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Hätte ich das mal früher gewusst! Teil 11

Einige Fehler hätte man sich im Rückblick doch lieber gespart. Wir haben Kreative gefragt, welche Tipps sie ihrem jüngeren Ich geben würden.

Olaf Stein

53, Managing Partner bei Factor Design, Hamburg

Mit 20 . . . was ich beruflich machen möchte. Ich war mit 20 ahnungslos. Meine Passion war damals allein der Radsport, mein Bild vom Grafikerberuf sehr diffus. Nach dem Abitur absolvierte ich ein einjähriges Praktikum in der größten Werbeagentur meiner Heimatstadt und stellte fest, dass ich meine Zukunft nicht in diesem Umfeld sehe. Der darauffolgende mehrmo­natige Ausflug in eine Fotosetzerei hingegen bestätigte mich darin, Grafikdesign zu studieren. Zudem organisierte mir meine Großmutter das Buch »Ursache & Wirkung« von Erik Spiekermann. Ich habe zu diesem Zeitpunkt nicht geahnt, dass ich nach meinem Studium ein Praktikum bei MetaDesign machen würde.

Mit 30 . . . dass ein Designstudio einen Betriebswirt braucht. In dieser Zeit gab es bei Factor Design die ersten wirklich einschneidenden Veränderungen. Das erste richtige Jahresbudget ermöglichte uns den Umzug ins Hamburger Schanzenviertel. Bereits zu diesem Zeitpunkt hätten wir gut daran getan, einen Vollblutbetriebswirt im Partner­kreis zu haben, der durch seinen Hintergrund einen bewussten Kontrapunkt zu uns Designern hätte bilden und sich auf die Unternehmensentwicklung hätte konzentrieren können – eine Erkenntnis, die leider erst vor einigen Jahren kam und seitdem konsequent umgesetzt wird. Außerdem hätte ich damals nicht gedacht, dass es mal ein Factor-Design-Büro in San Fran­cisco geben würde.

Mit 40 . . . dass sich Beharrlichkeit auszahlt. Eine Herzensangelegenheit war der Radsport für mich schon immer – daher auch der Wunsch, für einen Radhersteller zu arbeiten. Wir erhielten die Möglichkeit, die deutsche Marke Focus zu rebranden und zudem alle Rahmen grafisch zu gestalten. Mit dem Auftraggeber gestaltete sich die Zusammenarbeit eher zäh, aber schließlich folgte man unseren Empfehlungen, beispielsweise auf schwarze Trikots zu setzen – damals ein absolutes No-Go. Meine Beharrlichkeit hatte letztlich Erfolg: Zu dieser Zeit stattete Focus Bikes Fahrer im Cyclocross aus und die »Schwarzen« sta­chen optisch stark aus dem Feld heraus. Voller Stolz sah ich Jahre später – nachdem sich die Wege von Focus und Factor bereits längst getrennt hatten – das von uns entwickelte Branding bei der Tour de France mitfahren.

Mit 50 . . . mit welcher Wucht die digitale Transformation in allen Bereichen der Gesellschaft Einzug halten würde. Das hät­te ich in dieser Ausprägung wirklich nicht erwartet. Es hat sich in all den Jahren immer viel verändert – den stetigen Wandel zu begleiten, und sich dabei ebenfalls permanent zu verändern, macht im Grunde den Kern unseres Tuns aus. Nun verdrängen allerdings die Schnellen die Langsam­en. 2015 lag die Zahl der verkauften Smartphones zum ersten Mal über der der verkauften Handys. Und in diesem Jahr wird die 5-Milliarden-Marke wohl überschritten werden. Die Bedeutung, die dieses Device in so schneller Zeit erlangen und welchen enormen Wandel es einleiten würde, ist mit nichts, was in der Vergangenheit geschehen ist, vergleichbar.

Hier finden Sie alle Beiträge aus dieser Serie.

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