Trends 2012
Ab sofort im Handel: PAGE 02.2012
Editorial: Chapeau!
Kaum da, schon wieder weg – als habe man es aus dem Zylinder gezaubert und wieder hinein. Freilich, der Zaubertrick mit dem Kaninchen ist ein alter Hut, doch genau darin liegt der Reiz der Bildidee von Lisa Hänsch, die sie im Kurs »Editorial Illustration« bei Felix Scheinberger und Rüdiger Quass von Deynen an der Fachhochschule Münster entwickelte. Die Aufgabenstellung war nicht einfach, sollten die Studenten doch unser Titelthema »Designtrends 2012« zu einem Zeitpunkt visualisieren, als wir noch gar nicht mit der Recherche begonnen hatten. Somit galt es, ein konkretes Bild für ein noch abstraktes Thema zu finden, für das schon so oft Kristallkugel und Kaffeesatz herhalten mussten. Was also zeichnet einen Trend aus?
Hypes kommen und gehen, kaum sind sie da, sind sie auch schon wieder weg. Die nachhaltigen Strömungen aber, die weit mehr sind als kurzlebige Modeerscheinungen, sind nur schwer zu identifizieren. Sie bleiben uns lange verborgen, bevor sie plötzlich wie aus dem Nichts auftauchen und sich uns in ihrer Gänze offenbaren. Na, und wer könnte dieses Phänomen wohl besser verkörpern als das weiße Kaninchen im Hut? – Simsalabim: selbiges mal eben unkenntlich gemacht!
Letztlich haben wir uns dann aber doch für einen Wasserfarbklecks von Felix Scheinberger entschieden, weil er den Trendbildungsprozess mit all seinen Unschärfen und Ausuferungen thematisiert und dabei ob seiner Rückkehr zum Analogen wiederum selbst einen Trend beschreibt – wenn auch ganz gewiss nicht den Retrotrend, dem wir in unserer Titelgeschichte ab Seite 20 nachspüren. Denn das wirklich Revolutionäre und Neue am omnipräsenten Hang zum Revival, Recycling und Sampling von bereits Vorhandenem liegt nun mal in der Digitalisierung an sich. Erst sie verwandelt selbst alte Hüte in jene gestaltbare Masse, der das Design und die Technologien von morgen entspringen.
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher
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Schlagwörter:
Kreativbranche
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