Gestaltung für Start-ups – das kann sich lohnen und macht Spaß! Valentino Borghesi, Kreativdirektor bei TripRebel in Hamburg, erzählt uns von seinem ganz besonderen Design-Arbeitsplatz – und beantwortet damit eine von zehn Fragen, die wir uns und Experten aus der Branche in PAGE 12.2015 gestellt haben: Sind Start-ups die besseren Arbeitgeber?
Was sind Ihre Aufgaben als Kreativdirektor bei TripRebel? Valentino Borghesi: Meine Rolle ist eine andere als die eines klassischen Kreativdirektors. Da TripRebel noch ein Early-Stage-Start-up ist, habe ich kein Team, das ich leiten könnte, und arbeite immer mit in der ersten Reihe. Ich bin verantwortlich für Kommunikation, Produktentwicklung und manchmal sogar fürs Marketing. Alles, was mit der Interaktion mit dem User zu tun hat, entsteht unter meiner Aufsicht. Und da ich der einzige Designer im Team bin, gestalte ich es meist auch selbst.
»In Start-ups ist die Arbeit sehr praktisch und dein Beitrag enorm wichtig«
Warum ein Start-up – und nicht Kreativagentur oder Unternehmen?
Das ist einfach so passiert. Nach meinem Studium (Visuelle Kommunikation und Grafikdesign) war ich zunächst als Freelancer tätig, unter anderem für TripRebel. Mit der Zeit wuchsen meine Aufgaben dort, schließlich wurde ich gefragt, ob ich nicht fest für sie arbeiten wolle. Es war also eher eine natürliche Entwicklung als eine bewusste Entscheidung. Ich war auf der Suche nach neuen, interessanten Herausforderungen – und TripRebel hatte in dem Moment das spannendste Angebot.
Was gefällt Ihnen besonders daran, bei einem Start-up zu arbeiten?
Start-ups machen extrem viel Spaß und sind sehr fesselnd. Ich liebe es, dass im Grunde jeder im Team an jeder Entscheidung beteiligt ist. Die Arbeit ist sehr praktisch und dein Beitrag enorm wichtig. Man hat das Gefühl, es ist das eigene Baby, das sich verändert und wächst – aufgrund der Arbeit und der Anstrengung, die man investiert. Als kleines Team können wir zudem schnell entscheiden und Dinge umsetzen.
»Tempo ist ein entscheidender Faktor – den letzten Schliff kann man vergessen«
Gibt es auch Nachteile?
Natürlich. Da Tempo ein entscheidender Faktor ist, muss man oft Kompromisse finden, um etwas schnell zu implementieren. Man nimmt sich vor, den Dingen nachher den letzten Schliff zu geben, aber meist kommt etwas super Wichtiges dazwischen, das sofort gestaltet werden muss. Den letzten Schliff kann man also vergessen. Eine andere Sache ist, dass man zwar in einem Team mit sehr schlauen Leuten sitzt, aber der einzige mit Designfähigkeiten ist. Ich persönlich vermisse den Austausch mit anderen Designern und habe manchmal das Gefühl, in meinen eigenen Gedankenschleifen festzustecken. Das ist in Agenturen vollkommen anders. Wenn man in einer großen Agentur arbeitet, ist man umringt von hochtalentierten Kreativen aus dem eigenen Feld und meist kommt am Ende bessere Arbeit dabei heraus.
Worauf sollten sich Designer einstellen, wenn sie bei einem Start-up arbeiten wollen?
Meiner Erfahrung nach muss man bereit sein, Kompromisse einzugehen, aber auch, für seine Ideen zu kämpfen und das Team davon zu überzeugen, dass Design es wert ist, Zeit zu investieren. Man muss außerdem gewillt sein, sich selbst weiterzubilden und Neues zu lernen – oder sehr gut vorbereitet sein. Deshalb sind Start-ups zwar interessant, aber nicht der beste Ort, um direkt nach dem Studium in den Beruf zu starten. Valentino Borghesi, Kreativdirektor bei TripRebel in Hamburg.
Lesen Sie weiter in PAGE 12.2015!Was sagt Designerdock-Geschäftsführerin Kirsten Louis über das Arbeitsumfeld Start-up? Außerdem gibt’s neue Erkenntnisse und Stimmen zum Thema Gehalt und Honorare – gegliedert nach Designsparten. Das ist besonders für die Frauen interessant, denn sie verdienen immer noch eklatant weniger als ihre männlichen Kollegen! Weitere Fragen: Wie wichtig ist Social-Media-Marketing wirklich? Wie fühlt sich ein Designerleben in der Provinz an? Müssen bald alle Kreativen programmieren können? Und, und, und.Wir wünschen viel Spaß beim Schmökern!