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9 Grafik-Tools für Comics, Cartoons und Mangas

Foto-Cartoonizer, Comic-Templates oder Hilfsmittel fürs Character Design – mit diesen Tools gelingen Comics, Cartoons und Mangas im Handumdrehen.

Schriftzug "Easy Cartooning". Wir stellen 9 Grafik-Tools für Comics, Cartoons und Mangas vor

Als sich der berühmte Cartoonist Gary Larson – zumindest »Stern«-Leser:innen dürfte er bekannt sein – Mitte der neunziger Jahre aus der Branche ­zurückzog, waren das Internet und Software noch un­bekann­tes, grafisch unzureichendes und aus Ko­pier­schutzgrün­den sogar gefährliches Terrain für Comiczeichner:innen.

Larson erklärte seine langjährige Abneigung gegen­über der digitalen Welt 2019 anlässlich des Launchs seiner Website in einem amü­santen Brief. Inzwischen haben sich aber nicht nur Computergrafik, Zeichenprogramme und Eingabegeräte mas­siv verbessert, sondern eine ganze Generation junger Illustratorinnen und Comic­zeich­ner arbeitet ganz selbstverständlich ausschließlich digital.

Cartooning-­Know-how

Cartooning-­Know-how ist darüber hinaus für viele Designer:innen relevant, denn ob Erklär-Comics oder -Animationen, Personagestaltung oder Storyboards – das Format funktioniert in unterschiedlichsten Kontexten. Die Zahl der entsprechen­den Tools ist immens und sie wächst mit fortschreitenden Technologien wie KI oder neuer Grafikhardware. Wir haben eine Auswahl von sehr simplen bis zu komplexeren Anwendungen zusammengestellt, die für kreativen Output sorgen.

Ein Tablet mit hoher Druckempfindlichkeit und Stift sowie eine Bildbearbeitungssoftware, die über Ebenentechnik verfügt, sind heu­te die Mittel der Wahl in der Branche. Die wohl bekanntesten Programme – auch hier Adobe Photoshop und Illustrator – haben allerdings ihren Preis, und so lohnt ein Blick auf güns­tigere oder kostenlose Alternativen wie die Affinity-Suite, die iPad-App Procreate, das Open-Source-Tool Krita und alle anderen für Comic­zwecke geeigneten Anwendungen, die wir im Folgenden vorstellen.

1. Clip Studio Paint: Umfangreiche Manga-Software

Clip Studio Paint (ehemals Manga Studio) wurde speziell zum Zeichnen von Comics entwickelt und ist in zwei Versionen erhältlich: Die einfachere Version bietet bereits viele Illustrations- und Pinselwerkzeuge, mit denen man der ei­ge­nen Kreativität freien Lauf lassen kann. Besondere Lineale für Symmetrien und Perspektiven oder eine Funk­tion zum Extrahieren von Linien machen es zu ei­nem interessanten Tool für Comiczeichner. Zudem verfügt Clip Studio Paint über Deep-Learning-Technologien, mit denen sich Linienzeichnungen au­tomatisch kolorieren lassen, und unterstützt alle 8192 Stiftdruckstufen von Wacom-Grafiktab­letts. Vor dem Kauf kann man die Software für einen Monat gratis testen. Danach belaufen sich die einmaligen Kosten auf rund 42 Euro für die Pro- und circa 186 Euro für die EX-Version. Beide kann man auch in einem monatlichen Nutzungsplan für rund 1 Euro oder circa 2,50 Euro beziehen.

Clip Studio Paint (ehemals Manga Studio) wurde speziell zum Zeichnen von Comics entwickelt

2. Comic Creator für Krita: Templates auf Knopfdruck

Das Open-Source-Malprogramm Krita stammt aus Schweden und wird dort von Kunstschaffenden ent­wickelt, die ein preiswertes Grafikwerkzeug suchten. Es funk­tioniert ebenfalls mit einem Grafiktablett und Stift und verfügt standardmäßig über Comic-Templates. Interessant ist auch, dass man selbst erstellte Vorlagen für Comic-Panels in die Software hochladen kann. Dazu eignet sich zum Bei­spiel das Open-Source-Tool Comic Cre­ator for Krita von Moritz Molch. Es generiert verschiedene Vorlagen für Comicseiten, die über alles verfügen, was es für den professionellen Druck eines Comic-Hefts braucht: Schnittmarken, definier­te Manuskriptma­ße oder Seitengrößen, die Beschnitt­breite sowie Auf­lösung und Hoch- oder Querformat. Das Tool generiert dann eine Krita-Datei mit schön strukturierten Rahmen. In Krita wählt man dann die Ebenenbox innerhalb des Rahmens aus und fügt ­eigene Ebenen im Alphakanal hinzu. Alle Frames sind als Rechtecke auf Vektorebenen angelegt, sodass man sie in Krita nach Belieben anpassen kann.

