Schon wieder ein »Familiendrama« oder war es doch einfach »Mord« und wussten Sie, dass sich sexy »Seelachs« in Fischstäbchen besser verkauft als der schnöde »Kohlfisch«? In 40 Lentikulardrucken stellt Katja Pilipenko sprachliche Ausdrücke gegenüber
Hochschule für bildende Künste Hamburg. Mit dem Sprachgebrauch der Medien setzte sich Katja Pilipenko in ihrem Masterstudium in der Bildhauerklasse von Professor Martin Boyce auseinander. Inspiriert vom Erfinder der modernen Öffentlichkeitsarbeit Napoleon Bonaparte – dem es 1815 durch aggressive Propaganda gelang, sich vom »Monster« zu »Seiner Majestät dem Kaiser« zu stilisieren –, sammelte sie für ihre Semesterarbeit »synonyms« englischsprachige Beispiele für Euphemismen in der politischen und gesellschaftlichen Berichterstattung, um sie dann den ungeschönten Begriffen gegenüberzustellen, etwa »Sexual Misconduct/Rape«, »Misspeak/Lie« oder »Underprivileged/Poor«.
Für die visuelle Umsetzung nutzte Katja Pilipenko den Lentikulardruck, mit dem sich Wackel- oder Wechselbilder erzeugen lassen. »Diese Technik entsprach genau meiner Idee der Sprachinstabilität und bezieht den Betrachter in den Wahrnehmungsprozess ein«, erklärt die Künstlerin. Bei den Lentikulardruck-Spezialisten Lieblingsdrucker in Berlin ließ sie vierzig Wortpaare auf Tafeln im DIN-B3-Format (35 mal 50 Zentimeter) fertigen.
Die Arbeit überzeugte auch die Jury des diesjährigen Hiscox Kunstpreises, »weil sie eindrücklich verdeutlicht, wie Begriffe in unterschiedlichen Bereichen des öffentlichen Lebens Gewalt normalisieren und wie wichtig es ist, sich zuhörend, sprechend und handelnd immer wieder aktiv zu positionieren«, so die Begründung. Neben den elf anderen nominierten Arbeiten ist »Synonyms« in der virtuellen HFBK-Galerie zu sehen.
Katja Pilipenko machte 2019 ihren Bachelor in Freier Kunst an der HFBK, ihr Masterstudium plant sie, dort im Sommer 2021 abzuschließen. Sie sammelt weiterhin Euphemismen und hofft, sie in noch größerem Umfang ausstellen zu können
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So etwas könnte man auch in Deutsch machen – einer wunderbaren Sprache mit einzigartiger Vielfalt in ihrer konkreten Ausdrucksweise. Oder kann/will hier niemand mehr Deutsch sprechen?
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