Die viel beschworene Next Gen, die mit Smartphones, mit Gaming und YouTube aufgewachsen ist, hat ihre ganz eigene Vorstellung von Design. Ein Glück!
Intuition statt Raster, 3D statt Natur, Spiel statt Ernst – und jede Menge Gefühl: Scrollt man durch die Instagram-Portfolios junger Gestalter, landet man in Bildwelten, die nur wenig mit dem zu tun haben, was an den Hochschulen gelehrt wird. Aufgeplusterte 3D-Typo macht sich breit, Serifen, lang und spitz wie frisch gefeilte Acrylnägel, stechen ins Auge, abstrakte Formen simmern somnambul durch Landschaften jenseits von Natur, in Eiscremetöne getaucht oder in so beißende Farben, als blicke man auf die Leuchtreklame eines Massagesalons.
Mit dem Weißraum, den Grids und dem aufgeräumten Stil des Swiss Design, der Ulmer Schule oder des Bauhauses hat das nichts mehr zu tun. Zeitlosigkeit ist ebenso wenig eine Option wie das Ideal gestalterischer Wahrheit oder einer strukturierten Welt. Die Realität passt in kein Raster mehr. Gendergrenzen sind genauso aufgebrochen wie Lebensentwürfe und die Gewissheit einer goldenen Zukunft.
Wer heute Anfang 20 ist, gehört zur ersten Generation, deren Zukunft von einem akuten Klimawandel bedroht ist, von Einschränkungen und Naturkatastrophen, hineingeboren ins Zeitalter des Anthropozäns, in dem die Natur in all ihren Bereichen vom Menschen verändert ist, gerodet, domestiziert oder durch Genetik manipuliert. Umso wichtiger scheint es, sich zusammenzuschließen und ein neues Miteinander zu suchen, nach innen zu blicken und in Welten, die jenseits der physikalischen liegen.
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