Open-Source-Malprogramm Krita

3. ArtRage: Große Leinwand und Image Tracing

ArtRage ist ein Bitmap-Grafikeditor für digitales Malen, der speziell für die Verwendung auf Tablet-PCs oder Grafiktabletts entwickelt wurde, sich aber auch am Desktop mit der Maus bedienen lässt. Die Software besticht wie schon die oben genannten Tools durch realistische Textu­ren wie Öl, Airbrush, Bleistift und Acryl und ein realitätsgetreues Mischverhalten sowie durch ein einfa­ches Interface, das mit einer großen weißen Leinwand die kreative Arbeit beflügeln soll. Zudem kann man verschiedene Malgründe auswählen – etwa bestimmte Papiere, Folien oder steinige Leinwän­de – und mit Spezialwerkzeugen wie einem Spachtel zum Verteilen der Farben arbeiten. Für Comic-Enthu­siasten bietet ArtRage eine Auswahl an Schablonen, zum Beispiel für Sprechblasen, und eine Tracing-­Image-Funktion zum Nachzeichnen bereits erstellter Bilder. Das Programm gibt es als kostenlose Demoversion, wobei sich dann Dateien nicht speichern und auch nicht herunterladen lassen.

ArtRage ist ein Bitmap-Grafikeditor für digitales Malen

4. Comic Life 3: Comic-Layouts in Sekunden

Weniger Zeichentalent benötigt man in Comic Life. Mit dem Pro­gramm lassen sich eigene Geschichten erstellen, in­dem man Bilder und Fotos in Comic-Templates importiert und dann mit einem stilisierten Filter und Sprechblasen versieht. Auch Dialoge lassen sich als Textdateien importieren. Ein praktisches und seltenes Feature ist die eingebaute Rechtschreibprüfung – ein weniger praktisches, aber spielerisches Element sind die Sounds beim Erstellen und Lesen der Comics. Ein klarer Nachteil sind die fehlenden Ebenenoptionen, aber die Vielzahl an Layouts und die einfache Bedienung machen Comic Life dennoch zu einem interessanten Tool, etwa um kleine Infografiken oder Erklärgeschichten zu erstellen. Der Kaufpreis liegt bei 30 Euro für eine Einzellizenz sowie bei 45 Euro für fünf Arbeitsplätze. Vorher kann man das Tool 30 Tage kostenlos testen.

Comic Life 3: Comic-Layouts in Sekunden

5. Procreate: Professionelle Zeichen-App

Procreate gilt als eines der beliebtesten Malprogram­me fürs iPad, was unter anderem am schnellen Grafikprozessor, den über 200 installierten Pinseln mit zahlreichen Einstellmöglichkeiten und der Tatsache liegt, dass es von Savage Interactive seit zehn Jahren als professionelles Zeichenwerkzeug für Apple entwickelt wird. Zu den be­son­de­ren Features gehören eine QuickShape-Funktion, die Linien automatisch begradigt, eine intuitive Füll­funk­tion und die StreamLines für weiche Linien. Auch in puncto Textbearbeitung bietet die App wich­tige Funktionen wie Kerning, das Importieren eigener Schriften oder eine Handschrifterkennung, die Texte automatisch in den gewünschten Font umwan­delt, sodass man fürs Schreiben nicht zur Tastatur wechseln muss. Procreate fürs iPad kostet rund 15 Eu­ro und die Pocket-Version fürs iPhone rund 7 Euro.

