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ADC Awards 2016: Hoch lebe Print!

Eine Printkampagne als meist ausgezeichnete Einreichung und ein Grand Prix für eine Zeitschrift: Der ADC steht dieses Jahr im Zeichen von Print und sorgt damit für Verwunderung …

ADC Berlin

Während auf dem ADC Kongress im Grünspan Google-Zoo-Chef Patrick Collister das Zeitalter der »Creeks« (Creative Geeks) einläutet und »Digital Prophet« David Shing im Eiltempo den neuesten digitalen Hot Shit präsentiert, fand die ADC-Jury in diesem Jahr offenbar mehr Gefallen an traditionellen Medien und Kampagnen.

Die smart-Kampagne von BBDO Berlin mit den detailreich illustrierten Stadt-Parkhäusern ist mit insgesamt neun Nägeln der Spitzenreiter der diesjährigen Gewinnerarbeiten. Gut gedacht und gemacht ist sie auf jeden Fall, dennoch verwundert die hohe Platzierung doch ein wenig angesichts der sonst so digitalen Push-Richtung des Verbands.

In die gleich Kerbe haut denn auch der diesjährige Grand Prix: Das deutsch-arabische Flüchtlingsheft des ZEITmagazins. Es ist das erste Mal, dass ein Grand Prix für die Kategorie Editorial Design vergeben wird, wie die Juryvorsitzende Karin Schmidt-Friderichs stolz verkündet.

Den Einwand, dass das Magazin handwerklich nicht überragend und auch die Idee eines zweisprachigen Magazins nicht neu ist, lässt die Jury nicht gelten.

»Das Heft war ein einzigartiger Willkommensgruß schon vor dem Merkel-Satz ,wir schaffen das’. Das zeigt, dass die Kommunikationsbranche gesellschaftliche Themen schon spürt und kreativ behandelt, bevor sie uns in voller Wucht erreichen«

sagt Jury-Chairman Michael Conrad. Der Grand Prix sei weder ein Feigenblatt des Gutmenschentums, noch habe man ein politisches Statement setzen wollen, versichert Schmidt-Friderichs. Die Arbeit habe sich ganz fair im Laufe mehrerer Wahlgänge durchgesetzt.

Im Rennen um den Grand Prix waren außerdem der eigentliche Favorit »Heimkommen« von Jung von Matt für Hornbach sowie der »The Les Paul Skill Check« von Serviceplan für Gibson Guitar (eine eindeutig digitaler gedachte Arbeit, die Shazam als Musik-Richter nutzte).

Die Top 10 der erfolgreichsten Kampagnen beim diesjährigen ADC Wettbewerb:

1. smart 453 fortwo smart Parkhäuser, BBDO Berlin für BMW smart (siehe Bild oben)

2. Mercedes Live!, Messeauftritt der Daimler AG auf der IAA 2015, konzipiert von Atelier Markgraph und jangled nerves

3. The Les Paul Skill Check, Serviceplan für Gibson Guitar

4. Is mir egal, Werbespot für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) von Jung von Matt/ Elbe

 

5. Hornbach Frühjahrskollektion, HEIMAT aus Berlin

6. #heimkommen, Jung von Matt für Edeka

7a. Illustrationskampagne für das Hamburger Abendblatt, Oliver Voss

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7b. Es gibt immer was zu tun (Babel), HEIMAT Berlin für Hornbach

9a. Verschwindende Tiere, Grabarz & Partner für Robin Wood (PAGE berichtete)

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9b. Das ist Berlin, Anzeigenkampagne für die Berliner Morgenpost von Römer Wildberger Werbeagentur

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Das Motto der Jury sei »Business First« gewesen, so Michael Conrad: »Diesen Satz haben wir uns als poetisches Motto gegeben: für die Hand, die uns füttert. Um Selbstpromotions und kreative Pirouetten zu vermeiden.« So finden sich mit smart, Mercedes, Hornbach, EDEKA, AUDI, VW, Media Markt, Springer Verlag tatsächlich große Werbungtreibende unter den Spitzenplatzierten.

»Im Gegensatz zu Cannes jurieren wir hier Kreativität und nicht Moral und ‘higher purposes’«

teilt ADC-Präsident Stephan Vogel aus. »Und es findet sich ein breites Spektrum an Arbeiten weit vorn: integrierte Arbeiten, große Messeauftritte, starke Filme, Viralhits und klassische Printkampagnen.« Insgesamt vergab die Jury 28 goldene, 103 silberne und 172 bronzene Nägel sowie 227 Auszeichungen.

Die Gewinner des Nachwuchswettbewerbs

ADC Studenten des Jahres wurden Dorian Lebherz, Madlen Folk, Daniel Titz und Joe Valentinitsch für den (nicht offiziellen und hoch emotionalen) Johnnie-Walker-Spot »Dear Brother«:

Als ADC Talent des Jahres wurde Leonard Rokita für die Arbeit »Zwischen Design und Protest« ausgezeichnet.

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ADC Junior des Jahres wurde Viktor Szukitsch für seine Hörfunk-Spots »Nachrichten« von Scholz & Friends für das FAZ E-Paper. Heinrich Paravicini, Vorsitzender des Nachwuchswettbewerbs, zu den diesjährigen Ergebnissen: »Der Nachwuchs sucht Wahrhaftigkeit. In Zeiten der digitalen Reizüberflutung ist die Sehnsucht nach einer Pause von diesem digitalen Alltag da.« Als weitere Trends seien Entrepreneurship und der Mut zur Einmischung in gesellschaftspolitische Themen erkennbar gewesen.

Leider falle die kreative Qualität der Arbeiten vom Studium hin zu den Praxisarbeiten sichtbar ab. Deshalb Paravicinis Rat oder auch Bitte an die Agenturen:

»Lasst die Talente machen und habt Vertrauen!«


Mehr zum Thema:

Alle Gewinner finden Sie in Kürze unter gewinner.adc.de.

Das waren die Gewinner im vergangenen Jahr

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