Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Wer kämpft eigentlich – und womit? Diesen Fragen geht Ella-Sophia Seeger in ihrer Bachelorarbeit nach.
Der Ukraine-Krieg zeigt, wie selbstverständlich es viele von uns finden, dass Männer in den Kampf ziehen und Frauen fliehen. Aber warum eigentlich? Und wieso ist das so binär? Diese Gedanken waren der Auslöser für Ella-Sophia Seegers Bachelorarbeit »What we need to fight for« im Studiengang Kommunikationsdesign an der HTWG Konstanz.
Dabei handelt es sich um eine fotodokumentarische Arbeit, die Fotos mit Poesie und Bewegtbild kombiniert und von der HTWG Konstanz als beste Abschlussarbeit des Sommersemesters 2022 ausgezeichnet wurde.
Seeger porträtiert darin zwölf FLINTA*s (Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht binäre, Trans- und Agender-Personen) und ihre Kämpfe im alltäglichen Leben, ganz gleich, ob körperlicher, politischer, sozialer, gesellschaftlicher oder rechtlicher Natur.
Neben den Fotos von Autor:innen wie Phenix Kühnert, Künstler:innen wie Pussy Riot oder der Kölner Kampfsporttruppe Fighting FLINTA*s gibt es außerdem einen schriftlichen Teil. Dafür stellte Seeger den Teilnehmenden drei Fragen: Wofür kämpfst du? Was ist deine effektivste Waffe im Kampf? Wie würde für dich eine utopische Welt aussehen, in der es keine Kämpfe mehr zu kämpfen gäbe?
Die Antworten auf diese Fragen finden sich in einem Fotobuch, wobei die Zitate nicht auf den ersten Blick den Protagonisten zugeordnet sind, sondern durch Farbcodes erschlossen werden müssen. So will Seeger die allgemeine Legitimation der Aussagen hinterfragen und unterstreichen.
Neben dem Fotobuch und einem mobilen Aufsteller gehört auch ein theoretischer Teil zu der Abschlussarbeit, in dem sich Seeger mit Begriffen und Bewegungen aus den Zitaten ihrer Protagonist:innen beschäftigt, wie etwa »Entnazifizierung«.
Im Laufe des Projekts wurde deutlich, wie wichtig diese Form der Sichtbarmachung unterdrückter Perspektiven und ihrer Kämpfe ist, betont Ella-Sophia Seeger. Ebenso wie die Erkenntnis, dass viele dieser Konflikte miteinander zusammenhängen und die Bekämpfung der aktuell bestehenden hegemonialen Machtstrukturen nur gemeinsam und vernetzt erfolgen kann.
Aus diesem Grund sind die Fotos der diversen Kämpfer:innen in Paaren zusammengestellt, was ihre Verbundenheit verdeutlicht. Diese Vernetzung will Seeger weiter unterstützen, weshalb das Projekt nicht mit ihrem Bachelorabschluss endet. Demnächst soll eine erste Version des Fotobuchs erscheinen, voraussichtlich mithilfe einer Kickstarter-Kampagne.
Die weitere Entwicklung des Projekts kann man auf Instagram unter @ellasophiasee verfolgen. Wer Teil des Projekts werden möchte, kann Ella-Sophia Seeger einfach eine Nachricht schreiben.
Ella-Sophia Seeger betrachtet »What we need to fight for« als Lebensprojekt. Derzeit arbeitet sie als freie Fotografin und Gestalterin und möchte noch einen Master machen, am liebsten im Bereich Dokumentarfotografie.
Dieser Beitrag ist erstmals am 9. November 2022 erschienen.
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