Corporate Design für das Kulturcafé Windrose: Muster für mehr Vielfalt
(Designprojekt von Jasmin Riebel und Ina Hengstler)
Als Designerinnen nicht nur ein einzelnes Plakat oder einen Flyer zu einem bereits bestehenden Corporate Design zu entwerfen, sondern direkt bei der Neugründung eines Event-Cafés involviert zu sein, ist eine umfangreiche und höchst spannende Aufgabe.
Wo beginnt bei einem solchen Projekt der Designprozess und wo endet er? Nicht so leicht, um nicht zu sagen, gar nicht zu beantworten, denn alles ist immer noch im Fluss …
Rückblickend begann es eigentlich mit dem Internationalen Verein Windrose e. V. in Oberursel, Hessen, der bereits seit über 40 Jahren existiert und wirkt. Der Verein ist eine vielfältig ausgerichtete Anlaufstelle, die Menschen aller Nationalitäten Orientierung, Austausch und eine offene Tür bietet. Genau hier startete vor mehreren Jahren die gemeinsame Design-Reise des Designerinnen-Duos Jasmin Riebel und Ina Hengstler. Gemäß dem Motto Frischer Wind für die Windrose bekam der Verein 2019 ein neues Logo sowie ein umfangreiches Corporate Design. Diese Umgestaltung legte den Grundstein für die weitere Zusammenarbeit.
Mehr zum Verein und zum Redesign lest ihr hier:
https://windrose-oberursel.de/frischer-wind-neuer-look-fuer-die-windrose
DAS JAHR DES KULTURCAFÉS
2022 folgt die konzeptionelle und gestalterische Begleitung des Kulturcafés Windrose. Das Café-Projekt entstand aus den Reihen des Internationalen Vereins Windrose e. V. Zuerst als Pop-up-Version in frisch renovierten Räumlichkeiten anzufinden, fand zeitgleich direkt um die Ecke der große Umbau von insgesamt 160 qm Gastraum für das Kulturcafé statt. Noch vor dem Ein- bzw. Umzug in die neuen Räumlichkeiten galt es, ein stimmiges Corporate Design zu entwickeln – und zwar auf den direkten Spuren der Windrose. Denn seit Anbeginn ist dieses Symbol zugleich Namensgeberin und Logo für den aktiven und weltoffenen hessischen Verein. Das Kulturcafé steht, ebenso wie der Verein, für Vielfältigkeit, Bewegung, Offenheit, Lebendigkeit und bildet mit seinen diversen Formaten und der interkulturellen Kulinarik ein Mosaik der Möglichkeiten – dies sollte sich auch im neuen lebendigen und modernen Design widerspiegeln.
Das neu gestaltete Erscheinungsbild des Kulturcafés Windrose basiert auf dem Logo des Internationalen Vereins Windrose. Die Windrose wurde während des Konzeptionsprozesses in ihre grafischen Bestandteile zerlegt und neu zusammengesetzt. Viele einzelne Formen vereinen sich zu etwas Neuem, Muster entstehen, variieren und lösen sich wieder auf, alles ist in Bewegung. Scheinbar unendlich viele kompositorische Möglichkeiten warten darauf, in Zukunft noch weiter ausgeschöpft zu werden. Bis heute entstehen immer noch neue Musterkombinationen für unterschiedliche Anwendungen.
VOM CD ZUR ANWENDUNG
Nachdem somit die Grundpfeiler des Corporate Designs standen und der variable Formen-Muster-Baukasten aufgebaut war, startete für die Designerinnen Jasmin Riebel und Ina Hengstler die zweite Phase des Designprozesses. Als elementarer Teil der Vorab- und Außenkommunikation, fanden sich die Muster und Schriftzüge z. B. auf Bannern, Beachflags, (Groß)Plakaten und der Webseite wieder und diensten ebenso als farbenfrohe Hintergründe für Zeitungsannoncen und in Stadt-Schaukästen. Später kam die Ausstattung der Mitarbeitenden für den laufenden Betrieb dazu: u. a. T-Shirts, Schürzen, Menükarten, Gutscheine, Mitgliedskarten.
