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Cooles Branding und tolle Schriften für den New York City Football Club
Seit seiner Gründung 2013 ist der New York City FC ein fester Bestandteil der New Yorker Fußballwelt. Jetzt bekam der Club eine neue Identity inklusive Customfont von Frere-Jones Type.
Vier neue Farben
Die Farbpalette war eines der Branding-Bestandteile, die sich die Kreativen bei Gretel vornahmen. Die bisherigen Club-Farben Skyline Blue, Bright White, Late Night Navy und NYC Orange blieben bestehen, wurden lediglich etwas leuchtender. Dazu kamen vier neue: Excelsior Cobalt (Flagge New Yorks), Neon Yellow (die Leuchtreklamen am Time Square), Copper Green (die Freiheitsstatue) und Roosevelt Violet.
Letztere ist von der Kennung der U-Bahn-Linie 7 inspiriert. Die U7 ist ikonisch für die multikulturelle Stadt: Sie führt über 22 Stationen von der Endstation Flushing Main Street in Queens durch den gesamten Bezirk bis zum East River, von dort über eine Brücke nach Manhattan und über den Bahnhof Grand Central und Times Square bis zur 34th Street in Manhattan.
Der New Yorker Autor Autor Bruce Northam sagte einmal: »Mit etwas Ehrgeiz kann man in Sicht- und Hörweite der Linie 7 an jedem beliebigen Tag mit Menschen aus über 20 verschiedenen Kulturen plaudern.«
Mosaike, Icons und zwei Schriften
New York City ist eine Ansammlung von unzähligen Geschichten, Kulturen und Hintergründen. Gemeinsam schaffen sie etwas, das größer ist als die Summe ihrer einzelnen Teile. Aus diesem Gedanken entwickelte Gretel die Mosaikmuster, die auch auf das Gewirr der Straßen in den fünf Bezirken Bronx, Queens, Brooklyn, Staten Island und Manhattan Bezug nehmen.
Herzstück der neuen Identity aber sind zwei Schriften, die die Foundry Frere-Jones Type entwickelte und die von der New Yorker U-Bahn inspiriert sind, die seit ihrem Bau die fünf Stadtbezirke miteinander verbindet. Unterstützt werden die beiden neuen Schriften von diversen netten, von Gretel gestalteten Icons rund um die Themen Fußball und New York.
Zwei Fonts für Headline und Text
Tobias Frere-Jones zeichnete die kompakte, fette Headline-Schrift Express, von Nina Stössinger – die stolz darauf ist selbst aus der Fußballstadt Basel zu stammen – kommt die rundere Textschrift Local. Wir sprachen mit Nina Stössinger, die – ebenso wie Tobias Frere-Jones – als Zugliebhaberin tief in das Projekt und die Geschichte der New Yorker U-Bahn eintauchte.
Foto: Graham MacIndoe
»Es war ein kniffliger Prozess, die Formensprache der Großbuchstaben – für die wir mit den U-Bahn-Beschilderungen einen direkten Bezug hatten – an die Kleinbuchstaben anzupassen.«
Nina Stössinger, Typedesignerin bei Frere-Jones Type
Ihr habt zwei Schriften gestaltet, Local und Express. Warum diese Namen?
Nina Stössinger: Es waren unsere Arbeitstitel für die zwei Varianten. Sie beziehen sich auf das New Yorker U-Bahn-System, bei dem die Züge entweder local (Halt an allen U-Bahnhöfen) oder express (Stop nur an den wichtigsten Haltestelle) fahren.
Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede haben die beiden Schriften und für welche Anwendungen sind sie gedacht?
Die von Tobias gestaltete Express basiert auf der Emaille-Beschilderung des Independent Subway System (IND) von 1932. Es ist ein fetter, schmal laufender Versalfont, der immer nur für ein paar Wörter, etwa in Headlines, zum Einsatz kommt.
Die breitere, geometrische Local stammt von mir. Sie hat Groß- und Kleinbuchstaben und eignet sich auch für längere Texte. Beide haben kleine Serifen, auch wenn die Schriften mit ihrem geringen Kontrast und geometrischer Konstruktion eher an eine Sans Serif erinnern.
Welche Schrift hat der New York City FC vorher verwendet?
