Mit dem Designer Lucas Grassmay sprachen wir über Personenkult in der Kreativbranche, seine Liebe zur Typografie und was er mit der kürzlich angemeldeten Marke Seriff ’s Department vorhat
Lucas Grassmay hat auf Instagram jede Menge Follower:innen, fliegt in der Designbranche aber lieber unterm Radar. Auch im Internet ist nicht viel über den Anfang-30-Jährigen zu finden, der zunächst auf einer Schiffswerft lernte, bevor er sich in Hamburg zum Kommunikationsdesigner ausbilden ließ. Nach ein paar Jahren, in denen er in Agenturen, zuletzt bei Rocket & Wink, und parallel als Freelancer arbeitete, machte er sich 2020 ganz selbstständig. Grassmay lebt und arbeitet in Lüneburg. Wir sprachen mit ihm über Personenkult, seine Liebe zur Typografie und was er mit der kürzlich angemeldeten Marke Seriff’s Department vorhat.
Du arbeitest aktuell als Artdirector für den Rapper Cro, der sein Gesicht hinter einer Maske verbirgt. Und auch Rocket & Wink tritt in der Regel maskiert auf. Ist das der Grund, warum auch ihr Masken tragt? Lucas Grassmay: Bei mir steckt zum einen eine Abmachung dahinter. Einem Kumpel habe ich versprochen, dass ich mein Gesicht erst preisgeben werde, wenn ich bei Instagram ein blaues Häkchen bekomme, also wenn ich offiziell als Mensch »anerkannt« werde. Trotz einiger Versuche hat das bislang nicht geklappt. Zum anderen will ich nicht mein Gesicht, sondern meine Arbeit in den Vordergrund stellen. Kreative Jobs sind immer auch eine Gemeinschaftsleistung, und es stört mich bei vielen bekannten Studios, dass es dort eine Highlight-Person gibt, um die sich alles dreht. Ich mag keinen Personenkult, denn so funktioniert kreative Arbeit in meinen Augen nicht.
Ist das der Grund, warum du lieber als Einzelkämpfer mit einem Netzwerk arbeitest, statt ein Büro mit Mitarbeitern zu gründen?
Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Aber aktuell arbeite ich gern allein und hole mir bei Bedarf Leute dazu, die Drive und Arbeitsethos haben, zum Beispiel Jonas Berndt aus Berlin für Fotografie oder Art Belikov aus Vilnius für Grafikdesign. Da das Auftragsvolumen aber deutlich gestiegen ist, denke ich mittlerweile größer und habe mir Seriff’s Department als Marke schützen lassen. Unter diesem Dach will ich gemeinsam mit meiner Frau Katharina (Kampagnen, Konzeption, Text) und mit meinem weiteren Netzwerk zukünftig auch größere Projekte stemmen. Das sind tolle Leute mit ganz unterschiedlichen Kompetenzen, mit denen ich gerne intensiver zusammenarbeiten möchte. Wie genau das aussehen wird, werden die nächsten Jahre zeigen.
Welche Projekte realisierst du neben dem Aufbau von Seriff’s Department?
Einen Bärenteil meiner Zeit investiere ich in die Artdirection für Cro, da gibt es mehrere Gewerke, die ineinandergreifen und verschiedene visuelle und konzeptionelle Aufgaben für mich bereithalten: Plakate, Instagram-Posts, Präsentationen, Artworks, Kampagnenkonzepte und vieles mehr. Daneben betreue ich verschiedene Major- und Independent Artists aus dem Musikbereich, aber auch Unternehmen wie Acidbite, das nach meiner Ansicht das beste Footage der Branche produziert.