
Portfolio-Design: Aus ready-made wird customized!
Nichts ist individueller als die eigene Website! Dennoch muss sie nicht immer maßgeschneidert sein. Wir verraten, warum und wann Designer:innen einen Portfolio-Builder nutzen sollten
Anfangs habe es etwas Zeit und Geduld gekostet, bis sie den Frontend-Editor problemlos bedienen konnte, aber mittlerweile sei die Nutzung sehr einfach, sagt die Illustratorin. »Es hängt sicher auch davon ab, welche Ansprüche man hat. Eine einfache Website hat man schnell, besonders wenn man eines der verschieden designten Templates benutzt und nichts mehr daran ändern möchte.«
Auch wenn ihr ab und zu ein paar Gestaltungsmöglichkeiten fehlen, ist Lina Müller mit dem Angebot zufrieden: »Klar habe ich manchmal Vorstellungen, was noch besser wäre, und das geht dann nicht. Aber das ist der Deal, und für diesen fairen Preis ist so vieles möglich, dass ich mich nicht beklagen möchte!« Sie lobt vor allem die große Auswahl an Schriften und die Vorschaufunktion, mit der man Änderungen sofort sehen kann. Außerdem sei der Support gut – und da es sich um ein Schweizer Unternehmen handelt, ist dieser im Gegensatz zu anderen Anbietern auch auf Deutsch verfügbar. »Ein tolles Angebot, wenn man keine ganz individuelle Webseite produziert haben möchte«, so Müllers Fazit.
- Preise (circa): Das Paket Carbon gibt es für 12 Dollar im Monat, den Premium-Account Titanium (mehr Speicher und CSS-Editor) für 20 Dollar pro Monat, Domain und Hosting sind immer inklusive.
- Web: www.allyou.net
Squarespace: Umfangreicher Baukasten

Reisefotografin Frauke Hameister nutzt ihre Website nicht nur als Portfolio, sondern verkauft darüber auch ihre Foto-Presets und veröffentlicht Reiseberichte in einem Blog. An dem Baukastensystem von Squarespace schätzt sie, dass sie ihre Seite flexibel erweitern kann. Falls sie zum Beispiel in Zukunft Foto-Tutorials anbieten möchte, kann sie einen Gated-Content-Bereich mit Paywall einrichten. Zu den weiteren möglichen Modulen gehören unter anderem Reservierungsmanager, Terminvereinbarungstools und E-Mail-Marketing.
Die Bedienung findet Hameister sehr user-friendly – falls es doch mal Probleme gibt, könne man sich jederzeit an den Support wenden. »Ich habe mich vor allem für Squarespace entschieden, weil es extrem viele, toll designte Templates für jede Art von (Kreativ-)Business gibt. Ich nutze das Template Trémont und bin damit echt zufrieden«, erläutert die Fotografin. »Für mich als Creator ist es außerdem superwichtig, dass meine Website und meine Social-Media-Präsenzen nahtlos miteinander verknüpft sind.« Squarespace bietet nicht nur die Verknüpfung an, sondern auch Designvorlagen, um Social-Media-Assets im Look der Website zu halten. Das Einzige, was sich Frauke Hameister noch wünschen würde, ist die Möglichkeit, Fotografien und Videos als Download für Kund:innen anzubieten – zum Beispiel durch die Vergabe eines Passworts.
- Preise (circa): 11 Euro (Persönlich), 17 Euro (Business), 24 (E-Commerce Basis) oder 36 Euro (E-Commerce erweitert) monatlich, Domain und Hosting immer inklusive. Studierende zahlen im ersten Jahr der Nutzung nur die Hälfte.
- Web: https://de.squarespace.com
Cargo: Dinamo-Fonts und spannende Newsletter