Mit Fertigstellung des Umbaus zog das Corporate Design auch in die Innen- und Außenräume des Cafés selbst ein: Fassadenschriftzug, Fensterschaukästen, Tapeten, Bühnenhintergrund, Deko-Lampen, Schriftzüge, Wandplots, Sponsoren- und Toilettenschilder etc.
Ganz aktuell und immer wiederkehrend geht es um die Kommunikation unterschiedlicher Veranstaltungen, der Herausgabe der Monatsflyer usw. Im laufenden Betrieb fallen immer noch neue Dinge auf und ein, die das Repertoire noch erweitern können. Das Corporate Design mit all seinen Möglichkeiten bietet eine großartige Spielwiese, auf der es auch nach Wochen und Monaten nicht langweilig wird.
DIE KOMPLEXITÄT DES ALLTÄGLICHEN
Und, ob ihr es glaubt oder nicht, auch über scheinbar einfache Themen wie Toilettenschilder kann man (in der heutigen Zeit) wirklich eine Weile nachdenken und diskutieren … Wie zeitgemäß und vor allen gendergerecht die herkömmliche Darstellung von Frau in Kleid (Frauentoilette) und Mann in Hosen (Männertoilette) eigentlich ist und warum diese Zuschreibung auf diese Art und Weise immer noch praktiziert wird. Auch ein Bühnenhintergrund hält besondere Herausforderungen bereit: Nicht nur Brandschutzbestimmungen müssen beachtet werden, auch die Farbigkeit des Bühnenhintergrunds spielt eine wichtige Rolle, damit sich alle Hautfarben live und auf Fotos gut abheben. Und nicht zu vergessen die Oberflächenbeschaffenheit, um Reflexionen beim Fotografieren zu vermeiden.
Die Befähigung der Mitarbeitenden, unabhängig von Designerprozessen und exklusiven Designprogrammen oder dem Internet, selbst aktiv und gestalterisch tätig zu sein, stand bei einzelnen wiederkehrenden Designprodukten im Vordergrund: So gibt es eine einfach zu händelnde Powerpoint-Vorlage für Instagram-Posts sowie Vordrucke für die über Word ausfüllbaren Menükarten. Für die Webseite fiel die Wahl auf einen Anbieter mit Baukastenprinzip, sodass die einzelnen Seiten leicht verändert und erweitert werden können.
Bei der Produktion der Printprodukte wurde auf die Nachhaltigkeit und Mehrfachnutzung geachtet, um nicht nur Kosten, sondern auch Ressourcen zu schonen. So können die in den Fensterschaukästen platzierten, teils magnetischen Musterwände für informative Aushänge beidseitig bespielt werden und einzelne Acryl-Deckenplatten der Pop-up-Version des Kulturcafés wurden zu Wand- bzw. Lichtelementen in den finalen Räumlichkeiten umfunktioniert.
Im Oktober 2022 offiziell eröffnet, lädt das Kulturcafé bereits zu kulinarischen, unterhaltsamen, informativen und musikalischen Events ein. Somit werden die farbenfrohen, einladenden Räumlichkeiten durch internationale und sehr diverse Veranstaltungen, begleitet von einer leckeren, kulinarischen und sich wechselnden Speise- und Getränkekarte, aber vor allem durch das vielfältige Publikum, genutzt und belebt. Der internationale Treffpunkt wächst und entwickelt sich mit jedem Tag weiter. Es gibt noch viel zu tun und man darf gespannt sein, was noch kommen und passieren wird.
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Das Kulturcafé Windrose wird getragen vom Trägerverein Kommunikationszentrum Altstadt e. V., der von dem Internationalen Verein Windrose e. V., der Stadt Oberursel, der St. Ursula Gemeinde und dem KSfO e. V. gegründet wurde.
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Jasmin Riebel und Ina Hengstler sind zwei freiberuflich arbeitende Designerinnen. Von Malta und aus Frankfurt am Main heraus vereinen sie hin und wieder ihre gestalterischen Kräfte für gemeinsame Projekte.