START: In unserer neuen Serie berichten Designer, welche Podcasts sie gerne hören – beim Arbeiten, bei Regen und um (noch) besser zu werden. Den Anfang macht das Hamburger Designstudio TwoPoints.Net und das hat einiges zu empfehlen!
Das Hamburger Designstudio TwoPoints.Net gestaltet umwerfende, prägnante und spielerische Corporate Designs, Magazine, Schriften und Identities – von dem kunstvollen Redesign Aldis zu der Olympia-Sonderausgabe des US-Sportmagazins ESPN oder der Identity einer Ausstellung in Mexiko.
Wann Lupi Asensio und Martin Lorenz Zeit für ein paar Podcasts finden und wann sie sie dann hören:
Martin: Als Vater junger Kinder in Hamburg hat man viel Zeit für Podcasts. Entweder man ist mit waschen, kochen oder aufräumen beschäftigt oder es regnet. Naja, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Podcasts sind aber eine echte Bereicherung, wenn man Tätigkeiten ausübt, bei denen man nicht viel nachdenken muss, wie zum Beispiel bei der Hausarbeit oder aber auch im Büro beim Illustrieren oder Schriften zeichnen.
Beim Arbeiten
Je nachdem, was ich grad zu tun habe, höre ich also entweder nichts, Musik oder eben Podcasts. Am liebsten höre ich Hörspiel-Podcasts, von fiktiv bis dokumentarisch:
*Ein richtiger Hörspiel-Podcast, den ich bevorzugt an Regentagen höre, ist der WDR Hörspiel Speicher. Nicht alle Podcasts sind fiktive Hörspiele. Es gibt auch eine Reihe an dokumentarischen Hörspielen. Hörspiele höre ich wahrscheinlich am meisten. Selbst schlechte Hörspiele höre ich gerne. Da kriegt man kein schlechtes Gewissen, wenn man nur halb hinhört.
Zum (noch) besser werden
Wenn ich Podcasts zum »besser werden« höre, dann sind das natürlich häufig Podcasts über Design, wie zum Beispiel:
*Typeradio von meinem VLNL Kollegen Donald Beekman, Liza Enebeis und meinen ehemaligen Kommilitonen von Underware. Gegründet im Jahr 2004, ist Typeradio eins der Klassiker unter den Design-Podcasts. Wie der Name schon sagt, liegt bei Typeradio der Fokus auf Schrift und Schriftgestaltern. Die Gesprächsthemen variieren aber je nach Gast stark und sind deshalb auch für Nicht-Schriftgestalter interessant.
*Ein weiterer Klassiker ist Design Matters, initiiert im Jahr 2005 von Debbie Millman. Spannend an Debbies Podcasts ist, dass sie nicht nur Designer und Kreative im Allgemeinen einlädt, sondern auch Wissenschaftler, Schauspieler, Comedians, Schriftsteller und viele andere.
*Noch kein Klassiker, aber auf einem guten Weg dorthin ist Scratching the Surface. Insbesondere das Gespräch mit dem strategischen Designer Bryan Boyer fand ich sehr interessant. Die Gespräche werden über Skype geführt und aufgezeichnet, was ab und zu die Qualität der Aufnahme beeinträchtigt. Die ausführliche Auseinandersetzung mit dem Werdegang der Gäste zeigt aber seltene Einblicke in die oft nicht gradlinige Entstehung erfolgreicher Designer.
*Den einzigen deutschen Podcast über Design, den ich höre, ist formfunk. formfunk hat zwar im Vergleich zu anderen Podcasts wenige Folgen, ich mag aber die Art, wie Matthias Gieselmann die Interviews einleitet, strukturiert und führt. Dem Hörer wird durch die einleitenden Worte der Ort und Grund des Zusammentreffens mit dem Gast schnell näher gebracht. Matthias wirkt gut vorbereitet und die Fragen machen das Interview bis zum Ende spannend.
Bei Regen
Nur Design-Podcasts zu hören, wäre mir allerdings zu eintönig. Ich höre deshalb auch gerne Podcasts über andere Themen. Hier ein kleine Auswahl:
*99% Invisible ist ein sehr interessanter Podcast über Architektur und Design im weitesten Sinne. 99% Invisible führt nicht nur Interviews, sondern entwickelt richtige Dokumentarhörspiele. Die Themen reichen von Städteplanung bis zu künstlichen Lachern bei Sitcoms. Sie sind immer unterhaltsam und ohne große Vorkenntnisse verständlich. Während Design-Podcasts mich häufiger dazu zwingen vorzuspulen, weil ich das Gesagte schon häufiger in ähnlicher Form gehört oder gelesen habe, gibt es bei 99% Invisible immer etwas Neues zu entdecken.
*The Daily von der New York Times. Die Beiträge zu aktuellen Geschehnissen sind spannend aufgemacht. Fast wie Hörspiele. Eigentlich bin ich ja eher The Guardian Leser, aber die Podcasts von The Daily sind einfach besser gemacht.
Immer
Welche eigentlich immer gehen, sind humoristische Podcasts.
Lupi: Ich höre jeden Tag dieses komische Radio-Programm. Es heißt La Vida Moderna (das moderne Leben in Spanisch) und es ist zum Teil Improvisation zwischen drei Komödianten und zum Teil Interaktion zwischen dem Publikum im Radiostudio (90 Personen).
Die Komödianten gründeten vor zwei Jahren ein Land, Moderdonia, in dem jeder mit Sinn für Humor leben darf. In der Mitte des Radiostudios haben sie eine Fahne aufgestellt, die von den Bewohnern von Moderdonia gestaltet wurde. Verschiedene Fachleute (Philosophen, Mathematiker etc.) besuchen das Programm, um zu beschreiben, wie Moderdonia sein würde. Der Name Moderdonia macht den Widerspruch deutlich, im 21. Jahrhundert zu leben und trotzdem immer noch traditionelle (veraltete) Werkzeuge oder Kenntnisse zu verwenden.
Das Programm gibt den Titel »Das moderne Leben ist …« vor und die Hörer können in Twitter vorschlagen, wie der Satz enden soll. Damit ihr seht, was für ein lustiger Unsinn das Programm ist, habe ich hier ein paar Sätze gesammelt:
Das moderne Leben ist:
… einen Bitcoin in der Lücke des Aufzugs verlieren.
… alte Leute, die die Baustellen von Fornite beobachten.
… ein Nacktfoto mit der Post zu verschicken.
… das Grab deines Großvaters mit Google Maps zu besuchen.
… in Ali Express einen Sarg zu kaufen, der nicht rechtzeitig ankommt.
… zu sagen, dass dein Großvater aufgrund der geplanten Obsoleszenz gestorben ist.
… die Hypothek mit deinem Instagram-Namen zu unterzeichnen.
… ist, dass deine Kinder denken, dass der Weihnachtsmann der Lieferant von Amazon ist.
Wenn du Spanisch verstehst und die Realität manchmal zu hart für dich ist, darfst du diesen Podcast nicht verpassen! 😉