»Ich mag den Design-as-I-go-Ansatz. So kann ich heute eine grüne und morgen eine blaue Website haben – quasi wie ein Stimmungsring. Designänderungen sind schnell gemacht, und ich muss dafür keine Programmiererin beauftragen«, erklärt Designerin und Künstlerin Theresa Hattinger aus Wien ihre Entscheidung für die Software-as-a-Service-Lösung Cargo. Da ihre Inhalte keine komplexen Anforderungen hätten, komme sie mit den angebotenen Elementen gut zurecht. »Das Interface ist sehr intuitiv – und sicherlich mit der Zielgruppe Designer:innen im Hinterkopf gebaut«, so Hattinger.
Die implementierten Schriften seien toll – dank einer Kooperation mit der Schweizer Foundry Dinamo sowie mit Type Network –, und auch das Gridsystem biete alles, was man für eine Portfoliowebsite brauche. Darüber hinaus mache der Thumbnail-Index das Updaten und Onlinestellen von Projekten extrem einfach, findet die Designerin. »Lediglich das Bilddatenmanagement könnte besser und zentral zugreifbar sein.« Neben dem Sitebuilder an sich schätzt Theresa Hattinger auch den redaktionellen Newsletter und die Kuration der Inhalte auf der Cargo-Website sowie auf Social Media.
- Preise (circa): 14 Dollar bei einer jährlichen Abrechnung, 19 Dollar bei monatlicher Abrechnung, mit E-Commerce-Option (Shopanbindung) 19,50 beziehungsweise 28 Dollar, Domain und Hosting sind immer inklusive. Portfolios für Studierende und Websites für Non-Profits sind kostenlos, man muss sich aber dafür bewerben.
- Web: https://cargo.site
Semplice: Unendliche Gestaltungsoptionen

Im Gegensatz zu den Abomodellen der anderen Anbieter bezahlt man bei Semplice nur einmal, bekommt aber dennoch sämtliche Updates und kann immer auf den Support zugreifen. Designer Georg Randel aus Hamburg überzeugte vor allem der ästhetische Anspruch des Unternehmens, das von Tobias van Schneider (siehe Interview, rechte Seite) gegründet wurde: »Man merkt dem Tool an, dass es von Designern für Designer gemacht wurde. Die Portfolios im Showcase haben mir unglaublich gut gefallen.« Randel wollte eine einfache Möglichkeit, gestalterisch loszulegen, war aber auch gewillt, Zeit und Energie zu investieren. Letzteres braucht es bei Semplice, weil das Tool komplett ohne Templates funktioniert. Alles ist frei gestaltbar, und es gibt sehr viele Optionen, die eigene Website zu individualisieren, bis hin zu den Page Transitions.
»Es hat schon ein bisschen gedauert, bis ich den Editor problemlos bedienen konnte – aber das hat man bei jedem Baukasten. Man muss sich eben erst mal zurechtfinden«, berichtet Georg Randel. Er hat sein Portfolio eher minimalistisch aufgebaut und auch nicht in den Code eingegriffen – was aber möglich wäre. Zudem lobt er den schnell reagierenden Support und den großen FAQ-Bereich. »Mir eine eigene Website programmieren zu lassen, leiste ich mir vielleicht später mal, wenn es finanziell machbar ist«, sagt der Designer.
Semplice basiert auf WordPress, hat aber ein eigenes Interface, das wesentlich zugänglicher und auf Designer:innen zugeschnitten ist. Zu beachten: Domain und Hosting sind bei Semplice nicht mit inbegriffen – im Gegensatz zu Komplettlösungen wie Carbonmade oder Squarespace. Das Unternehmen hat mit Flywheel aber einen bevorzugten Hostingpartner mit Extraangeboten für Kreative.
- Preise (circa): Semplice kostet einmalig 120 Dollar (Single), 170 Dollar (Studio) oder 700 Dollar (Business), ohne Domain und Hosting. Upgrades sind jederzeit möglich.
- Web: www.semplice.com
Carbonmade: Bauklötze statt Templates

