Was gehört auf die Portfolio Website eines UX oder Interface Designers? Hilfreiche Tipps von Experten.
Wie gehen UX und UI Designer bei der Konzeption und Gestaltung ihrer Portfolio-Websites am besten vor, um zukünftige Auftraggeber von ihren Fähigkeiten zu überzeugen? Wir haben uns bei erfahrenen UX-Designern und Interface-Experten umgehört und ihre besten Tipps gesammelt:
1. Wenige Projekte inklusive Lösungsweg präsentieren
Klasse statt Masse! Diese Empfehlung trifft auf die Portfolios aus allen kreativen Disziplinen zu. Für Designer aus dem UX und UI-Bereich ist sie allerdings ganz besonders wichtig. Anstatt unzählige Projekte zu präsentieren, sollten sie lieber auf fünf bis maximal zehn setzen, diese aber so detailliert wie nur möglich aufbereiten – inklusive Ausgangslage und erkennbarem Lösungsweg. Gutes UX-Design lässt schließlich Probleme verschwinden, sodass ein Screenshot der fertigen Anwendung oder ein Link dazu wenig Aussagekraft hat. »Unser Vorgehen muss nachvollziehbar sein. Wie sollen potenzielle neue Kunden sonst die Qualität unserer Arbeit, die ja weit über schöne Designs hinausgeht, einschätzen können?«, sagt Jennifer Moss von The Geekettez, UX-Beratung und Designstudio aus Berlin und Mannheim. Mit einem dokumentierten Prozess können potenzielle Kunden nicht nur den Aufwand begreifen – vor allem erkennen sie, dass man Probleme strategisch und durchdacht angeht.
Hierbei hilft eine klare Struktur, die für jedes vorgestellte Projekt eingehalten wird. The Geekettez gliedert ihre Case Studies beispielsweise nach folgenden Punkten: Auftraggeber, beteiligte Partner, Aufgabenbereiche und Projektbeschreibung inklusive Bildmaterial. Zudem beantworten die Kreativen jedes Mal die Fragen, was ihnen an dem Projekt am schwersten fiel und was am meisten Spaß gemacht hat. Solche Kategorien lassen die ausführliche Aufbereitung persönlicher wirken und sorgen dafür, dass das Portfolio nicht nur der Akquise dient, sondern auch der Weiterentwicklung des Designers, der sich dadurch selbst immer wieder vor Augen hält, was er gelernt hat und was er gern vertiefen würde.
2. Sein eigener Auftraggeber sein
Für Designer ist es oft nicht einfach, für sich selbst zu arbeiten, schließlich gibt’s kein Budget, keine Deadline und das Feedback von außen fehlt auch. »Deswegen ist es wichtig, eigene Projekte genauso zu behandeln wie die von Kunden«, sagt Sabrina Mattle von young & hyperactive. UX-Kollegen würde sie in Bezug auf die Gestaltung der eigenen Website raten: »Beachtet die Regeln, die ihr für Auftraggeber aufgestellt habt, macht bei euch keine Ausnahmen. Überspringt nicht einfach Schritte in der Konzeption, weil ihr meint, etwas schon zu kennen. Hier steckt die Liebe zum Detail, die eure Geschichte noch spannender machen könnte.«
Auch wenn man bei der eigenen Website die Möglichkeit hat, sich einmal so richtig auszutoben und mit technischen Möglichkeiten zu experimentieren, so sollte man sich davon doch nicht zu sehr verlocken lassen, empfiehlt Sabrina Mattle: »Die Usability darf auf keinen Fall leiden. Wenn User nicht verstehen, wie die Navigation funktioniert oder sogar 10 Sekunden auf das Laden der Animationen warten müssen, haben wir als Designer keinen guten Job gemacht.« Der Ratschlag von Geekette Jennifer Moss passt dazu: »Respektiert die Zeit eurer Besucher! Macht es ihnen so einfach wie nur möglich, innerhalb kürzester Zeit das Wichtigste und Beste über euch zu erfahren.«
3. Animationen und Videos einbauen
Ob freies Projekt oder Auftragsarbeit: Wer UX- und UI-Projekte in seinem Portfolio in statischer Form über Screenshots präsentiert, verpasst eine große Chance, denn erst mithilfe von Animationen oder Videos können sie ihre volle Kraft entfalten. Liz Wells, UX-Designerin aus New York, zeichnet mit einer Screen-Recording-Software die Bedienung der von ihr entwickelten Websites auf, sodass man direkt einen Eindruck von der Usability bekommt. Dies ist auch bei komplexeren Anwendungen wie etwa interaktiven 360-Grad-Animationen möglich. Für die Videoaufzeichnung eignen sich zum Beispiel die kostenlosen Tools Monosnap und Open Broadcaster Studio oder das rund 40 Euro teure Snap von Ashampoo.