Procreate: Professionelle Zeichen-App

6. Cartoonizer und Co: Fotos in Comics umwandeln

Mit Tools wie dem Cartoonizer von Colorcinch oder BeFunky wandelt man in wenigen Augenblicken eigene Fotos in Cartoons um. Die Ergebnisse unterscheiden sich je nach Tool erheblich. Der Cartoonizer braucht länger und liefert ein mäßiges Ergebnis, während die vielen Effektfilter bei BeFunky eher über­zeugen. Leider sind beide Tools kostenpflichtig und mit rund 5 US-Dollar (Cartoonizer) beziehungsweise 6 US-Dollar im Monat (BeFunky) nicht gerade günstig.

Auch Toongineer Cartoonizer, eine Anwendung von Vance AI, die KI-Algorithmen nutzt und diese mit einer Datenbank mit Karikaturen und realen Bil­dern trainiert, ist bei kostenloser Nutzung begrenzt. Apps wie Clip2 Comic & Caricature Maker oder ToonMe sind ebenfalls kostenpflichtig. Erstere versucht, mit HD-Export und einem Druckservice zu punkten, Letztere setzt auf künstliche Intelligenz. Für Pho­toshop gibt es hingegen das kos­tenlose Aktionsset Toon Artist von Digital Artist Nuwan Panditha, womit sich Porträts mit einem Klick in illustrierte Co­mic­zeich­nungen verwandeln lassen.

Cartoonizer Screenshot
Cartoonizer
Comic-Tools: BeFunky Screenshot
BeFunky
Comic-Tools: ToonMe Screenshot
ToonMe

7. Doodle3D: Dreidimensionale Modelle zeichnen

Der Webeditor Doodle3D für 3D-Modelle macht richtig Spaß. Einfach nach Belieben etwas zeichnen oder schreiben und als OBJ-Datei exportieren. Diese dann mit 3D-Pro­grammen wie Clip Studio Paint EX (siehe hier) öffnen und das dreidimensionale Objekt oder den Text weiterbearbeiten. Anschließend lässt sich das Werk mit Ebenen oder als Bild speichern oder zum weiteren Verfeinern als Vek­torgrafik exportieren.

Comic-Tools: Webeditor Doodle3D für 3D-Modelle

8. AutoDraw, Cartoonify und Artbreeder: KI-Experimente

Auch sehr unterhaltsam und simpel ist Googles KI-Experiment AutoDraw, das versucht, in kritzeligen Formen Objekte zu erkennen, und dann die entsprechenden Piktogram­me liefert. Diese lassen sich zu einer Szene oder einer ganzen Story zusammensetzen, und die vorgeschlagenen Gegenstände sehen gar nicht mal schlecht aus.

Cartoonify wandelt mittels Objekterkennungssoftware Fotos in Cartoons um. Für bessere Ergebnisse sollte man Bilder mit einem klaren Hintergrund und einfachen Objekten verwenden und nicht zu viel erwarten. Ein weiteres interessantes KI-Tool für Kreative ist Artbreeder, mit dem man in wenigen Sekunden ein Anime-Porträt oder einen Comiccharakter generieren oder vorhan­dene Bilder manipulieren kann. Pro-User (ab 8 Euro monatlich) dürfen Bilder in höherer Auflösung he­runterladen und die Software im privaten Modus nutzen. In der kostenlosen Variante sind alle Profile und die erzeugten Bilder öffentlich.

Comic-Tools: Artbreeder
Artbreeder
Comic-Tools: Cartoonify
Cartoonify

9. Storyboard: Videos im Comic-Layout

Mit der experimentellen Android-App Storyboard von Google ließen sich Videos in Einzelbilder zerlegen und in einen Comic-Look brin­gen. Zu diesem Zweck wählte die App vermeintlich interessante Frames aus und ordnet sie in Rahmen an. Darüber hinaus bot Storyboard sechs visuelle Anmutun­gen, zum Beispiel einen düs­te­ren Schwarz-Weiß-Stil für Graphic Novels oder ei­nen bunten Pop-Art-Filter.  War man nicht zufrieden mit dem Layout, konnte man den Screen einfach nach unten ziehen, und Storyboard kreierte ein neues Layout. Viele Einstellmöglichkeiten hatte man hier nicht, dennoch waren die Ergebnisse manch­mal ganz interessant.

Android-App Storyboard von Google zerlegt Videos in Einzelbilder und bringt sie in einen Comic-Look

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