Historische Straßenschilder aus Ottensen und Blankenese dienten als Basis für die beiden eleganten und ausdrucksstarken Schriften.
Muthesius Kunsthochschule. Wer beim Spazierengehen in Hamburg-Altona und Blankenese die Augen aufhält, kann dort eine Reihe von Straßenschildern aus den 1920ern mit einer streng wirkenden, konstruierten klassizistischen Antiqua entdecken. Das Schöne daran: Als moderner Variable Font Altona soll sie schon bald ein Revival bei der Foundry TypeMates erleben – in Begleitung ihrer eleganten Schwester Alison.
Die Idee, eine historische Schrift zu rekonstruieren, hatten die Masterstudentin Julia Uplegger und Albert-Jan Pool, Schriftgestalter und Dozent für Typedesign an der Muthesius in Kiel, bereits 2018. Dazu inspirierte die beiden der Besuch der ATypI Antwerpen unter dem Motto »Type Legacies«.
Albert-Jan Pool erinnerte sich an die Altonaer Straßenschilder, und Julia Uplegger hatte damit das Thema für ihre Masterarbeit in Typografie und Buchgestaltung gefunden. Begeistert stürzte sie sich in die Recherche im Staatsarchiv Hamburg, im Altonaer Stadtarchiv und in anderen Archiven.
Darüber hinaus forschte sie nach dem Ursprung der klassizistischen Antiqua und setzte sich mit ihrer Relevanz für die heutige Zeit auseinander. »Die klassizistische Antiqua ist sehr charakteristisch, ausdrucksstark und kann Emotionen transportieren. Ideal für moderne Premiumbrands«, so Uplegger.
Im praktischen Teil ihrer Arbeit digitalisierte und ergänzte die Designerin die Buchstaben der Straßenschildschrift und entwarf auf deren Grundlage eine eigene Schrift, die Alison. Die »Schwester« wirkt weniger streng und mit ihren filigranen Haarlinien geradezu elegant. Sie entstand zunächst als Display- und Textschrift in den Schnitten Regular und Bold. Für die Displayschrift, die spätere Alison Head, entwickelte Uplegger drei Formvarianten mit sehr unterschiedlichen Serifen.
Nach ihrem Master 2020 suchte Julia Uplegger mit Albert-Jan Pool eine Foundry, um beide Schriften zu zwei verwandten Fontfamilien weiterzuentwickeln. Als sie Jakob Runge von TypeMates ansprachen, lautete dessen Rat, für eine bessere Verkäuflichkeit die Anzahl der Formvarianten und Serifen der Alison zu reduzieren, um einen stärkeren Bezug zwischen den beiden Schriften herzustellen. Nach zwei Jahren intensiven Arbeitens (»wie vier Masterarbeiten«, so Julia Uplegger) erfolgt seit Januar der Feinschliff neben ihrem Job als Artdirektorin für das »Typodarium« im Verlag Hermann Schmidt, den sie in der Zwischenzeit angenommen hat. Wenn alles klappt, werden die Altona und Alison inklusive einiger ausgefallener typografischer Zeichen wie eines Manikels oder eines Gendersternchens im September bei TypeMates erscheinen.
Julia Uplegger ist Designerin, Typografin, Schriftgestalterin und Illustratorin. Mit ihrer Gestaltung möchte sie »über des Tellers Rand in den Weißraum der gestalterischen Freiheit blicken«
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