Was muss der Kreativ-Nachwuchs können?
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it Prof. Christian Schmachtenberg, Moderator des ADC Nachwuchskongresses, sprachen wir über Anforderungen an junge Designer und darüber, was die Hochschulen beitragen müssen.
Auf dem ADC Festival 2013 in Hamburg ist der 17. Mai 2013 dem Nachwuchs gewidmet: Der Nachwuchstag richtet sich an Studierende, Schüler und Junioren. Prof. Christian Schmachtenberg (Bild) ist ADC Fachbereichsvorstand Forschung & Lehre und zudem Moderator des ADC Nachwuchskongresses. Wir sprachen mit ihm über seine Erwartungen an den ADC-Nachwuchswettbewerb und die Fähigkeiten, die der kreative Nachwuchs heute braucht.
PAGE: Wie bewerten Sie die Zukunftsperspektiven für den kreativen Nachwuchs im Moment?
Prof. Christian Schmachtenberg: Agenturen sind immer auf der Suche nach Talenten. Der ADC und alle lehrenden Mitglieder haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Studenten die bestmögliche Lehre zu bieten um einen perfekten Einstieg in den Job zu gewährleisten. Auch Nachwuchswettbewerbe bieten den Studenten die einmalige Möglichkeit sich mit anderen zu messen – und ein gewonnener Preis hat noch keinem geschadet. Zurück zu Ihrer Frage: Die Chancen sind sehr gut!
Welche Qualifikationen und Kenntnisse sind für Nachwuchskreative im Hinblick auf aktuelle Trends denn besonders wichtig?
Da die Kommunikation immer komplexer wird, müssen wir generalistisch ausbilden. Design-Studierende müssen lernen, disziplinübergreifend zu gestalten. Sie müssen zum Beispiel wissen wie eine Social-Media-Initiative mit einem Event verknüpft.
Außerdem ist Relevanz sehr wichtig. In ihrem Studium dürfen Studierende gerne ausflippen, aber ihre Arbeiten sollten einen tieferen Sinn verfolgen. Ziel ist es, Innovationen und neue Lösungsansätze zu entwickeln. Der Satz »Nicht aufhübschen, sondern lösen« trifft es perfekt.
Ein dritter Punkt ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Kreative Teams werden sich in der Zukunft immer mehr aus unterschiedlichen Disziplinen zusammensetzen. Wir müssen vermitteln, wie man damit umgeht und welche Potentiale daraus entstehen.
Wie lässt sich denn Innovation erarbeiten?
Das Projekt »ADC Fieldwork« ist ein schönes Beispiel: Aufgabe war es, Ideen für Unternehmen, Services und Produkte zu entwickeln, die der Gesellschaft, dem Menschen und der Umwelt gerecht werden. Die Resultate waren herausragend und das Projekt hat aufgezeigt, wie wichtig es ist, neue Denkweisen zu etablieren.
Was erwarten Sie vom ADC-Nachwuchswettbewerb 2013?
Ich freue mich, dass ebenso viele Arbeiten eingereicht wurden wie im vergangenen Jahr – und dabei auch viele aus unterschiedlichen Design-Bereichen. Es würde mich nicht wundern, wenn manche Nachwuchsarbeiten besser sind als die der Profis. Zwei ehemalige Studenten aus Ravensburg haben sich zum Beispiel mit der Frage beschäftigt, wie man im Internet Strom sparen kann. Ihre Lösung: Ein Haltbarkeitsdatum bei Facebook-Posts. Dort werden markierte Beiträge nach einer gewissen Zeit vom Server gelöscht. Ganz einfach. Das ist ein wunderbares Beispiel für eine Arbeit, die Relevanz und Innovation darstellt. Sie wurde auch mit dem Bundespreis für ecodesign ausgezeichnet.
Was will der ADC-Nachswuchstag darüber hinaus vermitteln?
Vor allen Dingen Mut! Viele Studierende sind heute zu ängstlich. Niemand hat mehr den Mut, etwas auszuprobieren. Viele Studierende trauen sich nicht, zu experimentieren, weil sie Angst haben, eine schlechte Note zu bekommen. Aber man studiert doch gerade deshalb, um Neues zu erforschen, um zu experimentieren, um Freude zu haben. Scheitern ist keine Schande – das wollen wir vermitteln. Auch die Hochschulen sollten »den Wahnsinn« stärker fördern. Denn die Kreativen sind die wahren Gestalter unserer Zukunft. Sie sind die Vorboten einer neuen Ökonomie.
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