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Wood You Mind? Toller Start der Pictoplasma!

Die Pictoplasma hat begonnen. Und zwar mit Parn Aniwat, der aus Holz mitreißende Wesen schnitzt und das mit einer Technik und einer Disziplin, die genauso so spannend wie die Geister sind, die durch seine Arbeiten wehen. Wir haben mit ihm gesprochen.

Wood You Mind ist der Name des Labels von Parn Aniwat, einem thailändischen Holzkünstler, der in Houston, Texas lebt und dort vor einigen Jahren auf seinem kleinen Balkon mit seinem Studio gestartet ist.

Mittlerweile hat er seinen eigenen Raum und reißen Sammler:innen aus der ganzen Welt sich um seine wunderbar fröhlichen Holzfiguren. Meistens dauert es gerade mal einen Tag, bis sie verkauft sind.

Sein Talk hat die Konferenz der 20. Pictoplasma (1.-5- Mai 2024) eröffnet, dazu gibt es neben Partys und Filmscreenings Ausstellungen, die sich durch die gesamte Stadt ziehen und für alle geöffnet sind. Ganz so wie der Character Market, auf dem Artists aus der ganzen Welt am 5.Mai. (12-18 Uhr, Silent Green, Berlin) ihre Arbeiten verkaufen.

Doch am Donnerstag hat erst einmal das dreitägige Konferenz-Programm gestartet – und im Anschluss an Parn Aniwats bejubeltem Talk haben wir ihn bei seinem Workshop getroffen, umgeben von Illustrator:innen, Gamedesigner:innen, Grafiker:innen und vielen anderen Interessierten, die sich an kleinen Holzblöcken versuchten.

»Im Unperfekten liegt die Wahrheit«

Du hast Keramik gemacht und bist, als dein Brennofen kaputtging, eher zufällig zur Holzschnitzerei gekommen. Und warst anfangs gar nicht sicher, ob es etwas für dich ist. Wie hat dein Weg begonnen? Hast du Design oder Ähnliches studiert?
Parn Aniwat: Ich bin Kunstlehrer und bevor ich mit der Keramik angefangen habe, war ich zwei Jahre lang an einer Grundschule in Thailand.

Und jetzt schnitzt du alle diese wunderschönen, verspielten und kindlichen Figuren. Gehören sie zusammen?
Da bin ich mir gar nicht sicher, denn sie haben keine wirkliche Geschichte, die etwas über sie erzählt. Sie kommen aus meinem Inneren und haben sehr viel mit der Geisterwelt zu tun, die bei uns eine lange Tradition hat. Auf der anderen Seite bin ich mit niedlichen Zeichentrickserien aufgewachsen, die ich mit meiner Schwester und meiner Mutter geschaut habe. In meiner Arbeit kommt das alles zusammen und das Leuchtende, das Fröhliche und die Farben verbindet alles.

Also steht jede Figur für sich alleine?
Genau. Und sie leben ganz in der Gegenwart. Am nächsten Tag beschäftige ich mich meistens schon mit einem anderen Charakter. Oft werde ich auch gefragt, ob es mir nicht schwerfällt, sie loszulassen und zu verkaufen. Aber das fällt mir gar nicht schwer. Wenn sie fertig sind, müssen sie ihren eigenen Weg gehen und die Welt entdecken.

Sie alle entstehen aus Holz. Was ist so faszinierend an dem Material?
Egal wie lange du damit arbeitet, gibt dir Holz immer noch Raum, neues zu entdecken. Ich lerne noch immer jeden Tag etwas dazu. Fängt man an mit dem Schnitzen, macht es Spaß wie im Kindergarten, später aber hat es sich für mich in eine Philosophie für ein glückliches Leben verwandelt. Dass man beim Schnitzen wegnimmt, was nicht wichtig ist, hilft mir dabei, nicht nur mein Leben zu ordnen, sondern auch meinen Geist zu leeren. Das ist ein friedvoller Prozess. Ich schnitze jetzt seit fünf Jahren und dachte, ich könnte nach und nach schneller werden. Aber das funktioniert nicht. Das Holz lässt es nicht zu, man muss entspannt und respektvoll mit ihm umgehen. Die Arbeit ist körperlich und magisch zugleich.

Holz hat sein eigenes Leben und kommt mit etwas eigenem zu dir, mit dem du umgehen muss. Es ist eben kein leeres Blatt Papier. Habe ich das richtig verstanden?
Genau und jedes Holz verlangt einen anderen Umgang mit ihm. Und ich benutze viele verschiedene. Manchmal gehe ich auch in den Wald und suche, was mir gefällt.