»Ich finde, eine eigene Website ist ein Investment, mit dem zu zeigst, dass du es ernst meinst mit deinem Business«, sagt Illustratorin Adriana Bellet. Sie hat sich für den Portfolio-Builder Carbonmade entschieden, da sie nicht selbst coden kann. »Ich könnte natürlich Zeit investieren und es lernen, aber ich werde wahrscheinlich niemals wirklich gut darin sein – und ich verbringe die Zeit lieber damit, zu zeichnen.« Carbonmade bietet keine fertigen Templates an, sondern Bausteine, mit denen man seine Seite per Drag-and-drop zusammenbauen kann. Es gibt verschiedene Vorlagen für bestimmte Gewerke – beispielsweise 3D-Design, Fotografie, Text oder Produktdesign. Designfreiheiten und Nutzerfreundlichkeit stehen laut Bennet in einer guten Balance. Das Einzige, was ihr fehlt, ist die Option, einen Onlineshop einzurichten.
- Preise (circa): 9 Dollar (Beginner), 12 Dollar (Pro) oder 22 Dollar (Unlimited) pro Monat, Domain und Hosting inklusive.
- Web: https://carbonmade.com
Portfolio-Builder: »Das Beste aus beiden Welten«

Tobias van Schneider ist Design und Creative Director und betreibt das Designbüro House of van Schneider in New York. Er ist Mitgründer respektive Co-CEO der Portfolioplattformen Semplice und Carbonmade – und kennt sich aus mit der Frage, warum und wann Designer:innen einen Portfolio-Builder nutzen sollten.
Was sind die Vor- und Nachteile von Software-as-a-Service-Lösungen im Gegensatz zu individuell programmierten Websites?
Tobias van Schneider: Was vermeintlich für eine maßgeschneiderte Website spricht, ist volle Kontrolle. Wenn du Programmierer:in bist, stimmt das auch. Aber die meisten von uns sind keine. Wenn du jemanden dafür bezahlst, deine Website zu bauen, bist du auf sie oder ihn angewiesen, um die Seite zu aktualisieren oder Dinge zu reparieren. Das bedeutet, dass du deine Seite wahrscheinlich nicht oft updatest. Irgendwann wird sie auf der Strecke bleiben und eine veraltete Version von dir und deiner Arbeit darstellen. Letztlich tust du dir damit also keinen Gefallen.
Die meisten gehen davon aus, dass Templates die einzige Alternative sind. Aber auch hier schränkst du dich selbst ein und verlässt dich auf externe Mächte, die das Look-and-feel sowie die Maintenance deiner Website bestimmen. Daher habe ich meine eigene Software entwickelt, die mir das Beste aus beiden Welten bietet. Ich wollte volle Kontrolle über meine Website, damit ich sie individuell gestalten kann wie ein Programmierer – auch wenn ich nicht selbst coden kann. Semplice und später Carbonmade sind meine Lösungen dafür.
Du bist Mitgründer von Semplice und Co-CEO von Carbonmade. Was unterscheidet die beiden Dienste voneinander?
Semplice ist self-hosted (man zahlt nur einmal) und war ursprünglich nur für Designer:innen gemacht. Du startest mit leerer Leinwand und brauchst eine konkrete Vorstellung, was du gestalten möchtest, um sie zu füllen. Es gibt keine Templates, die dich unterstützen; du hast alle Freiheiten. Für manche ist das ein Segen, für andere ein Fluch. Perfekt für Designer:innen, die wissen, wie man eine Website gestaltet, aber nicht selbst coden wollen oder können.
Carbonmade ist zugänglicher für alle Arten von Kreativen – seien sie aus den Bereichen Design, Kunst, Text, Game Design et cetera. Hier baust du deine Seite mithilfe von Layoutblöcken, die du weiterbearbeiten kannst. Du kannst also immer noch eine individuelle Website gestalten, aber es gibt einen Startpunkt und eine hilfreiche visuelle Leitlinie. Im Grunde ist es ein bisschen wie mit Lego bauen: Du benutzt Lego-Steine, aber das Endergebnis ist deine eigene Kreation. Weder für Semplice noch für Carbonmade brauchst du Coding-Skills.
Gibt es auch Fälle, in denen du davon abraten würdest, eine Software-as-a-Service-Lösung zu verwenden?
Vielleicht wenn du eine extrem individuelle E-Commerce-Seite brauchst. Aber dann reden wir nicht mehr über Portfolios, sondern wahrscheinlich über etwas sehr viel Größeres. SaaS-Lösungen eignen sich generell für die meisten – es sei denn, du bist sehr darauf fixiert, deine gesamten Daten auf deinen eigenen Servern zu behalten. Aber in diesem Fall wäre Semplice auch eine Option, weil es self-hosted ist.