte der RT Dromo war es nur logisch, sie um eine Monospace-Unterfamilie zu ergänzen. Beide Schriften – proportional und monospaced – haben jeweils die vier Strichstärken Light, Regular, Medium und Bold plus passende Italics. Lizensieren kann man sie über Mirco Schiavones Foundry Razzia Type. Einzelschnitte kosten 50 Dollar, die ganze Familie mit 16 Schnitten 480 Dollar. Ganz ausführlich erzählt der Typedesigner die Entstehungsgeschichte der RT Dromo hier.