Nichts als Ausländer … Semester-Projekt mit Folgen
Was in Deutschland ist eigentlich alles »ausländisch«? erforschten Studenten der HTW Berlin und entwickelten daraus ein tolles, und angesichts der Flüchtlingsströme, auch ein sehr aktuelles Projekt.
Antworten auf die Frage, was in Deutschland alles eigentlich »ausländisch« ist, gibt es viele.
Konsumgüter ohne Ende sind es, Speisen, Getränke, Menschen sowieso, aber auch Pflanzen, jede Menge Kultur, Sprachen und und und …
Wo also anfangen bei so einem Projekt, wie es der Grafik- und Typedesigner Alexander Tibus es mit Studierenden im Fach Kommunikationsdesign an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin (HTW) gestartet hat?
Mit inhaltlicher Arbeit! Die war Tibus besonders wichtig, um fundierte Grundlagen zu schaffen und herauszufinden, welche interkulturellen Einflüsse uns umgeben, über die wir uns gar nicht im klaren sind und auch nicht darüber, wie wir davon profitieren.
Also machten die Studierenden sich auf, Berliner Senat und Abgeordnete der Bundesregierung zu befragen, Lebensgeschichten zu sammeln, über religiöse Fragen nach zu forschen – und über Neophyten, »ausländische« Pflanzen, die sich bei uns ansiedeln.
Ihre Ergebnisse hielten sie in Skizzenbüchern fest in denen sie mit Gefundenem, mit Texten und Typografie arbeiteten, mit Zeichnungen und Illustrationen, so dass kleine Kunstwerke entstanden sind. Alle Arbeiten des Projekts kann man in der Ausstellung »Vertraut fremd – studentische Publikationen zum Thema Interkulturalität« anschauen, die noch bis zum 16. September in der Dienststelle des Senats für Integration und Migration läuft.
Von dort wandert die Ausstellung zum Fedrigoni Showroom am Hackeschen Markt 4, dort sind die Arbeiten vom 9. bis 30. Oktober zu sehen. Allerdings bittet Fedrigoni um vorherige Anmeldung (event_berlin@fedrigoni.de).
Während Inés Weinmann sich mit Kartoffeln, Bier und Brot beschäftigte und dabei auf frühe, ägyptische Brauanleitungen stieß, fragte Anna Bernhardt russische Spätaussiedler wie es ist, fremd im eigenen Land zu sein, warf Annemarie Bernhardt einen Blick auf interkulturelle Familien, Annika Heilberg auf »Religion und Körperschmuck«.
Interessant auch die langen Wege, die verschiedene Gerichte genommen haben, um schließlich mehr oder weniger selbstverständlich auf unseren Tellern zu landen, wie Julian Roling sie in »Fremdessen« nachvollzog, Linda Gömer das interkulturelle in der Berliner Kunstszene untersucht, Maria Schramm sich in »Unter roten Nelken« mit der Besatzungszeit 1945-47 in Ostdeutschland beschäftigt und Meron Hagos in »Ausländer im Block« schaut, wie die Architektur auf den Bevölkerungswandel reagierte.
Es geht aber auch darum, was eigentlich bleiben würde, wenn wir nur mit Dingen, die aus Deutschland stammen, leben würden, wie die deutsche Küche sich entwickelte, Neophyten die Botanik Deutschlands beeinflussen und dazu wird in einem Postkarten-Set dem Ursprung unserer Wörter nachgegangen.
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