Das Umdenken in Richtung Sustainability hat zwar bei vielen Unternehmen stattgefunden, aber an praktikablen Lösungen mangelt es noch. Wir stellen umweltfreundliche Packaging Designs vor, die als Vorbild dienen können!
Vergleicht man die Geschwindigkeit, mit der sich neue, nachhaltige Materialien für Verpackungen durchsetzen, mit der von Schnecken, kommen einem diese wie Rennpferde vor. Denken wir nur an die Green Fibre Bottle. 2015 begann Carlsberg mit ihrer Entwicklung. Heute, fünf Jahre später, gibt es zwei Prototypen, die erstmals auch für Bier geeignet sind. Der eine verwendet eine dünne recycelte PET-Polymerfolienbarriere, der andere eine biobasierte PEF-Polymerfolienbarriere. Mehr über biobasierte Kunststoffe gibt es hier.
Das eigentliche Ziel von Carlsberg ist aber, eine zu 100 Prozent biobasierte Flasche ganz ohne Polymere zu entwickeln, und bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Wann sie auf den Markt kommen soll? Da hält man sich bedeckt. Irgendwann in den nächsten Jahren. Auch andere große Unternehmen versuchen sich an nachhaltigen Innovationen: Gemeinsam mit dem Verpackungshersteller Albéa arbeitet L’Oréal an einer Kosmetiktube, bei der ein Großteil des Kunststoffs durch ein biobasiertes, papierähnliches Material ersetzt wird. Dadurch und durch den verkleinerten Verschluss lassen sich knapp 50 Prozent des Kunststoffs einsparen. Noch diesen Monat bringt Garnier Bio die Feuchtigkeitspflege Schützender Hanf in solchen Tuben in den deutschen Handel. Seit Frühjahr erhältlich ist die Zahnpasta Smile for good von Colgate – in einer Tube aus dem Hartplastik HDPE, das bislang als zu steif galt, um eine zusammendrückbare Tube herzustellen. Da sie ganz aus HDPE besteht, ist sie besser recycelbar als übliche Zahnpastatuben, die sich in der Regel aus mehreren Lagen Kunstofflaminat und einer dünnen Aluminiumschicht zusammensetzen.
Die Macht der Plastiklobby
Aber muss es überhaupt Kunststoff sein? Start-ups mit Ideen für neue Materialien gibt es genug: etwa die britische Firma MarinaTex, die aus Fischabfällen eine Folie herstellt, die mit gängiger Plastikfolie konkurrieren kann, aber auf dem heimischen Kompost verrottet und, wie MarinaTex-Gründerin Lucy Hughes versichert, keinesfalls nach Fisch riecht. Auch mit Algen, Zuckerrohr oder Resten von Obst und Gemüse wird experimentiert, meist aber bleibt es beim Prototypstadium.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Neue Materialien sind oft teuer, für ihre Verarbeitung braucht es neue Maschinen, eingespielte Abläufe und Lieferprozesse müssen umgestellt werden. Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Macht der Plastiklobby. »Kunststoffe sind in der Produktion tief verwurzelt, sie sind funktional, billig und über Generationen wurde viel Zeit und Geld in ihre Entwicklung gesteckt«, sagt Nick Seston, Head of Creative Production bei der Londoner Agentur Think Tank Creative. »Das gleiche Maß an Investitionen und Forschung wird nötig sein, um Kunststoff durch wirklich nachhaltige Lösungen zu ersetzen.«
So geht's weiter
Packagings dank CO₂-fressender Pilze
Wanted: Zero Waste Packaging
Fast wie Papier: wiederverwendbares Verpackungsmaterial