Gleichzeitig ist der Prozess auch sehr abwechslungsreich, denn du benutzt viele verschiedene Werkzeuge, startest mit der Axt und dann werden die Tools immer kleiner und feiner.
Absolut und dieser Prozess gibt dir sehr viel Raum, zu wachsen. Er ist sehr interessant und offen und manchmal funktioniert ein altes, einfaches Werkzeug viel besser als ein neues raffiniertes.

Wie wichtig sind die Farben für dich? Schließlich sieht dein Monatsplan so aus, dass du drei Wochen lang schnitzt und dann alle entstandenen Figuren nach und nach bemalst.
Ich wohne mit meiner Frau in einem Apartment. Da ist nicht viel Platz und ich muss zum Bemalen alles umräumen. Da ist es besser, alle Figuren zusammen zu bemalen.

Heißt das, du hast ihre Farben noch nicht Kopf, wenn du sie schnitzt?
Nein, die Farben suche ich tatsächlich erst aus, wenn ich anfange, die Figuren zu bemalen.

Sehr interessant ist auch, dass du einen sehr strikten Arbeitsplan hast. Das Schöne am Künstlerdasein ist ja eigentlich auch, dass man sich die Arbeit frei einteilen kann. Du aber arbeitest von 9 bis 17 Uhr, schläft vor Mitternacht und dann 8 Stunden und legst Wert auf 10 Stunden Entspannung. Kommen dir so auch die besten Ideen?
Ideen habe ich rund um die Uhr, auch wenn ich arbeite. Aber es stimmt schon. Die meisten Ideen kommen, wenn ich mich entspanne. Dann bin ich wie ein leeres Glas, das gefüllt werden kann. Deswegen habe ich immer ein Skizzenbuch bereit, auch neben meinem Bett. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass ich mir den strikten Ablauf zugelegt habe, weil ich vorher sehr undiszipliniert war und es mir damit nicht gut ging.

Gleichzeitig arbeitest du im Hocken auf dem Boden und sagst, dass auch das wichtig ist für deine Kreativität.
Weil ich dann jede halbe Stunde aufstehen muss, um die Beine zu entspannen. Die Position und den Zustand zu verändern, ist wichtig.

Du möchtest, dass deine Figuren Freude und Leichtigkeit bringen und glücklich machen. Auch dich selbst.
Am Anfang war ich ein Kunststudent, der seine Technik perfektionieren wollte und unbedingt etwas Ausgefallenes machen. Doch darum geht es mir nicht mehr. Heute liegt die Bedeutung der Kunst für mich in den Gefühlen. Doch wenn ich möchte, dass die Menschen schönes fühlen, dann muss ich selbst erst einmal glücklich sein. Deshalb achte ich auch auf meine geistige Gesundheit.

Würdest du sagen, dass deine Arbeiten nicht nur aufgrund ihrer zuversichtlichen Motive glücklich machen, sondern auch, weil das Glück, dass du bei deiner Arbeit spürst, mit in das Holz fließen?
Das Gefühl kommt immer zuerst. Schönheit ist wie das Cover eines Buches, aber der Inhalt ist das, was zählt. Und ich glaube ganz fest, dass meine Energie und mein Glück beim Schnitzen mit in die Figuren hinein fließen. Auf jeden Fall.

Spielt das Unperfekte dabei auch eine Rolle? Du schleifst deine Figuren ja nicht, sie sind uneben und man sieht die Spuren deiner Arbeit.
Lange wollte ich perfekte und realistische Arbeiten machen. Gerade in meiner Malerei. Aber wenn ich diese Bilder angeschaut habe, dann habe ich zwar die Schönheit gesehen, aber nichts gefühlt. Deswegen wollte ich leichter werden und gleichzeitig tiefer gehen. Und dazu gehört auch das Unperfekte. Im Unperfekten liegt die Wahrheit und auch wer wir selbst sind. Unsere Ohren sind nicht auf gleicher Höhe, unsere Finger sehen unterschiedlich aus und unsere Hände sind ungleich groß. Diese Asymmetrien möchte ich betonen und zeigen, wie schön sie sind. Gleichzeitig möchte ich mit den unebenen Oberflächen auch die Werkzeuge, die ich benutze, ehren. Denn ohne sie könnte ich meine Arbeiten nicht machen.

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