Am Boden: Melancholischer Böllermüll!
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ast schöner als Silvester selbst: Der Tag danach, fotografiert von Denis Brudna.
Konfetti, das im Schnee versinkt, melancholisch verkohlte Raketenreste, ab und zu ein kaputtes Sektglas oder zerborstene Kanonenschläge, wie Körperfetzen über den Schnee verteilt …: Wenn die Stadt noch im Neujahrsschlaf liegt, macht sich Denis Brudna, Fotograf und Herausgeber der Zeitschrift Photonews, mit der Kamera auf und schaut, was vom Abend übrigblieb.
Selbst gehört Brudna zu denen, die jedes Jahr von neuem staunend vor der organisierten Silvester-Fröhlichkeit stehen, die sich darüber wundern, wie kurz vor Mitternacht alle auf die Uhr starren und auch darüber, dass allein am Silvesterabend 2008/2009 113 Millionen Euro verballert wurden. Und auch der Tag danach hat ihm lange einen »visuellen Kater« beherrscht, wie er selbst schreibt – bis er die Schönheit des Böllermülls entdeckte und, dass dieser durchaus Stillleben-Qualitäten hat.
Und an ihnen kann man sich gar nicht satt sehen. An den abgestürzten »Turbo Wirbeln«, die vor ein paar Stunden noch mit glitzerndem Schweif steil aufgestiegen sind und jetzt mit nassen Flügeln neben einem Blatt im Schnee liegen, als wäre man Zeuge eines Flugzeugabsturzes im Wald. Die Fontänen, die wie erloschene Vulkane aneinander lehnen, zu Boden gegangene Luftschlangen, die im Winterwind flattern oder Knallfrösche, die sich wie eine Flusslandschaft durch den Dreck schlängeln.
Ein herrlicher Gegenentwurf zu der so aufgeregeten Nacht zuvor, ganz still, melancholisch und schön und ein perfekter Jahresstart!
Denis Brudna
Am Boden
96 Seiten, 82 Farbaufnahmen, Hardcover
ISBN 978-3-941825-34-5
32 Euro
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