Arte zeigt ein Porträt von Deutschlands aufregendstem Fotografen Daniel Josefsohn.
Die Fotografie von Daniel Josefsohn (1961-2016) ist nix für Feiglinge. Er hielt drauf und traute sich was dabei. So machte ihn in den 1990ern die MTV-Kampagne berühmt, in der Jugendliche mit dem Begriff posierten, der sie ihrer Meinung nach am besten traf.
»Miststück« war darunter, »Konsumgeile Göre«, »Launisches Ding« oder »Fauler Sack« wie Josefsohn sich selbst titulierte. Aber davon braucht man eigentlich gar nicht mehr erzählen, denn längst ist die Foto-Serie Kult.
Genauso wie Josefsohns Bild auf dem Festspielhaus in Bayreuth, die wilden Kampagnen für das Hamburger Modelabel »Herr von Eden«, seine Porträts mit Monika Lewinsky oder Helmut Berger – und später diejenigen, die ihn im Rollstuhl zeigen.
In den zwang ihn 2012 ein Schlaganfall. Was aber nicht hieß, dass er ihn niederstreckte. Auch wenn man mutmaßen kann, was die Einschränkungen für Jemanden bedeuteten, der so rasend, so unruhig und wirbelnd war.
Doch jetzt zeigte Josefsohn sich im Rollstuhl in den Beelitzer Heilstätten, die israelische Flagge gehisst oder in Glitzerhose und Kohlkopf auf dem Schoß als »kleiner Sonnenkönig« im Garten und nahm bei den Lead Awards in Hamburg im goldenen Helmut-Lang-Anzug eine seiner zahlreichen Auszeichnungen entgegen. Auf einen Stock und auf Zeit-Magazin-Chefredakteur Christoph Amend gestützt, für den er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Karin Müller die umwerfende Kolumne »Am Leben« schrieb, witzelte er, sie würden ein bisschen Tango tanzen.
Verstecken gab es für ihn nicht, nicht kneifen, sondern – ausgestattet mit einer überbordenden Liebe für die Menschen – sich immer mitten rein ins Geschehen zu stürzen, ins Leben, auf den Zeitgeist und auch die Politik.
An der Sylter Ferienvilla von Herrmann Göring hisste er die israelische Flagge, setzte seinem Hund Jesus die Kippe auf und entwickelte für das Hamburger Label Elternhaus das religionsverständigende Parfum Molbuddjewchristhindao, das er mit dem Slogan »Damit wir uns endlich riechen können« bewarb.
Er posierte als Stormtrooper auf dem Tiannanmen Platz in Peking, wo einst die Studentenproteste blutig niedergeschlagen wurden oder setzte die Sternenkrieger in Turnschuhen und Unterhose an den Küchentisch und versah das Bild mit dem großartigen Titel »Iran Irak Ikea«, der auf die damalige politische – und persönliche – Lage anspielte.
Zwei Jahre nach seinem Tod erscheint jetzt auf Arte ein Porträt von Daniel Josefsohn. Und auch wenn es ein wenig zu bildungsbürgerlich daher kommt, ein wenig zu Arte-mäßig mit manchem, etwas steifem Versuch, das Besondere an seiner Arbeit zu beschreiben, hat es die bekannte Josefsohnsche Wucht.
Von Kuratorin Nadine Barth erfährt man viel über seine Jugend in Hamburg, von Alexander Scheer bekommt man mitreißende Geschichten zu hören, die von Las Vegas bis nach Nordkorea reichen, wo Josefsohn plante, heimlich eine Modestrecke zu fotografieren.
Und vor allem reißt Daniel Josefsohn es einmal wieder selbst raus. Mit seinen markigen und und herrlich lässigen Sprüchen, seinem frechen, dadaistischen Humor – und seinen Bildern, so besonders und einzigartig wir ihr Fotograf.
DJ Punk – der Fotograf Daniel Josefsohn, Mittwoch, 14.11.18, 21.45 Uhr auf Arte – und bis 11.02.19 in der Arte-Mediathek.
Alexander Scheer für eine Kampagne der Volksbühne Berlin von Daniel Josefsohn in Las Vegas
Bilder: rbb