Global Font für Tencent
Monotype entwickelt für den chinesischen Anbieter internetbasierter Dienstleistungen eine globale Schriftfamilie.
Das Design der Schriftfamilie soll das Engagement von Tencent für Technik und Zukunft widerspiegeln. Der Type-Designer Julius Hui vom Monotype Design Team leitete die Entwicklung der »kursiven« Schrift, die eine harmonische Kombination von chinesischen, japanischen und lateinischen Schriftzeichen darstellt. Tencent, dessen Marktwert derzeit bei rund 200 Milliarden Dollar liegt, hat ambitionierte internationale Pläne. So wurde es Zeit, eine typografische Unternehmensstimme zu entwickeln, die weltweit funktioniert.
Julius Hui startete in enger Kooperation mit Tencent mit einer Aktualisierung des Firmenlogos, das den Schriftzeichen ein zeitgemäßeres Erscheinungsbild verleiht und das Engagement der Marke für Technologie und Innovation widerspiegelt. Der umgangssprachliche Cutting-Edge-Ansatz findet sich buchstäblich an den An- und Abstrichen der Glyphen. Ihr Design ist um 8 bis 10 Grad nach rechts geneigt, was sich ebenfalls mit einem Streben in die Zukunft interpretieren lässt.
Eine besondere Herausforderung stellte die Verschrägung der chinesischen Schriftzeichen dar, denn kursive Schriftformen sind in der Schreibkultur des Landes völlig unbekannt. Hui und sein Designteam experimentierten mit verschiedenen Lösungen, probierten diverse Steigungen und Grade aus, um am Ende mit einer schrägen Box zu operieren, in der sie die »kursiven« chinesischen Schriftzeichen hinein konstruierten. »Um die grafischen Probleme zu minimieren, die bei der Verschrägung chinesischer Schriftzeichen lauern, haben wir an jedem Zeichen mehrere optische Korrekturen vorgenommen, um den Kursiv-Effekt für unsere Augen so angenehm wie möglich zu machen«, sagt Hui, der sich einige dieser Harmonisierungen aus dem lateinischen Type-Design entlieh.
Den lateinischen Kompagnon entwarf der US-Schriftdesigner Juan Villanueva. Er begann, mit einem breiteren Stift die chinesischen Schriftzeichen nachzuzeichnen, um ein besseres Verständnis für ihre Struktur zu gewinnen. Schließlich zeichnete er eine kontrastarme und schräge Serifenlose, die die Wärme früher geometrischer Sans, wie zum Beispiel Paul Renners originale Futura-Zeichnungen, mit den rationalen Formen neuerer industrieller Sans wie Sebastian Lesters Neo Tech verbindet.
Auch japanische Kana sind entstanden, die Striche und Formen des chinesischen Designs abstrahieren. Der Monotype Designer Ryota Doi leitete diese Entwicklung. Die Harmonie zwischen chinesischen und japanischen Schriftzeichen herzustellen ist keine leichte Aufgabe. Chinesische Schriftzeichen sind sehr strukturiert und so gestaltet, dass sie in einen Kasten passen, während japanische (Hiragana) Ideogramme eine eher organisch gerundete Form haben.
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