Wenn McGyver interaktive Systeme gestaltet …
Seit März gibt es an der Bergischen Universität in Wuppertal das Interface Lab. Wir sprachen mit dem Leiter, Prof. Dr. Fabian Hemmert, über die Ziele und erste Ergebnisse.
In explorativen Prototyping-Prozessen entwickeln die Studierenden im Interface Lab innovative interaktive Systeme und setzen dabei aufs Do-it-yourself-Prinzip à la McGyver: Neben Lasercutter oder 3D-Drucker kommen auch Utensilien aus dem Baumarkt zum Einsatz. Fabian Hemmert, Professor für Interface und User Experience Design an der Bergischen Universität in Wuppertal hat es ins Leben gerufen.
PAGE: Welche Aufgabe hat das Interface Lab?
Fabian Hemmert: Die Herausforderungen für uns Designer ändern sich permanent. In Zeiten des Internets der Dinge und des Ubiquitous Computing beschränkt sich die Gestaltung von Interfaces längst nicht mehr nur auf Screens, da die Technik zunehmend hinter alltäglichen Objekten verschwindet. Als Designer müssen wir den Umgang mit solchen Systemen intuitiver und lebendiger gestalten, indem wir Alltagsgegenständen eine Funktion in der digitalen Welt geben.
»Die Mensch-Maschine-Beziehung auszuhandeln – das ist das Spannende«
Im Seminar »Future Interactions« haben wir uns zum Beispiel damit auseinandergesetzt, wie der Arbeitsplatz von Designern aussehen könnte, und haben vernetzte interaktive Objekte entwickelt, die den kreativen Prozess unterstützen. Bei solchen Konzepten geht es immer auch darum, die Beziehung zwischen Mensch und Maschine auszuhandeln – das ist das Spannende.
Mit dem Schalter »Dimmable AI« lässt sich der Kompetenzgrad intelligenter Maschinen einstellen.
»Einerseits wünschen wir uns intelligente Unterstützung, andererseits steht die Frage im Raum, ob nicht irgendwann KI die Kontrolle übernimmt«
Wie sollte das Verhältnis denn Ihrer Ansicht nach aussehen?
Unsere Beziehung zur Technik im Designprozess ist eine Gratwanderung: Einerseits wünschen wir uns intelligente Unterstützung, andererseits steht die Frage im Raum, ob nicht irgendwann KI die Kontrolle übernimmt. So hat die Studentin Elizabeth Bradford eine »Dimmable AI« entworfen, einen Schalter, mit dem man den Kompetenzgrad intelligenter Maschinen justieren kann – von »Off« über »Assistent« bis hin zum »Tyrannic Boss«. Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, dass wir die Kontrolle behalten.
»Phone Sacrifice« eliminiert den Ablenkungsfaktor Smartphone in kreativen Prozessen.
Welchen praktischen Nutzen hat das Lab?
Das Lab ist vorerst noch keine öffentliche Ausstellung. Was wir dort entwickeln, inspiriert zunächst einmal andere Studenten, die in diesem Raum an eigenen Projekten arbeiten. Wie das »Phone Sacrifice« zum Beispiel: Weil wir uns zu häufig von unseren Smartphones ablenken lassen, hat der Student Erik Caetano diese »Opferstelle« für Handys entwickelt. Kommt man in einen Raum, kann man das Gerät dort deponieren – quasi als rituelle Handlung –, um dann voll konzentriert zu sein.
»Concrete Data« von Friedrich Kegel graviert Daten in Stein – als Veranschaulichung der Tatsache, dass Computer nichts vergessen.
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