Hauptsächlich Tobias’ Gotham, ab und zu tauchten auch andere Fonts auf, etwa der Inline-Custom-Font, den die Major League Soccer verwendet, in der ja auch der NEW York City FC spielt. Die MLS ist die höchste Spielklasse im US-amerikanischen und kanadischen Fußball der Männer.
Eure Fonts sind von der Stadt New York und ihrer U-Bahn inspiriert. An welchen Vorlagen habt ihr euch orientiert? Welche Merkmale habt ihr übernommen und welche nicht?
Beide Entwürfe basieren in erster Linie auf der Beschilderung der New Yorker U-Bahn aus der Zeit vor Massimo Vignellis modernistischer, auf Helvetica basierender Neugestaltung in den späten 1960er Jahren. Obwohl die U-Bahn-Beschilderung damals insgesamt viel weniger standardisiert war, verwendete zumindest ein Teil des Independent Subway Systems eine Handvoll wiederkehrender und wiedererkennbarer Schriften. Der Font Local basiert direkt auf den IND-Kachelbuchstaben.
Du meinst die wunderbaren, berühmten Mosaike?
Nein, ich spreche von den oft direkt darunter befindlichen Stationsnamen und Wegbeschreibungen zu nahe gelegenen Ausgängen, die aus quadratischen, schwarzen Kacheln mit je einem weißen Buchstaben bestehen. Die meisten Buchstabenformen sind ehr geometrisch, mit einem kreisförmigen O und einem auffallend rechteckigen D. Sie haben kleine Flare-Serifen, die die Buchstabenecken schärfen.
Ich habe diese Kacheln in der ganzen Stadt recherchiert und darauf aufbauend die Local gestaltet. Beibehalten habe ich die geometrische Struktur und die kleinen Serifen, aber die Buchstaben etwas fetter angelegt. Außerdem ist Local keine Monospaced wie die Vorlage, sondern eine proportionale Schrift – so wird der Rhythmus natürlicher und angenehmer zu lesen. In den U-Bahn Stationen gab es nur Versalien, ich fügte noch Kleinbuchstaben hinzu.
Und auf welche Vorlagen hat sich Tobias bei der Gestaltung der Express gestützt?
Vor allem auf seine eigene umfangreiche Sammlung von Emailleschildern aus dem IND-System. Den fetten, schmalen Charakter der Buchstaben hat er übernommen und weitergeführt. Das heißt Express ist noch fetter und mehr condensed als die Originale. Um die Schrift eng mit der Local zu verbinden fügte er dann noch kleine Serifen hinzu.
Beide Schriften sind sehr geometrisch, was ja nicht immer perfekte Lesbarkeit mit sich bringt. Ist die Geometrie eine Hommage an die historische Beschilderung?
Auf jeden Fall. Da die Buchstaben früher öfter von Ingenieuren und Schilderherstellern als von Typedesignern entworfen wurden, waren sie meist geometrisch angelegt. Natürlich wollten wir sehr gut funktionierende Schriften gestalten, aber wir sehen ihre ungeschminkte Wucht als Teil ihres Charakters und als Verbindung zu dem Lärm, dem Staub und der Kakophonie, die New York seine Intensität verleihen.
Deshalb haben wir unsere Schriften typografisch nicht zu sophisticated angelegt, sondern etwas von der klobigen Geometrie beibehalten und nur gerade genug optischen Ausgleich geschaffen. Tobias und ich haben uns bei unseren Typedesigns auch nicht ständig bis ins letzte Detail abgestimmt – so wie die IND-Schilder neben den IND-Kacheln angebracht wurden, ohne dass jemand überprüft hätte, ob alle Details übereinstimmen.
Momentan gibt es Local und Express nur in Bold. Welche weiteren Schnitte plant ihr noch?
Ich arbeite derzeit an der Local Regular sowie der Kursiven. Bei Express wird es bei einem Schnitt bleiben.
Foto: Graham MacIndoe
»Für die Gestaltung der Express habe ich mich vor allem auf meine umfangreiche Sammlung von Emailleschildern aus dem IND-System gestützt.«
Tobias Frere-Jones, Typedesigner, New York
Die Anpassung der Kleinbuchstaben der Local an die Versalien bereitete den Typedesigner:innen ganz schön Kopfzerbrechen. Am Ende entschieden sie sich für die hier gezeigte dritte Version.